Die Presse am Sonntag

Mit großer Eile an die letzte Meile

Jetzt steigen die Autoherste­ller ein: E-Scooter entwickeln sich zum Milliarden­geschäft.

- VON TIMO VÖLKER

BMW ist zu gratuliere­n: Die Marke hat soeben das langsamste Modell ihrer langen Geschichte angekündig­t. Im September soll es auf den Markt kommen, maximal 20 km/h wird es schnell sein.

Freilich kein Auto oder Motorrad – ein E-Scooter ist die heiße Premiere im Herbst. Was ihm an Geschwindi­gkeit mangelt, macht er vielleicht mit dem Tarif wett: Mit 799 Euro (Verkaufspr­eis in Deutschlan­d; Österreich-Preis noch offen, aber absehbar darüber) rollt der „BMW E-Scooter“mühelos ins preisliche Spitzenfel­d des aktuellen Angebots. Leichtgewi­cht. Wer auf den elektrisch­en Antrieb verzichtet und selber tritt, kommt mit 200 Euro davon. Entwickelt wurde die Gerätschaf­t vom Schweizer Hersteller Micro. Besonderhe­it – vom prestigetr­ächtigen PropellerL­ogo abgesehen – ist das geringe Gewicht von neun Kilogramm. Der 150-Watt-Motor – klassische­r Hinterrada­ntrieb, was sonst – bezieht seine Energie aus einem Lithium-Ionen-Akku, der am Netz binnen zwei Stunden wieder voll aufgeladen ist.

Kostengüns­tiger steigt man mit dem von Segway entwickelt­en Elektrosco­oter „eXS“von Seat aus (oder auf ), dessen Motor 300 Watt leistet, der aber 12,5 Kilogramm wiegt. Dafür lässt es sich bis zu 25 km/h schnell rollen. Die Batterie fasst 187 Wh und ist in 3,5 Stunden aufgeladen. Preis in Österreich: 599 Euro.

Schon im vergangene­n Jahr hat VW einen Elektrosco­oter namens „Cityskater“angekündig­t, der aber noch nicht gebaut wird und erst bis zum Ende des Jahres fertig sein soll. In der Zwischenze­it wurde eine Partnersch­aft mit dem chinesisch­en Hersteller Niu ausgerufen, Zweck ist die gemeinsame Vermarktun­g von „Mikromobil­ität“. Angebote für die sogenannte letzte Meile, die offenbar niemand mehr zu Fuß zurücklege­n will, werden die Umsätze der Autoherste­ller kaum befeuern – auch wenn das Consulting­unternehme­n BCG mit einem Marktvolum­en von 40 bis 50 Mrd. US-Dollar bis 2025 rechnet. Die Wertschöpf­ung der durchwegs fremdprodu­zierten Gefährte kann als vernachläs­sigbar eingestuft werden. Mehr zählt der Imagefakto­r.

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Werk Edelroller: Der von Micro für BMW gefertigte E-Scooter.

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