NEUE TONNE
Blau-gelb.
Einwerfen darf man hier Plastikflaschen, Getränkekartons und Dosen. Die Stadt Wien will so die Mülltrennung vereinfachen und die Transportwege verkürzen. Einige der neuen Mülltonnen stehen bereits auf den Wiener Sammelplätzen. In einem halben Jahr sollen sie die gelben und blauen Tonnen komplett ersetzt haben. nungsanlage“, erklärt Boris Kaspar, Sprecher von Wien Energie. In den Müllverbrennungsanlagen Flötzersteig, Spittelau und Pfaffenau wird aus Abfall Strom und Wärme gewonnen. „In Spittelau lagert der Abfall etwa zuerst in einem riesengroßen Müllbunker“, so Kaspar. Zwei Kräne durchmischen den gesammelten Müll, bevor dieser in einen Kessel kommt und ins Feuer geworfen wird. Aussortiert wird der Müll davor nicht mehr. So schummeln sich auch Sperrmüllteile in die Anlagen – etwa Kühlschränke. „Das kommt aber nur mehr zwei bis drei Mal im Jahr vor.“Vieles werde bei der Anlieferung oder von den Kranführern vorab entdeckt.
„Vor einigen Monaten hatten Ermittler nach einem Hinweis den Verdacht, dass eine Leiche im Müll in der Anlage Spittelau angeliefert wurde“, erzählt Kaspar. „Aber der hat sich wieder zerschlagen.“Die Abgase der Müllverbrennungsanlagen sind nicht giftig: „Die Rauchgase werden gefiltert.“Ein Drittel der erzeugten Fernwärme in Wien wird aus Restmüll gewonnen. Der verbrannte Abfall aus Spittelau beheizt unter anderem das ganze AKH. Der Müll aus Krankenhäusern wird übrigens in der Simmeringer Haide ebenso zu Strom und Fernwärme verarbeitet.
Der einzige Müllbehälter mit „Öffnungszeiten“ist die Altglassammlung. Um Lärm zu vermeiden, sollte dieser nur zwischen sechs und 22 Uhr befüllt werden. Pro Jahr werden in Österreich 249.000 Tonnen Altglas in die Behälter eingeworfen – aufgeteilt in Weiß- und Buntglas. Dem Mythos, dass im Sammelfahrzeug alle Flaschen wieder zusammengeworfen werden, widerspricht eine Sprecherin der Wiener MA 48: „Viele glauben, dass die Sortierung keinen Sinn ergibt, weil am Ende wieder alles zusammenkommt – das stimmt nicht.“Auch im Sammelfahrzeug werden die farbigen und weißen Flaschen in zwei verschiedenen Kammern transportiert. Die strikte Trennung ist den Regeln der Verwertungsindustrie geschuldet: Buntglas kann die Farbqualität von Weißglas stören. Wenn nur eine bunte Flasche im falschen Sammelbehälter landet, muss der gesamte Inhalt zum Buntglas gekippt werden. Egal welche Farbe – das Altglas wird in Glasfabriken zerkleinert und zu neuen Flaschen gefertigt. Dass Glas unterschiedlich schnell schmilzt, ist der Grund, warum andere Glasbehälter oder Glühbirnen nicht in die Altglassammlung gehören.
Häufig verlässt wohl der Biomüll gar nicht erst den Haushalt: Laut einer Umfrage für den Verband der Österreichischen Entsorgungsbetriebe kompostieren 41 Prozent der Österreicher ihren Bioabfall selbst. Wohin der Müll aus den Wiener Biotonnen transportiert wird, kommt darauf an, woher er stammt. Mist aus Grüngebieten, etwa Laub und Baumschnitt, wird in das Kompostwerk Lobau gebracht. Bevor Kompost entsteht, muss der Müll noch wochenlang verrotten. Biomüll aus dem innerstädtischen Bereich wird wegen des hohen Wasseranteils separat in der Anlage Biogas Wien verwertet. Abfälle werden dort vergärt, bis sie als Biogas in das Wiener Gasnetz geleitet werden können.
Altpapier und Kartonagen werden zuerst in zwei Arten sortiert: Drucksorten und anderes Papiermaterial. Das bedruckte Papier wird dem „Deinking“unterzogen, also von der Druckfarbe mithilfe von Wasser und Chemikalien befreit, danach entwässert und getrocknet. Das recycelte Papier kann nun neu bedruckt werden – zum Beispiel mit der Ausgabe einer (Sonntags-)Zeitung.