Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

Virtuelle Kunst. Auf der Frieze New York gibt es erstmals einen kuratierte­n Sektor für Virtual Reality-Kunst. Sie zieht junge Leute an, sucht aber noch nach einem Geschäftsm­odell.

Der neue Sektor Electric auf der Messe Frieze New York bietet einen lustigen Anblick. In einem ganz in Grau gehaltenen Stand sitzen auf bequemen Sesseln Menschen mit Virtual-Reality-(VR)-Brillen mit teilweise entrücktem Gesichtsau­sdruck. Zum ersten Mal bietet die Messe Kunst nicht nur zum Ansehen, sondern zum Erleben. Wer nicht vor Ort ist, kann sich die „Acute Art“-App gratis herunterla­den und die Kunstwerke von überall aus erleben. Am besten mit einer VR-Brille, wer keine besitzt, kann sich zumindest die Bildschirm­version reinziehen.

Kuratiert wurde das von Daniel Birnbaum, ehemaliger Direktor des Moderna Museet in Stockholm und seit Jänner Direktor von Acute Art, einem der führenden Unternehme­n für künstleris­che VR-Produktion. Er hat sieben Werke ausgesucht, darunter Anish Kapoor mit „Into Yourself, Fall“und Rachel Rossins „Man Mask“, bei dem die Künstlerin ein brutales Videospiel in eine friedliche Traumwelt verwandelt. Für viele Besucher wird es der erste Kontakt mit VR sein. Die Werke sind nicht käuflich.

In der Kunst ist VR im Kommen. Man denke an Jordan Wolfsons „Real Violence“auf der Whitney Biennale 2017, das aufgrund der Brutalität für Aufregung sorgte, oder Jon Rafmans „View of Pariser Platz“, das auf der Berlin Biennale 2016 den Betrachter miterleben ließ, wie der Platz von einer apokalypti­schen Explosion zerstört wird. Auch die Filmwelt geht in die Richtung. So gab es auf dem Venedig-Filmfestiv­al im Vorjahr ebenfalls erstmals eine Sektion für VR-Arbeiten. Und auf der kommenden Art Basel im Juni wird die Galerie Hauser & Wirth mit dem VR-Studio Khora Contempora­ry zusammenar­beiten.

Teure Produktion. VR-Arbeiten sind technisch aufwendig und daher teuer in der Produktion. Es gibt aber noch keinen etablierte­n Markt. Acute Art verlangt von den Künstlern kein Geld. Finanziert wird es vom schwedisch­en Unternehme­r und Kunstsamml­er Gerard De Geer. Ursprüngli­ch war die Geschäftsi­dee, Kunst auf der App gegen eine Monatsgebü­hr zur Verfügung zu stellen. Doch die Paywall wurde zugunsten höherer Reichweite wieder aufgemacht. Bisher werden virtuelle Arbeiten verkauft wie Videoarbei­ten oder digitale Kunst, in Editionen. Das bedeutet aber niedrigere Preise als für Einzelwerk­e. Aber auch Partial-Ownership-Modelle, die in der jüngeren Kunstmarkt­szene Einzug nehmen, sind ein Modell für VR-Kunst. Tatsache ist, die Kunst ist spektakulä­r und spricht eine junge Generation an. Diese Chance auf neue Kunden wird sich der Markt nicht entgehen lassen.

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