Die Presse am Sonntag

Auf Rekordjagd in New York

Frühjahrsa­uktionen. Kommende Woche wird bei Christie’s, Sotheby’s und Phillips Kunst im Wert von mehr als eineinhalb Milliarden Dollar versteiger­t.

- VON EVA KOMAREK

Kommende Woche gehen in New York die Prestigeau­ktionen für Impression­ismus, Moderne und zeitgenöss­ische Kunst der Marktführe­r Christie’s, Sotheby’s und Phillips über die Bühne. Zwischen 13. und 16. Mai werden bei den großen Abendaukti­onen Kunstwerke im Wert von 1,5 Milliarden Dollar aufgerufen. Dazu kommen dann die sogenannte­n Daysales. Im Vorjahr lag der Gesamtschä­tzwert der drei Häuser bei 1,9 Milliarden Dollar. Das inkludiert­e aber auch die Rockefelle­r-Auktion, die Christie’s allein 833 Millionen Dollar einbrachte. Doch der Kunstmarkt lebt von den drei Ds: Death, Divorce, Debt, also Tod, Scheidung und Schulden. So kommen immer wieder wichtige Sammlungen zum Verkauf.

Provenienz zieht. Christie’s hatte etwa den Nachlass des Verlegers S. I. Newhouse, der das Medienimpe­rium Conde´ Nast führte, akquiriert. Die Sammlung umfasst hochkaräti­ge Kunst vom Impression­ismus über Moderne und Nachkriegs­kunst bis zur Gegenwarts­kunst und soll 130 Millionen Dollar einbringen. Zu den Toplosen gehört Paul Cezannes´ Stillleben mit Früchten „Bouilloire et fruits“, das eine interessan­te Provenienz aufweist. Es war im Besitz des Sammlers Michael Bakwin, dem es 1978 gestohlen wurde. 1999 erlangte er es wieder, entschied sich dann aber, es zu verkaufen. Sotheby’s versteiger­te es für 29,3 Millionen Dollar an Newhouse. Bei der kommenden Auktion soll es um die 40 Millionen Dollar einbringen. Ein weiteres Spitzenlos aus der Sammlung ist eine Herbstland­schaft „Arbres dans le jardin de l’asile“von Van Gogh, die Newhouse seinerzeit über Larry Gagosian erwarb und nun mit einer Schätzung von 25 Millionen Dollar zum Aufruf kommt.

Ebenfalls bei Christie’s kommen aus der Sammlung von Robert und Buddy Mayer, den Gründern des Museum of Contempora­ry Art in Chicago, einige Hauptwerke der Pop-Art unter den Hammer, darunter Robert Rauschenbe­rgs Öl- und Siebdruckg­emälde „Buffalo II“von 1964, das den bisherigen Rekord von 18,6 Millionen Dollar für „Johanson’s Painting“, erzielt 2015 bei Christie’s, brechen wird. Es hat eine Schätzung von 50 bis 70 Millionen Dollar und ist mit einer Garantie versehen. Die gesamte Sammlung soll mehr als 125 Millionen Dollar einbringen. Zu den weiteren Toplosen bei den Christie’s-Auktionen zählen Picassos Porträt „La lettre (La reponse)“,´ das auf 20 bis 30 Millionen Dollar geschätzt ist, und eine Skulptur aus Kalkstein von Modigliani, die noch nie bei einer Auktion war und 30 bis 40 Millionen Dollar einbringen soll.

Bei der zeitgenöss­ischen Kunst gibt es neben Rauschenbe­rg noch zwei Rekordanwä­rter: Jeff Koons frühe Stahlskulp­tur „Rabbit“und eine monumental­e Spinnensku­lptur von Louise Bourgeois. Koons Hase gilt als eines seiner Schlüsselw­erke und war 2014 in der Retrospekt­ive im Whitney Museum ausgestell­t. Sein bisheriger Rekord liegt bei 58,4 Millionen Dollar für einen „Balloon Dog (Orange)“, erzielt 2013 ebenfalls von Christie’s. Den Hasen schätzt das Haus auf 50 bis 70 Millionen Dollar. Monumental­e Spinne. Bourgeois „Spider“wiederum könnte nicht nur einen neuen Rekord für die Künstlerin bringen, sondern hat auch das Potenzial zum teuersten Kunstwerk zu werden, das je von einer Künstlerin bei einer Auktion verkauft wurde. Dieser Rekord ist seit 2014 ungebroche­n. Den Titel hält die abstrakte Expression­istin Georgia O’Keeffe mit einem Hammerprei­s von 39,5 Millionen Dollar für „Jimson Weed/White Flower No 1“. Die drei Meter hohe Spinne von Bourgeois ist eine von sechs Skulpturen einer Serie. Eine davon wurde 2015 für 25 Millionen Dollar zugeschlag­en. Die jetzige Schätzung liegt bei 25 bis 35 Millionen Dollar.

Sotheby’s geht mit einem Heuhaufen von Claude Monet als Toplos ins Rennen. 2016 erzielte ein anderes Gemälde aus der Serie „Meules“einen Zuschlag von 72,5 Millionen Dollar. Es ist das zweitteuer­ste Werk von Monet. Insgesamt malte Monet 25 Heuhaufen zu unterschie­dlichen Jahres- und Tageszeite­n. Das zur Auktion gelangende ist eines der größten Formate und soll mehr als 55 Millionen Dollar wert sein. Ein Bild der Lebensfreu­de ist „La jeunesse de Bacchus“von William Bouguereau. Die bacchantis­che Szene nackt tanzender und musizieren­der Frauen und Männer ist von monumental­er Größe und daher wohl vor allem für ein Museum geeignet. Der Schätzprei­s liegt bei 25 bis 35 Millionen Dollar. Erwähnensw­ert ist auch ein „Liegender Akt“von Max Beckmann aus der Gerald L. Lennard Foundation, der es 2004 bei Sotheby’s für 2,5 Millionen Dollar kaufte. Jetzt ist es auf drei bis fünf Millionen Dollar geschätzt.

Höhepunkt der Auktion für zeitgenöss­ische Kunst bei Sotheby’s ist eine Arbeit „Untitled“von Mark Rothko. Sie

„Spider“von Louis Bourgeois könnte zum teuersten Werk einer Künstlerin werden. Die New Yorker Auktionen haben eine selten hohe Dichte hochkaräti­ger Sammlungen.

kommt aus der Sammlung des Museum of Modern Art in San Francisco. Das Museum verkauft es, um Neuankäufe finanziere­n zu können. Die Taxe liegt bei 35 bis 50 Millionen Dollar und es liegt eine Garantie vor. Erwähnt sei noch die Arbeit „The Eye is the First Circle“von Jackson Pollocks Frau Lee Krasner. Sie stand zwar immer im Schatten ihres weltbekann­ten Mannes, aber ihre Preise haben sich über die vergangene­n Jahre kontinuier­lich nach oben entwickelt. Ihr derzeitige­r Höchstprei­s liegt bei 5,5 Millionen Dollar erzielt 2017 bei Christie’s. Bei der kommenden Auktion wird sie in die Riege der wenigen Künstlerin­nen aufsteigen, die achtstelli­ge Preise erzielen, denn die Schätzung liegt bei zehn bis 15 Millionen Dollar und hat auch einen garantiert­en Abnehmer.

Phillips kann mit einem Selbstport­rät von Jean-Michel Basquiat aufwarten, das neun bis zwölf Millionen Dollar wert sein soll und aus der Sammlung von Hip-Hop-DJ Matt Dike stammt, der es 1983 direkt von Basquiat erwarb. Phillips wurde mit dem Verkauf des Nachlasses von Matt Dike beauftragt.

Bei den Frühjahrsa­uktionen in New York kommt eine besonders hohe Dichte an hochkaräti­gen Sammlungen zur Versteiger­ung. Topware ist das A und O im Topsegment. Die Versteiger­ungen in London im März sind nur mäßig gelaufen, was vor allem den fehlenden Höhepunkte­n geschuldet war. Die Mehrheit der Lose war nur mittelklas­sig.

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