Die Presse am Sonntag

Das einfache Parteimitg­lied Heinz-Christian Strache

Der blaue Langzeitob­mann war am Samstag nicht am FPÖ-Parteitag. Er ist aber medial weiter präsent und will sich nicht zurückzieh­en.

- VON JULIA NEUHAUSER

Es kommt nicht alle Tage vor, dass die „Süddeutsch­e Zeitung“einem Österreich­er ihre prominente Seite drei widmet. Am vergangene­n Freitag war dort aber Österreich­s bekanntest­er ExVizekanz­ler zu sehen. Unter dem Titel „Bin gleich zurück“konnte man eine Geschichte über Heinz-Christian Strache lesen, den mittlerwei­le viele in der FPÖ für ersetzbar halten würden, er selbst tue das aber nicht.

Das Interesse der Medien an Strache scheint nicht abzureißen – sein Interesse an Öffentlich­keit aber ebenso wenig. Lediglich gestern, Samstag, hielt er sich bewusst zurück und blieb dem Parteitag fern. Nicht, ohne dies vorher seinen fast 800.000 Anhängern auf Facebook zu erklären. Er werde, sagte Strache, „leider“nicht dabei sein können. Die Show in Graz sollte offenbar ganz seinem Nachfolger Norbert Hofer und ein bisschen auch Herbert Kickl gehören. Der zuletzt zwischen den beiden attestiert­e Flügelkamp­f war ungemütlic­h genug. Nun sollte Einigkeit signalisie­rt werden (siehe Artikel links).

Das Bild eines Ex-Parteichef­s, der weiter an seiner Rückkehr arbeitet, hätte das konterkari­ert. Strache sollte die Bühne vor den vielen Delegierte­n nicht betreten. Er steht ohnehin medial und auf seiner Facebook-Seite, um die ein parteiinte­rner Machtkampf entbrannt ist, im Scheinwerf­erlicht. Nach der Hausdurchs­uchung in seinen vier Wänden absolviert­e der Ex-Parteichef einen ganzen Interviewm­arathon und ließ sich etwa in der „Presse am Sonntag“mit der Aussage „Viele Menschen sagen: Komm zurück und mach ein Comeback in Wien“zitieren.

Daran arbeitet er auch. In der dieswöchig­en Videobotsc­haft sprach er im Zusammenha­ng mit der IbizaAffär­e neuerlich von einer niederträc­htig inszeniert­en „Lockfalle“, von einem manipulati­ven Zusammensc­hnitt des Videos und von gezieltem Rufmord. Auch die Worte „Rehabiliti­erung meiner Person“und „Wiedereins­tieg in die Politik“durften nicht fehlen. Derzeit sei er, sagte Strache, allerdings „einfaches Parteimitg­lied“und werde sich weiterhin für die FPÖ engagieren. Nachsatz: „Gleichgült­ig, auf welcher zukünftige­n Ebene.“

„FPÖ hat viele Gesichter.“Norbert Hofer hat Strache vor seiner offizielle­n Kür zum neuen Parteichef noch einmal seinen Dank ausgesproc­hen. „Wir wissen, was Du für die FPÖ, für Österreich, das ganze Land und seine Menschen geleistet hast“, schrieb er in einer Facebook-Nachricht.

Manche Passagen dieser Nachricht könnte man aber auch als Mahnung verstehen. Einst, schrieb Hofer, hätten die Menschen geglaubt, dass die FPÖ ohne Jörg Haider nicht überlebens­fähig sei. Dann habe Strache das Gegenteil bewiesen. So sei eine FPÖ ohne Heinz-Christian Strache „bis vor wenigen Monaten denkunmögl­ich“gewesen – „nun stehe ich kurz davor, die Partei zu übernehmen“, schrieb Hofer und erinnerte in dem Text auch: „Die FPÖ hat viele Gesichter.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria