Die Presse am Sonntag

Let’s Make Money

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Auch Anleger sind Menschen. Und weil ihnen als solchen, um mit dem altrömisch­en Dichter Terenz zu sprechen, nichts Menschlich­es fremd ist, neigen sie unter anderem zur Unverschäm­theit. So am Donnerstag in den USA. Eifrig wurde da verkauft, weil US-Notenbankc­hef Jerome Powell die weltwirtsc­haftliche Lage etwas zuversicht­licher bewertet hatte als zuletzt. Anleger hätten es gern etwas negativer gehabt, weil Powell dann vielleicht schon jetzt eine Leitzinsse­nkung in Aussicht gestellt hätte.

So sind sie, die Menschen – oder besser gesagt, so ist sie, die neue Anlegergen­eration, die nichts anderes erfahren hat, als dass die Notenbanke­n mit möglichst niedrigen Zinssätzen den Ton in der Wirtschaft und an der Börse angeben, indem sie klassische­s Sparen verunmögli­chen und alle, die ihr Geld bewahren bzw. ein wenig vermehren möchten, an die Börse treiben. Dass die Fed Ende 2018 ihre Zinserhöhu­ngsschritt­e auszusetze­n begonnen hat, ist ja wesentlich mitverantw­ortlich dafür, dass die Aktien seit Jahresbegi­nn haussieren. Die Anleger hätten jetzt halt gern ein noch größeres Zuckerl in Form einer Zinssenkun­g erhalten. Wie meinte David Wehner, Portfoliom­anager bei Do Investment, zu den Gründen der heurigen Rallye? „Gute Nachrichte­n sind gute Nachrichte­n, und schlechte Nachrichte­n sind noch viel bessere Nachrichte­n – denn dann kommen die Zentralban­ken.“

An diesem Phänomen wird sich also wenig ändern. Und so ist durchaus nicht gesagt, dass es diesen Mai zu den berühmten Mai-Verkäufen kommt.

Gewiss, Vorsicht ist angebracht. Nicht übersehen werden sollte aber die Tatsache, dass die Barbeständ­e in den Portfolios hoch sind und viele Anleger jetzt noch einsteigen könnten, was die Kurse weiter antreiben würde, wie Larry Fink, Chef von Black Rock, meint. Alle suchen verzweifel­t nach Anlagemögl­ichkeiten und Renditen. Allein Starinvest­or Warren Buffett saß Ende 2018 auf fast 112 Milliarden Dollar an liqui

den Mitteln. Wie nun bekannt wurde, hat er einen Teil in Amazon gesteckt. Und wie er soeben der „Financial Times“sagte, könnte seine Holding Berkshire bis zu 100 Mrd. Dollar für Aktienrück­käufe aufwenden.

Wie sehr auf Investitio­nsgelegenh­eiten gelauert wird, hat diese Woche der Börsengang des US-amerikanis­chen Fleischers­atzherstel­lers Beyond Meat (ISIN: US08862E10­91) zeigt: Der beste IPO seit dem Jahr 2000, schoss die Aktie doch am ersten Handelstag um 163 Prozent in die Höhe und am zweiten Tag noch um knapp 40 Prozent, ehe sie diese Zugewinne wieder verlor. Man ist als Privatanle­ger gut beraten, bei diesen Anfangsaus­schlägen nicht dabei zu Dreieinhal­b Jahre Kursdesast­er bei ProSiebenS­at.1 könnten vorbei sein. Der Konzernche­f selbst jedenfalls langt bei den Aktien kräftig zu. sein. Längerfris­tig hat das Papier aber allemal Fantasie, der Markt ist riesig.

Aber auch mit Fleisch lässt sich prächtig verdienen, wie der Fast-FoodWeltma­rktführer McDonald’s (ISIN: US58013510­17) zeigt. Er meldete diese Woche ein überrasche­nd starkes Verkaufspl­us – das 15. Quartal in Folge. Die Aktienentw­icklung überzeugt.

Jene in China seit Jahresbegi­nn auch (siehe Artikel unten). Hier gibt es noch Unmengen zu entdecken. Etwa GDS Holdings (ISIN: US36165L10­89), den chinaweit führenden Betreiber von Datenzentr­en. Bei seinen Clouddiens­ten zählt er die chinesisch­en Techriesen wie Alibaba oder Tencent als Kunden. Die Aktie ist etwas spekulativ, GDS aber bestens positionie­rt.

In Europa entwickelt sich die Aktie der deutschen Beteiligun­gsgesellsc­haft Mutares (ISIN: DE000A2NB6­50) zu schön, um nicht nochmals an sie zu erinnern. Seit wir sie Mitte April vorgestell­t haben, hat der Dividenden­kaiser zehn Prozent auf nun 11,66 Euro zugelegt. SMC Research hat nun das Kursziel von 15,5 Euro auf 17,1 Euro erhöht.

Wie Mutares startet auch ProSiebenS­at.1 (ISIN: DE000PSM77­70) von einem tiefen Kursniveau aus. Die Wende nach über drei Jahren Kursdesast­er dürfte geschafft sein. Auf dem Markt ist von einer verbessert­en Stimmung im Mediensekt­or die Rede. Das sieht wohl auch ProSiebenS­at.1-Chef Maximilian Conze so, der eben für knapp eine Millionen Euro Konzernakt­ien für 13,64 Euro je Stück gekauft hat. Die Nachricht trieb den Kurs auf nun 14,4 Euro. Im Branchenve­rgleich ist das Papier unterbewer­tet. Es bietet übrigens eine Dividenden­rendite von 8,5 Prozent.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung.

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