Wettbetrug im österreichischen Fußball:
Die Anschuldigungen von Sanel Kulji´c sorgen weiter für helle Aufregung – wie auch alle Dementi. Nur vor Gericht kann geklärt werden, von wem Fans und Sport belogen worden sind.
Diese Problemzone ist weit, das Thema höchst sensibel und heikel. Es werden weltweit garantiert weiter Fußballspiele verschoben. Warum also nicht auch in Österreich? Ein unauffälliger Markt, womöglich ideal mit kleinen Vereinen und geringerem Aufsehen fern der Landesgrenze. Andererseits sollten doch alle Beteiligten aus der Vergangenheit ihre Lehren gezogen, tunlichst alle notwendigen Vorkehrungen getroffen haben. Oder nicht? Allein schon des Doppelpasses wegen mit zig Wettanbietern, die noch immer ein gutes Geschäft mit Fußballwetten machen.
Dass sich – erneut im selben Medium – einen Tag später Dominique Taboga zu Wort melden darf und die Aussagen von Kuljic´ stärkt, irritiert noch mehr. Er war 2013 mit Kuljic´ aufgeflogen und versucht sich jetzt auch als Journalist. Vielleicht schreibt er das angekündigte Buch? Zurück bleibt ein Unbehagen, weil Taboga dabei nachtrat. Weil seine Hilfe bei der Verhinderung künftiger Skandale sowohl von Liga als auch Play Fair Code abgelehnt worden war.
Womit sich der Kreis vorerst schließt und man als Konsument vor lauter leeren Worthülsen, plumpen Anschuldigungen und Dementis steht. Man muss sich, es ist das gleiche Klagelied wie bei dreisten Dopingsündern, jedoch fragen, welche Glaubwürdigkeit denn nun angeblich reuig-geläuterten Sportlern wirklich beigemessen werden darf. Ist es bloß ein – dank naiver Reporter – um viele Jahre zu spät geschickt publizierter Racheakt? Oder ist es die „Bombe“, auf der Österreichs Fußball geschlafen hat?
So oder so dürfen diese Aussagen nicht ungeprüft bleiben. Es ist nur zu begrüßen, dass Liga, Klubs, Play Fair Code und sogar die von Kuljic´ genannten Albaner Klage – sie sprechen von Erpressung – einreichen. Vor Gericht müssen Beweise auf den Tisch. Das kann nicht schnell genug gehen – weil jeder Fan ein Recht darauf hat zu wissen, von wem er belogen worden ist. Hat Kuljic´ recht, müssen serienweise Rücktritte, neue Verfahren samt schärferen Richtlinien für Fußballwetten her. Platzt seine Anschuldigung, hat Österreichs Fußball endlich Gewissheit.