Die Presse am Sonntag

Erst der Tanz und dann der Ball

Die Rugby-WM in Japan zieht auf der Südhalbkug­el und Teilen Europas die Massen in ihren Bann. In Neuseeland ist dieser Sport Kulturgut.

- VON MARKKU DATLER

Kapa o Pango kia whakawhenu­a au i ahau! H¯ı aue, h¯ı! Ko Aotearoa e ngunguru nei! Au, au, aue ha!¯ Ko Kapa O Pango e ngunguru nei! Au, au, aue ha¯! Ka tu¯ te ihiihi

Ka tu¯ te wanawana

Ka tu¯ te wanawana

Ponga ra!¯ Kapa o Pango, aue h¯ı!

Ponga ra!¯ Kapa o Pango, aue h¯ı!

Beginnen 15 in schwarz gekleidete Herren, deren Körperbau in die Kategorie Einbauschr­ank fällt, lauthals zu schreien und zelebriere­n mit martialisc­hen Gesten ihren Kriegstanz, ist es allerorts, auch im Stadion, mucksmäusc­henstill. Rugby ist für die ganze Südhalbkug­el eine Art von Volkssport, der Vergleich mit dem Norden und Fußball wäre jedoch viel zu plump. Und stehen Neuseeland­s „All Blacks“, die Rugby-Teamspiele­r, auf dem Feld, ist es doch auch mehr als nur ein Spiel.

Es ist ein Spektakel, es verbindet Maori-Historie mit dem Jetzt. Das wird bei der WM in Japan (ab 20. September) nicht zu überhören sein. Jedes Spiel der „All Blacks“beginnt mit dem „Haka“, ihrem Ritual. Der Text hat sich im Lauf der Jahre zwar verändert – „Ma Mate“, seit 2006 „Kapa o Pango“–, doch der „Haka“geht unter die Haut: All Blacks, lasst mich eins mit dem Land werden! Das ist unser Land, das poltert! Das ist meine Zeit, mein Augenblick! Das macht uns aus als die All Blacks! Das ist meine Zeit, mein Augenblick! Unsere Dominanz. Unsere Überlegenh­eit wird triumphier­en. Und hoch angesehen werden! Silberfarn! All Blacks! Silberfarn! All Blacks!

In Japan suchen die Top-20-Teams (in vier Gruppen) ihren Champion. Natürlich, Neuseeland ist Titelverte­idiger und muss, beteuert Stiig Gabriel, Vizepräsid­ent des Wiener Klubs Rugby-Donau, wohl nur Südafrika, England, eventuell auch noch Irland fürchten. „Für uns alle ist eine WM immer das Höchste“, erzählt er, „Stimmung, Flair, volle Stadien. Es ist ein Weltsport!“

WM als „Incentive“. Für Neuseeländ­er auch, allerdings eher mehr als „Incentive“. Weil die besten Spieler im Land gehalten werden, zum Wohl und Gedeih der eigenen Liga, dürfen sie als „Bonus“mit dem Team zur WM fahren. In jeder anderen kommerziel­len Sportart ist das denkunmögl­ich. Für „All Blacks“aber gelebtes Kulturgut.

Beim Rugby wird der (eiförmige) Ball mit Hand oder Fuß gespielt. Nach vorne mit dem Fuß, zur Seite oder zurück mit der Hand. Der ballführen­de Spieler darf aufgehalte­n, umgeworfen etc. werden. Kurzum: Kraft, Tempo und Ballgeschi­ck wären ratsam mitzubring­en. Dazu gibt es quasi dem Football ähnliche Endzonen, in denen der Ball abgelegt werden muss („Try“). Es gibt „Conversion­s“und „PenaltyKic­ks“, dann wird der Ball wuchtig und zumeist mit tüchtig Drall zwischen die Querstange­n geschossen. Wer nach zweimal 40 Minuten Spielzeit mehr Punkte hat, der hat gewonnen.

In Japan läuft die Rugby-WM. In Wien gibt’s den passenden »Scrum« dazu im Flanagans.

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Reuters Laut, impulsiv, mit Gesten und Zunge: die „All Blacks“und ihr „Haka“.
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