Die Presse am Sonntag

Die Rache der Kinder

- DO

Drehbuchau­tor Søren Sveistrup wurde mit „Das Verbrechen“diskret berühmt. Jetzt liefert er mit „Der Kastanienm­ann“einen fesselnden Thriller in Buchform ab.

Noch vor einigen Jahren hatte Søren Sveistrup keine Lust, die Deckung zu verlassen. Seine Drehbücher hatten die dänische Serie „Das Verbrechen“mit Kommissari­n Sarah Lund zu einem Welterfolg gemacht. Als aber daraus Bücher werden sollten, zog Sveistrup zurück. Er könne nur Drehbücher, ließ er den Verlag wissen, der zusätzlich den Briten David Hewson anheuerte.

Erfreulich­erweise hat Sveistrup sich das noch einmal überlegt. Mit „Der Kastanienm­ann“legt er einen feinen nordischen Nägelbeiße­r-Thriller vor. Auf einem Spielplatz wird die grausam zugerichte­te Leiche einer jungen Frau gefunden, über ihr baumelt eine Figur aus Kastanien. Als wäre der Fall nicht schon aufsehener­regend genug, trägt eine davon den Fingerabdr­uck von Kristine Hartung (12), der ein Jahr zuvor verschwund­enen und für tot gehaltenen Tochter der Politikeri­n Rosa Hartung. Als ein zweiter Mord geschieht, wird klar, dass es einen Zusammenha­ng damit gibt, wie die Kinder in den betroffene­n Familien behandelt wurden.

„Der Kastanienm­ann“hat alles, was Fans von „Das Verbrechen“oder „Die Brücke“schätzen: Eine vielschich­tige Story, bei der man lange im Dunkeln tappt, und komplexe Personen samt ihren Dämonen. Diesmal ist die beschädigt­e Ermittlerf­igur ein Mann, der aufgrund einer persönlich­en Tragödie aus der Bahn geworfene Mark Hess. Mit Kollegin Naia Thulin bildet Hess ein spannendes Paar. Ein klassische­r Pageturner.

Søren Sveistrup: „Der Kastanienm­ann“, üb. von Susanne Dahmann, Goldmann, 608 S., 15,50 Euro

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