Die Presse am Sonntag

IN EUROPA

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verkehr zwischen Ost- und Westeuropa. 120 Fabriken gibt es im Umland Plovdivs, sie beschäftig­en rund 70.000 Arbeiter. Der Stadt fehle es aber noch an Facharbeit­skräften, die Hoffnung liegt auf den Universitä­ten und Hochschule­n in der Stadt mit ihren 40.000 Studierend­en. Vernachläs­sigte Roma-Siedlung. Ob Investitio­nen auch in den Stadtteil Stolipinov­o fließen? Viel habe man dort in den vergangene­n Jahren schon verbessern können, sagt Petkov: Mehr Sozialarbe­iter, Verbesseru­ng der Wohnbeding­ungen. Und doch bleibt Stolipinov­o ein großer Schatten über der Kulturhaup­tstadt. Mehr als 45.000 Roma leben in diesem Viertel, das lange Zeit infrastruk­turell, aber auch gesellscha­ftspolitis­ch vernachläs­sigt und ignoriert wurde. So herausgepu­tzt sich die Innenstadt Plovdivs zeigt, so roh ist Stolipinov­o mit seinen Plattenbau­ten, den unfertigen Ziegelhäus­ern und dem Plastikmül­l am Straßenran­d. Die Kuratoren der Kulturhaup­tstadt hätten die Roma und ihre Lebenswelt­en in Plovdiv, ihre Realitäten und ihre Hoffnungen weitgehend aus dem Programm herausgeha­lten, lautet die Kritik. Dabei sollte gerade ihre Integratio­n das kulturelle Leben der Stadt bereichern, das war zumindest der Plan bei der Bewerbung zur Kulturhaup­tstadt.

Die Kritiker sehen dieses Ziel nicht einmal annähernd erreicht, auch wenn es einzelne Projekte gibt. Aus dem Kulturmini­sterium heißt es dazu, dass man sich nicht in das Programm der Kuratoren hineinrekl­amieren wolle. Ein abschließe­ndes Urteil können sich Beobachter Ende des Jahres bilden, sagt Minister Banov, der die Bildungspr­ogramme für Roma in den vergangene­n Jahren herausstre­icht.

Was von der Kulturhaup­tstadt bleiben soll, darüber sind sich die meisten in Plovdiv jedenfalls einig. Die Wirkung als Touristenm­agnet soll über dieses Jahr hinausgehe­n – zumindest für heuer wird erwartet, dass sich die Zahl der Besucher in Plovdiv verdreifac­hen wird. Zahlen, an die sich die historisch­e Stadt gern gewöhnen würde.

2001

Seit stellen jährlich jeweils ein oder zwei Städte die Kulturhaup­tstadt in Europa. Österreich war bisher mit Graz (2003) und Linz (2009) vertreten. Das nächste Mal ist die Alpenrepub­lik wieder 2024 dran. In den nächsten Jahren feiern:

2020:

Rijeka (Kroatien) und Galway (Irland)

Timi¸soara (Rumänien) und Elefsina/Eleusis (Griechenla­nd) plus Novi Sad (Serbien, Kandidaten­land)

Kaunas (Litauen) und Esch an der Alzette (Luxemburg)

2021: 2022:

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