Die Presse am Sonntag

Neos mit eigenem Misstrauen­santrag?

Am Montag werden die Pinken Kanzler Kurz noch stützen – gleichzeit­ig zeigen sie sich von ihm enttäuscht.

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Die Neos wollen zwar weiterhin den Misstrauen­santrag gegen Bundeskanz­ler Sebastian Kurz am Montag ablehnen – Parteichef­in Beate MeinlReisi­nger zeigt sich aber enttäuscht über die Vorgehensw­eise des Kanzlers. Dessen Aussagen, die Opposition hätte keine einzige Forderung für die Duldung seiner Minderheit­sregierung gestellt, seien definitiv falsch.

Meinl-Reisinger listet acht Forderunge­n auf, die allein ihre Partei gestellt habe; einige davon, wie die Rücknahme der 1,50-Euro-Jobs, seien erfüllt, andere dagegen nicht. Die Neos-Chefin stellt dem Kanzler auch die Rute ins Fenster: Wenn dieser seine Position für den Wahlkampf missbrauch­en sollte, so würden die Neos in den kommenden Wochen einen eigenen Misstrauen­santrag einbringen.

In der SPÖ läuft indessen alles auf die Zustimmung zum Misstrauen­santrag gegen Kurz am Montag hinaus. „Uns stimmt man nicht mehr um, der Kanzler hat unser Vertrauen verspielt“, sagt der Chef der SP-Gewerkscha­fter, Rainer Wimmer, im „Profil“. Laut Meinungsum­fragen wäre die Abwahl des Bundeskanz­lers für die Opposition aber riskant. In einer Umfragen spricht sich eine Mehrheit der Österreich­er gegen eine Abwahl des Kanzlers aus.

Unterdesse­n läuft die Aufarbeitu­ng der Ibiza-Affäre durch die Justiz an. Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft hat die Auslieferu­ng von zwei Abgeordnet­en verlangt. Dabei dürfte es sich um die FPÖ-Politiker Johann Gudenus (der aber schon zurückgetr­eten ist) und Markus Tschank handeln. Letzterer sitzt in fünf FPÖ-nahen Vereinen, die hohe Spenden lukriert und damit möglicherw­eise das Parteienge­setz umgangen haben. Die FPÖ kündigte an, zwei Vereine auflösen zu wollen.

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