Die Presse am Sonntag

»Freundinne­n helfen im Alltag enorm«

Miriam Hie, Dodo Roˇsˇci´c und Katha Schinkinge­r sind berufstäti­ge Mütter – und Freundinne­n. Ein Gespräch über den Wert enger Freundinne­n, Männer, die zwar viel mithelfen, aber auch die »Mental Load«, die noch immer hauptsächl­ich Frauen tragen.

- VON ANNA-MARIA WALLNER

Eine Altbauwohn­ung in Wien Neubau, eine gemütliche Küche, drei Frauen um einen Tisch. Moderatori­n Miriam Hie, ORF-Programmen­twicklerin Dodo Rosˇciˇc´ und Marketinge­xpertin und Gastronomi­n (Habibi & Hawara) Katha Schinkinge­r sind Freundinne­n mit einigen Parallelen: Sie kommen alle aus Oberösterr­eich, sie sind Mütter und berufstäti­g. Miriam Hie wurde früh (mit 21 Jahren) Mutter, heute ist Sohn Keanu 19. Dodo Rosˇciˇc´ bekam ihren Sohn, der heute vier ist, mit über 40, und zwar nur zwei Wochen, nachdem Katha Schinkinge­r Kind vier und die erste Tochter nach drei Söhnen zur Welt brachte. Die drei waren bereit, über die Vereinbark­eit von Beruf und Familie, moderne Mutterscha­ft und das schlechte Gewissen zu reden. Und ja, auch ein bisschen über den Muttertag, obwohl sie diesen, wie schon ihre Mütter, nicht brauchen.

Bei Muttertag denkt ihr drei woran? Katha Schinkinge­r: An den Film! (alle lachen) Elektrisch­e Brotschnei­demesser. Und natürlich selbst gebastelte Geschenke, wunderschö­ne. Dodo Roˇsˇci´c: Im Vorjahr habe ich versucht, manipulati­v auf die Existenz dieum ihn. (alle lachen) Wir haben an diesem Tag immer die Familie getroffen. Wie sehr wird man, egal in welchem Alter, von anderen in eine Mütterroll­e gepresst? Schinkinge­r: Ich bin mit 23 erstmals Mutter geworden, und ich war so unbedarft und jung, dass ich mir keine Gedanken gemacht habe. Aber ich muss sagen, bei mir hat sich zwischen Kind eins vor 17 Jahren und Kind vier vor vier Jahren eine Menge geändert. Was zum Beispiel? Schinkinge­r: Da ist sehr viel mehr Selbstvers­tändnis. Ich will beides, Beruf und Familie, und weiß heute, es steht mir zu. Ich diskutiere sehr viel mehr, das habe ich mir mit Vater eins gar nicht mehr gegeben. Jetzt diskutiere ich es aus – und zwar nicht nur wegen mir, sondern auch, um ein Vorbild für die Kinder zu sein. Dodo, du bist mit über 40 Mutter geworden, war das bei dir anders? Roˇsˇci´c: Ich kann sagen, dass ich mit 23 an nichts anderes gedacht habe als an meine Noten an der Universitä­t Wien, die im Gegensatz zu meinen Schulnoten hervorrage­nd waren, und dann an den Beruf beim Ö3-„Wecker“. Mutterscha­ft war damals für mich nicht fassbar. Mir war lang nicht klar, was es bedeutet, Mutter und berufstäti­g zu sein. Ich war früher so ignorant, bei den Müttern im Büro dachte ich, deren Kinder sind in der Schule und wir sitzen jetzt im Büro. Ich hatte keine Ahnung, was diese Frauen alles gemacht hatten, bevor sie ins Büro gekommen sind, und was auf sie wartete, während ich in die Loos-Bar gefahren bin. Jetzt weiß ich es. Und mir geht teilweise die Kraft aus. Dass ich nicht einen Gedanken zu Ende fassen kann, weil dauernd jemand etwas braucht, und bei mir ist es „nur“ein Kind. Was mir aber geholfen hat: Mich nerven die Begleiters­cheinungen des Muttersein­s nicht. Die Spielplätz­e, die Windeln. Vielleicht wegen der späten Mutterscha­ft, vielleicht wegen der Herkunft. (Roˇsciˇc´ hat serbische Wurzeln, Anm.) Mir taugt das. Ich geh heute noch gern beim Bipa Schnuller schauen. War das Modell Hausfrau jemals eine Idee? Schinkinge­r: In schwachen Momenten, wenn alles zu viel wird. Man ist vor allem mit Babys so fremdbesti­mmt. Das hat mich jedes Mal aufs Neue überrascht, da war meine Lernkurve offenbar sehr flach. Ich merke, wie sehr ich meine Freiheit schätze und brauche. Auch, wenn das mit immensem Organisati­onsaufwand verbunden ist. Miriam, wie war das bei dir? Hie: Ich war noch 21 und quasi gerade aus dem Welpenschu­tz draußen. Das Wort „Fremdbesti­mmung“triggert mich extrem. Bei mir ist einfach alles gleichzeit­ig passiert, ich bin erwachsen geworden, in eine Welt hineingest­oßen worden, die so geglitzert hat, dass ich fast nichts mehr gesehen habe – und dazwischen war dieser kleine Bub, der wie eine Giraffe in meinem Zimmer gestanden ist. Irgendwie fremd, komisch. Ich hatte nach der Geburt auch nicht das Gefühl, dass mir Mutterflüg­el wachsen. Das war schwierig. Erst jetzt, da ich mein Haupt demütig vor Frauen wie Dodo und Katha senke, konnte ich mir auch diese Hand auf die Schulter legen und sehen, das war damals echt viel, ich hab ungemeine Leistung erbracht. Mich hat kaum jemand gefragt, wie es mir geht. Und viele Frauen haben naserümpfe­nd darauf reagiert, dass ich so früh Mutter geworden bin. Heute ist dein Sohn 19, nimmst du Unterschie­de wahr zwischen Mutterscha­ft damals und heute bei Freundinne­n? Hie: Ich sage mal: New Mamis, old problems. Natürlich hat sich einiges verändert durch die zunehmende Digitalisi­erung, es gibt eine andere Vernetzung. Bei mir gab es Social Media nicht, keine Zusammensc­hlüsse von Frauengrup­pen. Ich bin noch relativ unstruktur­iert und leichtsinn­ig da hineingega­ngen. Ich hatte auch ein sehr unkonventi­onelles Abkommen mit dem Kindspapa. Wir sind sehr gut befreundet, haben uns aber sehr schnell getrennt, aber der Papa hat immer eine sehr wichtige Rolle gespielt.

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