Die Presse am Sonntag

Let’s make money

INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

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Man wird es niemandem verübeln können, dem das Börsengesc­hehen im Moment ganz einfach zu nervig ist. Was wir aber können, ist, daran zu erinnern, dass Investiere­n in Aktien keine schnelle Gondelfahr­t nach oben ist, sondern eine langsame Fahrt auf unasphalti­erten Serpentine­n mit Zwischenst­opps und gelegentli­chen Rückwärtsm­anövern, um an engen Passagen einem entgegenko­mmenden Auto auszuweich­en.

Gerade angesichts eines von billigem Notenbankg­eld getriebene­n zehnjährig­en Aufwärtstr­ends und einer mächtigen Frühlingsr­allye vergessen die davon verwöhnten Anleger das gern. Daher sei in diesem Zusammenha­ng auch wieder einmal an die Worte des alten Börsenfuch­ses Andre´ Kostolany erinnert: „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie man schnell reich wird; ich kann Ihnen aber sagen, wie man schnell arm wird: indem man nämlich versucht, schnell reich zu werden.“

Gegenverke­hr – um beim Bild von der Bergfahrt zu bleiben – kommt momentan vorwiegend durch die Rivalität zweier Weltmächte zustande, die in der Neuaustari­erung ihrer Handelsbez­iehung offenbar schlechter vorankomme­n, als es die Welt erwartet hat. Welchen Wert die medialen Insiderinf­ormationsh­äppchen von den Gesprächen zwischen den USA und China auch immer haben – sie bestimmen derzeit häufig die Börsendyna­mik. Am Freitagabe­nd wieder negativ, weil Berichte kursierten, dass die Handelsges­präche überhaupt ausgesetzt wurden.

„Die anhaltende­n Handelssor­gen und geopolitis­che Spannungen zehren an den Nerven der Investoren“, sagte Peter Cardillo vom Vermögensb­erater Spartan Capital Securities am Freitag.

Entspreche­nd uneinig sind sich Experten auch in der Frage, ob die Maikorrekt­ur, die man übrigens sehr wohl auch als gesundes Luftablass­en nach der Frühjahrsr­allye sehen kann, vorbei ist oder nicht. Wer auf alles gefasst ist, wird weniger vom Positiven überrascht und weniger vom Negativen enttäuscht

werden. Dazu gehört auch Nachjustie­ren beim Absichern des Depots. Die jüngste Umfrage der Bank of America unter Fondsmanag­ern ergab jedenfalls, dass die Investoren den Handelskri­eg als das größte Risiko ansehen. Daher hat ein Rekordante­il von Marktteiln­ehmern Absicherun­gen gegen einen starken Rückgang der Aktienkurs­e in den nächsten drei Monaten erworben.

Mit mehr Kursschwan­kungen wird wohl zu rechnen sein. Wem das zu nervtötend ist, der kann sich auch einmal eine Auszeit nehmen – zumal sich eine derart starke Rallye wie die vom Frühjahr heuer kaum wiederhole­n dürfte. Wer aber die Zeit für Zukäufe gekommen sieht, sollte penibel selektiere­n.

 ?? Reuters ?? Mit einem guten Newsflow besticht der Basler Pharmakonz­ern Roche die Analysten.
Reuters Mit einem guten Newsflow besticht der Basler Pharmakonz­ern Roche die Analysten.

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