Let’s make money
INFORMATIONEN FÜR ZEITGENOSSEN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN
Nachdem wir hier kürzlich schon Andre´ Kostolany mit der Börsenweisheit zitiert haben, dass der Wunsch nach schnellem Reichtum meist in schneller Armut endet, wollen wir heute jene Aussage von ihm nachlegen, die die von Überraschungen geprägte aktuelle Börsensituation am besten trifft. „Das Gefährlichste an der Börse“, sagte der Börsenfuchs, „ist die Überraschung. Dabei können nur die wenigsten Börsianer ihre Ruhe und Objektivität bewahren.“
In der Tat bringt der Satz auf den Punkt, was wir im Moment wieder sehen. Die Überraschung – das beliebteste Mittel von US-Präsident Donald Trump generell und im Handelskonflikt mit China im Besonderen – führt zu Kursausschlägen in beide Richtungen. Und zwar meist zu übertriebenen. Das war vor Jahrzehnten schon so. Und das ist heute in Zeiten eines notenbankgetriebenen Kapitalmarktes, der seine Teilnehmer seit einem Jahrzehnt verwöhnt, eher noch mehr der Fall.
Überraschungen sind Gift für Anleger, da sie die Volatilität anfachen. Vor allem dann, wenn man nicht zu den wenigen gehört, die die Nerven haben, um „Ruhe und Objektivität“zu wahren. Kalt-warm-Duschen kennzeichnen die gegenwärtige Börsensituation.
Am Freitag ging es wenigstens warm ins Wochenende, weil US-Präsident Donald Trump in Aussicht gestellt hatte, dass der Streit über den Netzwerk-Ausrüster Huawei im Rahmen eines Handelsabkommens zwischen den USA und China beigelegt werden könnte. Aber wenn so eine vage Aussage schon zur Erleichterung führt, versteht man, an welch dünnem Faden derzeit alles hängt. Eine adäquate Einschätzung der Situation wird dadurch erschwert, dass nicht bekannt ist, wo sich die Verhandlungen spießen. Was man annehmen kann, ist, dass beide Seiten eine Lösung brauchen – schon allein, weil andernfalls das Risiko einer negativen Auswirkung auf die Konjunktur angesichts der US-Wahlen 2020 zu hoch wäre. Noch, freilich, wird die von
Überraschungen geprägte Unsicherheit anhalten, zumal das Brexit-Thema durch den angekündigten Rücktritt von Premierministerin Theresa May in unklarer Form zurückkehrt.
Was als Anleger tun? Wenn nicht schon passiert, vielleicht doch einmal insofern das Depot ausmisten, als man jene Titel rauswirft, die schon lange nichts mehr abwerfen und auch in der Frühjahrsrallye geschwächelt haben. So kommt man immerhin zu einem gewissen Cash, den man beizeiten zum Nachkaufen braucht. Außerdem wieder einmal das Depot nach ausreichender Diversifikation hin durchforsten. Und gegebenenfalls Absicherungen wie Stop-Loss-Order überlegen, Der Müll wird nicht weniger. Das Geschäft für die Entsorger auch nicht. In den USA profitiert die Aktie des Branchenprimus ganz besonders. wobei keine völlig überzeugend ist, wie morgen in einer ausführlichen Analyse dazu in der „Presse“zu lesen sein wird.
Will man neue Aktien auf den Schirm nehmen, drängt sich auf lange Sicht natürlich was ökologisch Relevantes auf. Neben dem vor zwei Wochen hier vorgestellten, norwegischen Abfallspezialisten Tomra Systems (ISIN: NO0005668905), dessen Aktie seither um über zehn Prozent gestiegen ist und die sich auch weiterhin gut entwickeln sollte, ist der größte US-Abfallentsorger Waste Management (ISIN: US94106L1098) einen Blick wert. Seit China keinen Müll mehr importiert, läuft das Entsorgungsgeschäft in den USA umso besser. Waste Management, an dem auch Bill Gates beteiligt ist, expandiert konsequent. Die Aktie marschiert seit Jahren unbeirrt nach oben.
Eine gewisse Sicherheit in Zeiten wie diesen – auch angesichts der Niedrigzinsen – bieten Immobilien. Der deutsche Branchenprimus Vonovia (ISIN: DE000A1ML7J1) profitiert von der Wohnungsnot. Barclays geht von weiter starken Erträgen aus und hat die Aktie, die 47,8 Euro kostet, am Donnerstag von 48 auf 54 Euro angehoben. Das Votum bleibt bei Übergewichten.
Und hierzulande hat es der Mineralölkonzern (ISIN: AT0000743059) den Analysten von Berenberg angetan. Sie starteten am Donnerstag die Coverage mit „Buy“und einem Kursziel von 60 Euro. Viel Luft nach oben für eine Aktie, die 43,2 Euro kostet. Nach einer Zeit der Übernahmen habe nun eine Phase des Schuldenabbaus und des Dividendenwachstums begonnen. Bei Letzterem gebe es einen „bedeutenden Spielraum“.
Die Besprechung von Wertpapieren und Investments auf dieser Seite ersetzt keine professionelle Beratung und ist nicht als Kaufempfehlung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwicklung.