Mit großer Eile an die letzte Meile
Jetzt steigen die Autohersteller ein: E-Scooter entwickeln sich zum Milliardengeschäft.
BMW ist zu gratulieren: Die Marke hat soeben das langsamste Modell ihrer langen Geschichte angekündigt. Im September soll es auf den Markt kommen, maximal 20 km/h wird es schnell sein.
Freilich kein Auto oder Motorrad – ein E-Scooter ist die heiße Premiere im Herbst. Was ihm an Geschwindigkeit mangelt, macht er vielleicht mit dem Tarif wett: Mit 799 Euro (Verkaufspreis in Deutschland; Österreich-Preis noch offen, aber absehbar darüber) rollt der „BMW E-Scooter“mühelos ins preisliche Spitzenfeld des aktuellen Angebots. Leichtgewicht. Wer auf den elektrischen Antrieb verzichtet und selber tritt, kommt mit 200 Euro davon. Entwickelt wurde die Gerätschaft vom Schweizer Hersteller Micro. Besonderheit – vom prestigeträchtigen PropellerLogo abgesehen – ist das geringe Gewicht von neun Kilogramm. Der 150-Watt-Motor – klassischer Hinterradantrieb, was sonst – bezieht seine Energie aus einem Lithium-Ionen-Akku, der am Netz binnen zwei Stunden wieder voll aufgeladen ist.
Kostengünstiger steigt man mit dem von Segway entwickelten Elektroscooter „eXS“von Seat aus (oder auf ), dessen Motor 300 Watt leistet, der aber 12,5 Kilogramm wiegt. Dafür lässt es sich bis zu 25 km/h schnell rollen. Die Batterie fasst 187 Wh und ist in 3,5 Stunden aufgeladen. Preis in Österreich: 599 Euro.
Schon im vergangenen Jahr hat VW einen Elektroscooter namens „Cityskater“angekündigt, der aber noch nicht gebaut wird und erst bis zum Ende des Jahres fertig sein soll. In der Zwischenzeit wurde eine Partnerschaft mit dem chinesischen Hersteller Niu ausgerufen, Zweck ist die gemeinsame Vermarktung von „Mikromobilität“. Angebote für die sogenannte letzte Meile, die offenbar niemand mehr zu Fuß zurücklegen will, werden die Umsätze der Autohersteller kaum befeuern – auch wenn das Consultingunternehmen BCG mit einem Marktvolumen von 40 bis 50 Mrd. US-Dollar bis 2025 rechnet. Die Wertschöpfung der durchwegs fremdproduzierten Gefährte kann als vernachlässigbar eingestuft werden. Mehr zählt der Imagefaktor.