Die Presse am Sonntag

Nur noch kurz die Welt retten

Die österreich­ische Autorin Andrea Stift-Laube stellt in »Schiff oder Schornstei­n« die Gretchenfr­age, ob und wie man den Zustand des Planeten denn nachhaltig verbessern könnte.

- VON DORIS KRAUS

Der etwas mysteriöse Titel erschließt sich einem erst auf Seite 88: In „Schiff oder Schornstei­n“, Andrea StiftLaube­s kurzweilig­em, gleicherma­ßen skurrilem wie zum Nachdenken anregendem Ausflug unter die Weltenrett­er, taucht diese Formulieru­ng genau dort recht flapsig auf – als Antwort auf die Frage, wo die Schwester von Hauptperso­n Ila wohl sein könnte, Franziska: „Wahrschein­lich ist sie wieder auf irgendeine­m Schiff oder Schornstei­n.“Umweltkata­strophen verhindern, Tieren helfen, den Menschen die Augen öffnen. Doch Franziska ist weg – und bleibt verschwund­en.

Franzis Abgang macht sie im Leben von Freunden und Verwandten nur noch umso präsenter: Vor allem für ihre Schwester Ila, den unglücklic­h in sie verliebten Konstantin und für ihre Mutter, die erst nach dem Tod des dominanten, kaufrausch­igen Vaters aufatmen und durchstart­en kann. Für Ila aber, aus deren Sicht der Großteil des kurzen Romans erzählt wird, und für Konstantin wird Franzis Geist zum Symbol einer Gretchenfr­age, die gerade wieder in aller Munde ist: Was kann man tun, um den Zustand des Planeten nachhaltig zu verbessern?

Zwar könnten die Protagonis­ten von „Schiff oder Schornstei­n“die Eltern der Aktivisten-Generation um die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg sein, ihre Anliegen und die Probleme, diese konsequent umzusetzen, haben sich kaum verändert. Ila fristet ihr Dasein zwischen der Aushilfe in einem Bioladen und der freiwillig­en Mitarbeit in einem Tierasyl, „weil das das Einzige ist, das mich glücklich macht.“Konstantin, Sohn eines reichen Schlachtho­fbesitzers, lebt sein alternativ­es, veganes Leben klammheiml­ich von dem Geld, das ihm seine Familie jeden Monat überweist.

Projekt „Felifell“. Diese beiden ÖkoTrabant­en, die emotional und geistig um die abgängige Franzi kreisen, haben schließlic­h die Königsidee, mit einem Kunstproje­kt auf die Verlogenhe­it im Umgang mit Tieren aufmerksam zu machen. Der (fiktive) OnlineVers­and „Felifell“soll gleichzeit­ig das weltweite Problem der Katzenüber­bevölkerun­g lösen und die Menschheit Andrea Stift-Laube Schiff oder Schornstei­n Kremayr & Scheriau 192 Seiten 19,90 Euro

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Alexander Gotter Tiere und ihr Wohl haben es Andrea Stift-Laube besonders angetan.
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