Ein Preis im Namen des »Brückenbauers«
Die Styria Media Group lobt den Fritz-Csoklich-Demokratiepreis aus. Der langjährige Chefredakteur der »Kleinen Zeitung« trat für Demokratie und Toleranz ein – und für einen unabhängigen Rundfunk. Das ist heute so aktuell wie damals.
Am Freitag wurde der Internationale Tag der Pressefreiheit begangen – und es war „kein Freudentag“, wie die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) anmerkte: 80 getötete Journalisten wurden 2018 gezählt, mehr als 170 waren inhaftiert, dazu 150 Blogger. Europa ist im Ranking weiter abgerutscht, sogar hier gab es Morde – und „immer mehr Versuche, die Freiheit der Medien zu beschneiden, unter anderem, indem ihre Glaubwürdigkeit systematisch untergraben wird“, wie EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini feststellte. Auch Österreich ist keine Insel der Seligen und um fünf Plätze zurückgefallen. „Diese rasante Verschlechterung Österreichs liegt vor allem an den zahlreichen verbalen Einschüchterungsversuchen seitens der Regierung“, sagte ROG-Österreich-Vertreterin Rubina Möhring.
Engagement für den Rundfunk. Zuletzt haben vor allem die heftigen FPÖ-Attacken gegen den ORF und „ZiB 2“-Moderator Armin Wolf für besorgte Kommentare im In- und Ausland gesorgt. Gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht unter Beobachtung, was politische Einflussnahme betrifft. Einer, der sich vehement für die Pressefreiheit und für einen unabhängigen Rundfunk starkgemacht hat, war Fritz Csoklich. Am heutigen 5. Mai wäre der engagierte Journalist und langjährige Chefredakteur der „Kleinen Zeitung“90 Jahre alt geworden. Er gehörte vor 55 Jahren neben Hugo Portisch zu jenen, die das erste Volksbegehren der Zweiten Republik starteten, um zu verhindern, dass sich ÖVP und SPÖ den Rundfunk, der als Sprachrohr der Politik betrachtet wurde, nach allen Regeln der Proporz-Kunst untereinander aufteilten. Mehr als 830.000 Menschen unterschrieben, und es kam zu einem neuen Rundfunkgesetz.
Csoklichs Engagement wirkt aber nicht nur in dieser Hinsicht nach: Er habe „sein Leben lang mit Mut und Leidenschaft“gegen jene Entwicklungen gekämpft, die die Menschen auch heute ängstigen: „Spaltung der Gesellschaft, Polarisierung, Zersplitterung der politischen Landschaft“, schreibt Csoklichs Nachnachfolger Erwin Zankel heute in der „Kleinen Zeitung“. Anlass ist die Bekanntgabe des FritzCsoklich-Demokratiepreises, der von der Styria Media Group (u. a. „Kleine Zeitung“, „Die Presse“) im Herbst zum ersten Mal verliehen wird. Csoklich habe „eine von christlichen Prinzipien geprägte Weltanschauung, klare Grundsätze und eine tiefe demokratische Gesinnung mit klaren Standpunkten gehabt“, heißt es dazu. „Er war ein Brückenbauer mit einer unmissverständlichen, demokratischen und toleranten Geisteshaltung.“Sein Ziel sei u. a. die Schließung historischer Gräben (auch mit Süd- und Südosteuropa) und die „Stärkung der gelebten Demokratie“gewesen. Haltung, Werte, Weltoffenheit. Der Preis soll „ganz im Sinn von Fritz Csoklichs Leben und Wirken ein Signal für Haltung, Demokratie, klare Werte und Weltoffenheit setzen“, heißt es weiter. Wer preiswürdig ist, wird eine hochrangig besetzte Jury entscheiden. Jedenfalls soll es eine Persönlichkeit sein, die mit ihrem Leben und Wirken dazu beiträgt, dass „Gegensätze überwunden, physische und geistige Grenzen durchbrochen und damit insgesamt die Demokratie im Inneren und das Verständnis für das Projekt Europa gestärkt werden“.