Let’s make money
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Will man den Effekt von unerwarteten Wendungen studieren und sich dabei auch noch amüsieren, sieht man sich am besten „The Spanish Inquisition“von Monty Python an. In diesem Sketch der britischen Komikertruppe aus den 70er-Jahren platzt Kardinal Ximinez mit zwei Amtskollegen immer wieder auf ein entsprechendes Stichwort hin in den Raum bzw. in das dortige Gespräch zweier Personen und posaunt triumphierend den Stehsatz: „Nobody expects the Spanish Inquisition!“Die Hauptwaffe der Inquisition nämlich, so erklärt er, sei die Überraschung: „Our chief weapon is surprise.“
Donald Trump ist kein Inquisitor. Aber die Hauptwaffe des US-Präsidenten scheint ebenso die Überraschung zu sein. Übrigens ist es eine Ironie der Geschichte, dass Peking sich seinerzeit bei den US-Präsidentenwahlen Trump als Sieger gewünscht hat, weil die Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, zu sehr auf den Menschenrechten herumgeritten wäre.
Was das alles für die Börse bedeutet? Nun, man hat am Montag gesehen, dass Trumps Tweet, in dem er weitere Importzölle auf chinesische Waren angekündigt hatte, die Aktien abstürzen ließ (siehe Artikel unten). Vielleicht ein effizienter Schachzug für einen Deal, den er anstrebt. Für Anleger aber, die sich schon auf eine gütliche Lösung des Handelsstreits eingestellt hatten, eine Erschütterung. Gleichzeitig aber auch eine Erinnerung daran, dass man mit Überraschungen an der Börse buchstäblich immer rechnen muss.
Angst ist an die Börsen zurückgekehrt. Und dennoch muss man die Kirche im Dorf lassen. Vor allem, wenn man langfristig investiert. Gewiss, der chinesische Leitindex Hang Seng hat in dieser Woche fünf Prozent verloren, der EuroStoxx 50 vier und die Nasdaq gut drei Prozent. Und auch DAX und Dow Jones verloren, wenn auch nur um die zwei Prozent. Jedoch darf man nicht vergessen, dass diese Indizes in dieser Reihenfolge seit Jahresbeginn
immer noch mit 10,5, zwölf, über 19, 14 und über elf Prozent im Plus liegen.
China und die USA haben inzwischen viele Geschütze im Handelsstreit aufgefahren. Man ist also gut beraten, wenn man mit weiteren Erschütterungen rechnet. Aber man soll nicht übersehen, dass Trump am Freitag auch von konstruktiven Verhandlungen getwittert hat. Und so kauften Anleger im Späthandel schon wieder zu. Auch soll man nicht übersehen, dass derzeit extrem viel Cash nach Investitionsmöglichkeiten sucht und die Notenbanken weiter eine laxe Geldpolitik verfolgen – ein Umstand, der Starinvestor Warren Buffett dazu veranlasste, Aktien derzeit als „lächerlich günstig“zu bezeichnen.