Die Presse am Sonntag

Apple abseits des Trampelpfa­ds

Der September steht neben der IFA ganz im Zeichen der iPhones. Mit gleich drei Modellen, einem iPad und einer Apple Watch startet der US-Konzern ins Weihnachts­geschäft.

- VON BARBARA STEINBRENN­ER

Am Dienstag war es wieder so weit. Apple lud ein und Journalist­en folgten dem Aufruf, vor Ort oder via Livestream der Präsentati­on des vorweihnac­htlichen Gadget-Reigens beizuwohne­n. Drei neue iPhones, ein iPad mit 10,2 Zoll sowie eine neue Apple Watch. Aber auch neue Dienste wurden vorgestell­t, die zeigen, dass Apple sich neu aufstellt und Hardware als Plattform zwar wichtig wird, aber Software der entscheide­nde Geldbringe­r bleibt. Und das will auch verkauft werden.

Bei der Präsentati­on bedient sich der US-Hersteller fantastisc­her Neologisme­n. „Liquid Retina HD Display“oder „Super Retina XDR Display“, um nur einige wenige zu nennen. Die dahinter liegende Technologi­e (LCD und OLED) bleibt verborgen. Doch nur ein direkter Vergleich der Hardware macht es möglich, die Neuvorstel­lungen tatsächlic­h einzuordne­n. Nominell unterliegt Apple technisch in den meisten Diszipline­n den zwei Innovation­streibern aus der Android-Welt, Huawei und Samsung.

So bietet das iPhone 11 Pro Max sechs Gigabyte Arbeitsspe­icher. Das Galaxy Note 10+ hingegen stolze 12 Gigabyte RAM. Beim Speicher bietet Apple aber auch eine 64-Gigabyte-Variante, wobei auf einen Micro-SD-Slot seit jeher verzichtet werden muss. Bei der Auflösung stehen 2688 x 1242 Pixel (Apple) 3040 x 1440 Pixeln gegenüber. Bei der Kamera beweist aber Apple meist, dass eine ideale Abstimmung zwischen Hardware und Software zu sehr guten Ergebnisse­n führen kann, und ein Megapixel-Wettlauf nicht immer zielführen­d ist.

Die größte Überraschu­ng. Das Wettrüsten im Kamerabere­ich ist aber nun auch mit Verspätung bei Apple angekommen. Das zeigt sich in der Anzahl der Kameras auf der Rückseite. Dafür erntete das Unternehme­n im Netz wie gewohnt viel Spott. Aber drei Kameras, Blitz und Sensoren unterzubri­ngen, stellt alle vor Herausford­erungen. Die Ähnlichkei­ten zu Elektroras­ierern sind tatsächlic­h vorhanden, aber werden auch dieses Mal Nutzer nicht davon abhalten, die Geräte zu kaufen. Wenn es auch nicht mehr so viele sind, wie Apple es sich wünschen würde. Im Jahresverg­leich musste Apple im sonst sehr starken Weihnachts­geschäft von 2017 auf 2018 bereits einen Rückgang von 15 Prozent hinnehmen.

Nun geht Apple angesichts der Premium-Ausrichtun­g einen gänzlich neuen Weg: Es bietet die Geräte im Vergleich zum Vorjahr günstiger an. Das iPhone 11 mit 6,1 Zoll und 64 Gigabyte Speicher ist bereits ab 800 Euro erhältlich. Das iPhone XR kostete vor einem Jahr zum Marktstart in der kleinsten Konfigurat­ion noch 850 Euro. Das teuerste Gerät dieser Dreierkons­tellation, das iPhone XS Max, schlug mit 1649 Euro zu Buche. Kein Schnäppche­n, wofür man schnell mal das noch nicht so alte Vorgängerm­odell tauscht. Kunden tauschen nur noch alle zwei bis drei Jahre ihre Geräte. Das Wettrüsten bewegt sich meist in einem granularen Bereich und der Leistungsu­mfang wird nur zum Teil genutzt.

Apple erfindet sich neu. Apple hat dennoch technisch nachgezoge­n und liefert Funktionen, die Android-Nutzer schon kennen: Triple-Kamera und Nachtmodus, zum Beispiel. Apple war das Wettrüsten nie wichtig und heuer zeigte sich einmal mehr worauf, der Fokus liegt: Inhalte. Hier waren die Kalifornie­r schon bei iTunes stark. Mit dem neuen Gaming-Service und dem Streaming-Dienst stehen die Chancen gut, neue Klientel zu erschließe­n und zur iHardware zu bewegen.

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Reuters Die Triple-Kamera erweckt Assoziatio­nen mit einem Elektroras­ierer.
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DIEPRESSE.COM/ TECH

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