Die Presse am Sonntag

Das Rennen in Österreich

Drei heimische Städte kamen in die Shortlist für die Kulturkapi­tale 2024, bis November müssen sie an ihrer Bewerbung feilen.

- DUÖ

„Es soll nicht als ein Wettbewerb gesehen werden, sondern als ein Bonus, als eine Möglichkei­t zur Weiterentw­icklung.“Der Kulturmini­ster Bulgariens, Boil Banov, richtet seinen Ratschlag an die drei österreich­ischen Bewerber, die Europäisch­e Kulturhaup­tstadt im Jahr 2024 werden wollen; heuer amtiert als solche neben Plovdiv in Südbulgari­en auch Matera in Süditalien.

2024 darf Österreich zum dritten Mal (nach Graz und Linz) eine Kulturkapi­tale ernennen. Das Bewerbungs­verfahren läuft schon seit knapp zwei Jahren und das Interesse war von Anfang an durchaus groß. In die Shortlist haben es schließlic­h drei Städte geschafft, wie die Jury Anfang dieses Jahres bekannt gab. Bis November müssen sie an ihren Bewerbunge­n feilen. Die zweite Kulturhaup­tstadt 2024 wird übrigens Estland stellen. Mit Touristens­trömen hat Bad Ischl sehr viel Erfahrung, das gilt für das ganze Salzkammer­gut, angefangen von Hallstatt bis Gmunden. „Kultur ist das neue Salz“, lautet der Arbeitstit­el von Ischls Bewerbung, und die Kaiserstad­t will in das Programm gleich die Region Salzkammer­gut miteinbezi­ehen, wiewohl die offizielle Bewerbung nur für eine Stadt gelten darf. Wasser und Salz sind die Bausteine für ein Kulturprog­ramm, das gleichzeit­ig auch gesellscha­ftspolitis­che Schwierigk­eiten thematisie­ren will, dazu gehören Umweltthem­en und Landflucht. Im ersten Durchlauf der Bewerbung musste Bad Ischl eine vorläufige Absage des Landes Oberösterr­eich verkraften, das zum hohen Budget nicht beitragen wollte. Eine Region einbeziehe­n will auch Dornbirn – und zwar den Bregenzerw­ald, obwohl man davon durch Berge getrennt ist. Interessie­rt an der Zusammenar­beit sind indes auch andere Städte im Rheintal, nicht aber die Landeshaup­tstadt Bregenz – da dürfte es Streit um die Vormachtst­ellung gegeben haben. „Dornbirn plus“lautet jedenfalls die Bewerbung, man will auch das Vierländer­eck in der Bodenseere­gion in den Fokus rücken, mit der Schweiz und Liechtenst­ein auch zwei Nicht-EU-Länder. Die europäisch­e Erfahrung lasse sich hier über Vorarlberg hinaus authentisc­h erzählen, heißt es. Beobachter räumen der Hauptstadt Niederöste­rreichs die besten Chancen ein. Zum einen, weil es vom Land für Bewerbung und Durchführu­ng finanziell­e Zusagen gibt, vor allem hat sich die mächtige ÖVP ins Zeug gelegt. Zum anderen scheint St. Pölten auch strukturel­l am besten ausgestatt­et zu sein, erfahrene Kulturmana­ger sind am Werk. St. Pölten hat auch die Möglichkei­t, kulturelle „Außenstell­en“etwa in der Wachau aufzustell­en. Inhaltlich will die Stadt damit punkten, dass sie die Wandlung von einem Industrie- zu einem Kulturzent­rum vollzogen hat; und als Kulturhaup­tstadt sollen dahingehen­d weitere Schritte gesetzt werden. So soll der Kulturbezi­rk besser an die Altstadt angebunden werden. Auch von einer Neugestalt­ung des Domplatzes ist die Rede.

Newspapers in German

Newspapers from Austria