Wenn ein Anruf dein Leben verändert
Adrian McKinty, einer der besten Krimiautoren, konnte vom Schreiben kaum leben. Mit »The Chain« hat er nun seinen größten Erfolg gelandet. Doch der hat seinen Preis.
Dieses Buch sei wie der Schocker „Weißer Hai“, bloß für Eltern, sagt US-Bestsellerautor Don Winslow. Tatsächlich ist „The Chain“ein perfekter Thriller, der von seiner angsteinflößenden Idee lebt. Ein Kind wird entführt. Um dieses gesund zurückzubekommen, müssen die Eltern nicht bloß Lösegeld zahlen, sondern selbst ein Kind entführen. Und das geht dann immer weiter so – das Kettenbriefprinzip als Entführungssytem also.
Der nordirische Autor Adrian McKinty hat mit der Frage „Wie weit würdest du gehen, um dein Kind zu retten?“Platz sieben der „New York Times“-Bestsellerliste erobert und die Filmrechte für eine siebenstellige Dollarsumme verkauft. Doch der Blick hinter die Erfolgsstory ist spannender als der qualitativ eher durchschnittliche Bestseller selbst.
Schreiberische Sackgasse. Denn eigentlich war McKinty vor zweieinhalb Jahren als Autor am Ende. Er hatte mit seiner Schriftstellerkarriere abgeschlossen. Obwohl er eine der herausragendsten Krimiserien dieses Jahrzehnts rund um den katholischen Polizisten Sean Duffy im turbulenten Nordirland der 1980er-Jahre geschrieben hatte, blieb der finanzielle Erfolg aus. Mehr noch, der von der Kritik stets gelobte Schriftsteller und seine Familie wurden aus ihrem Haus delogiert. Frustriert ließ der heute 51-Jährige das Schreiben sein, verdingte sich als Barmann, Fahrradbote und Uber-Fahrer, um Rechnungen zahlen zu können.
Doch dann erhielt er einen Anruf von dem eingangs erwähnten Don Winslow, der mit seiner dreiteiligen Kartell-Saga („Tage der Toten“, „Das Kartell“, „Jahre des Jägers“) auch im deutschsprachigen Raum für Furore sorgte. Der Amerikaner sprach ermunternde Worte, die McKintys Schreiberseele gut taten, vorerst aber nichts an seiner prekären Situation änderten – bis eines Tages Winslows Agent Shane Salerno, ein erfolgreicher HollywoodDrehbuchautor, spätabends anrief. Als McKinty diesem von einer unveröffentlichten Kurzgeschichte mit Serienentführungsplot erzählte, erkannte Salerno das Potenzial für einen globalen Durchbruch. Der Nordire schrieb noch Adrian McKinty The Chain
Übersetzt von Anke Kreutzer, Eberhard Kreutzer
Knaur
352 Seiten
15,50 Euro