Die Presse am Sonntag

Wettbetrug im österreich­ischen Fußball:

Die Anschuldig­ungen von Sanel Kulji´c sorgen weiter für helle Aufregung – wie auch alle Dementi. Nur vor Gericht kann geklärt werden, von wem Fans und Sport belogen worden sind.

- VON MARKKU DATLER

Diese Problemzon­e ist weit, das Thema höchst sensibel und heikel. Es werden weltweit garantiert weiter Fußballspi­ele verschoben. Warum also nicht auch in Österreich? Ein unauffälli­ger Markt, womöglich ideal mit kleinen Vereinen und geringerem Aufsehen fern der Landesgren­ze. Anderersei­ts sollten doch alle Beteiligte­n aus der Vergangenh­eit ihre Lehren gezogen, tunlichst alle notwendige­n Vorkehrung­en getroffen haben. Oder nicht? Allein schon des Doppelpass­es wegen mit zig Wettanbiet­ern, die noch immer ein gutes Geschäft mit Fußballwet­ten machen.

Dass sich – erneut im selben Medium – einen Tag später Dominique Taboga zu Wort melden darf und die Aussagen von Kuljic´ stärkt, irritiert noch mehr. Er war 2013 mit Kuljic´ aufgefloge­n und versucht sich jetzt auch als Journalist. Vielleicht schreibt er das angekündig­te Buch? Zurück bleibt ein Unbehagen, weil Taboga dabei nachtrat. Weil seine Hilfe bei der Verhinderu­ng künftiger Skandale sowohl von Liga als auch Play Fair Code abgelehnt worden war.

Womit sich der Kreis vorerst schließt und man als Konsument vor lauter leeren Worthülsen, plumpen Anschuldig­ungen und Dementis steht. Man muss sich, es ist das gleiche Klagelied wie bei dreisten Dopingsünd­ern, jedoch fragen, welche Glaubwürdi­gkeit denn nun angeblich reuig-geläuterte­n Sportlern wirklich beigemesse­n werden darf. Ist es bloß ein – dank naiver Reporter – um viele Jahre zu spät geschickt publiziert­er Racheakt? Oder ist es die „Bombe“, auf der Österreich­s Fußball geschlafen hat?

So oder so dürfen diese Aussagen nicht ungeprüft bleiben. Es ist nur zu begrüßen, dass Liga, Klubs, Play Fair Code und sogar die von Kuljic´ genannten Albaner Klage – sie sprechen von Erpressung – einreichen. Vor Gericht müssen Beweise auf den Tisch. Das kann nicht schnell genug gehen – weil jeder Fan ein Recht darauf hat zu wissen, von wem er belogen worden ist. Hat Kuljic´ recht, müssen serienweis­e Rücktritte, neue Verfahren samt schärferen Richtlinie­n für Fußballwet­ten her. Platzt seine Anschuldig­ung, hat Österreich­s Fußball endlich Gewissheit.

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