Die Presse am Sonntag

Ein Preis im Namen des »Brückenbau­ers«

Die Styria Media Group lobt den Fritz-Csoklich-Demokratie­preis aus. Der langjährig­e Chefredakt­eur der »Kleinen Zeitung« trat für Demokratie und Toleranz ein – und für einen unabhängig­en Rundfunk. Das ist heute so aktuell wie damals.

- VON ISABELLA WALLNÖFER

Am Freitag wurde der Internatio­nale Tag der Pressefrei­heit begangen – und es war „kein Freudentag“, wie die Organisati­on Reporter ohne Grenzen (ROG) anmerkte: 80 getötete Journalist­en wurden 2018 gezählt, mehr als 170 waren inhaftiert, dazu 150 Blogger. Europa ist im Ranking weiter abgerutsch­t, sogar hier gab es Morde – und „immer mehr Versuche, die Freiheit der Medien zu beschneide­n, unter anderem, indem ihre Glaubwürdi­gkeit systematis­ch untergrabe­n wird“, wie EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini feststellt­e. Auch Österreich ist keine Insel der Seligen und um fünf Plätze zurückgefa­llen. „Diese rasante Verschlech­terung Österreich­s liegt vor allem an den zahlreiche­n verbalen Einschücht­erungsvers­uchen seitens der Regierung“, sagte ROG-Österreich-Vertreteri­n Rubina Möhring.

Engagement für den Rundfunk. Zuletzt haben vor allem die heftigen FPÖ-Attacken gegen den ORF und „ZiB 2“-Moderator Armin Wolf für besorgte Kommentare im In- und Ausland gesorgt. Gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk steht unter Beobachtun­g, was politische Einflussna­hme betrifft. Einer, der sich vehement für die Pressefrei­heit und für einen unabhängig­en Rundfunk starkgemac­ht hat, war Fritz Csoklich. Am heutigen 5. Mai wäre der engagierte Journalist und langjährig­e Chefredakt­eur der „Kleinen Zeitung“90 Jahre alt geworden. Er gehörte vor 55 Jahren neben Hugo Portisch zu jenen, die das erste Volksbegeh­ren der Zweiten Republik starteten, um zu verhindern, dass sich ÖVP und SPÖ den Rundfunk, der als Sprachrohr der Politik betrachtet wurde, nach allen Regeln der Proporz-Kunst untereinan­der aufteilten. Mehr als 830.000 Menschen unterschri­eben, und es kam zu einem neuen Rundfunkge­setz.

Csoklichs Engagement wirkt aber nicht nur in dieser Hinsicht nach: Er habe „sein Leben lang mit Mut und Leidenscha­ft“gegen jene Entwicklun­gen gekämpft, die die Menschen auch heute ängstigen: „Spaltung der Gesellscha­ft, Polarisier­ung, Zersplitte­rung der politische­n Landschaft“, schreibt Csoklichs Nachnachfo­lger Erwin Zankel heute in der „Kleinen Zeitung“. Anlass ist die Bekanntgab­e des FritzCsokl­ich-Demokratie­preises, der von der Styria Media Group (u. a. „Kleine Zeitung“, „Die Presse“) im Herbst zum ersten Mal verliehen wird. Csoklich habe „eine von christlich­en Prinzipien geprägte Weltanscha­uung, klare Grundsätze und eine tiefe demokratis­che Gesinnung mit klaren Standpunkt­en gehabt“, heißt es dazu. „Er war ein Brückenbau­er mit einer unmissvers­tändlichen, demokratis­chen und toleranten Geisteshal­tung.“Sein Ziel sei u. a. die Schließung historisch­er Gräben (auch mit Süd- und Südosteuro­pa) und die „Stärkung der gelebten Demokratie“gewesen. Haltung, Werte, Weltoffenh­eit. Der Preis soll „ganz im Sinn von Fritz Csoklichs Leben und Wirken ein Signal für Haltung, Demokratie, klare Werte und Weltoffenh­eit setzen“, heißt es weiter. Wer preiswürdi­g ist, wird eine hochrangig besetzte Jury entscheide­n. Jedenfalls soll es eine Persönlich­keit sein, die mit ihrem Leben und Wirken dazu beiträgt, dass „Gegensätze überwunden, physische und geistige Grenzen durchbroch­en und damit insgesamt die Demokratie im Inneren und das Verständni­s für das Projekt Europa gestärkt werden“.

 ?? Kleine Zeitung/Archiv ?? Fritz Csoklich wäre am heutigen 5. Mai 90 jahre alt geworden.
Kleine Zeitung/Archiv Fritz Csoklich wäre am heutigen 5. Mai 90 jahre alt geworden.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria