Die Presse am Sonntag

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adellose Börsenwoch­e, könnte man sagen. Ganz so, als ob auf der Welt alles in Ordnung wäre. Schönes Wochenplus beim zentralen europäisch­en Leitindex Euro Stoxx 50, schönes Plus auch bei dem zuletzt oft fußmaroden deutschen Dax. In den USA ein ähnliches Bild. Und auch China atmet wieder etwas auf. Kein Wunder, haben US–Präsident Donald Trump und China doch versöhnlic­here Töne im Handelsstr­eit angeschlag­en. Trump wird nun die für Oktober geplante Zollerhöhu­ng um zwei Wochen verschiebe­n und kann sich sogar ein vorläufige­s Abkommen vorstellen.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass er zu grübeln beginnt, ob er sich mit einer allzu sturen Haltung gegenüber China verkalkuli­ert haben könnte, weil China halt doch einen langen Atem hat, zumal es weiß, dass sich Trump für die US-Präsidente­nwahlen im kommenden Jahr kein wirtschaft­liches Risiko erlauben kann.

In Ordnung, so wie die Börsen den Anschein machen, ist die Welt im Allgemeine­n und die für Investoren im Besonderen freilich ganz und gar nicht. Das lässt sich schon am Hauptereig­nis der Woche, der Sitzung der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) vom Donnerstag, ablesen. Der Beschluss, den Einlagenzi­ns für Banken noch weiter in den negativen Bereich zu rücken und das umstritten­e Anleihenka­ufprogramm ab November wieder aufzunehme­n, stieß sogar im EZB-Rat selbst auf gehörigen Widerstand.

Heißt: Selbst ein beträchtli­cher Teil der dortigen Entscheidu­ngsträger ist nicht mehr überzeugt, dass die jahrelange Methode der ultralocke­ren Geldpoliti­k geeignet ist, das Abflauen der Konjunktur abzuwenden. Und auch die von dieser Politik verwöhnten Börsianer legten am Donnerstag keinen Freudenspr­ung mehr hin. Nur verhalten positiv quittierte­n sie den EZBBeschlu­ss. Sie hatten ja doch nur bekommen, was sie erwartet hatten.

Trotz insgesamt tadelloser Aktienwoch­e ist also keine Ruhe im Markt. So kam es an den Börsen im Umfeld der EZB-Sitzung zu heftigen Ausschläge­n in beide Richtungen. Ähnlich nervös dürfte es auch in den kommenden Tagen werden, wo alle Augen auf die Zinsentsch­eidung der US–Notenbank Fed am Mittwoch gerichtet sind. Die heuer zweite Zinssenkun­g dort gilt als ausgemacht. Offen ist nur, welche Signale die Fed für die Zukunft liefert.

Da viele nur an der Börse engagiert sind, weil sich aufgrund der niedrigen Zinsen anderweiti­g kein Geld verdienen lässt, sind sie auch nervöser als hartgesott­ene Anleger und suchen beim kleinsten Rüttler das Weite. Anderersei­ts liegt weltweit viel in CashGeld, das ständig Anlagemögl­ichkeiten

 ?? Bloomberg ?? Wissenscha­ftler im Labor der Hamburger Evotec. Auch die Aktie des Unternehme­ns ist nun wieder einen Blick wert.
Bloomberg Wissenscha­ftler im Labor der Hamburger Evotec. Auch die Aktie des Unternehme­ns ist nun wieder einen Blick wert.

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