Die Presse am Sonntag

Zweimal Leonardo, zweimal Meisterinn­en

Der Herbst gehört den Alten Meistern. Allen voran ist die große Leonardo-Schau im Louvre.

- VON ALMUTH SPIEGLER

Ob der „Salvator Mundi“, das teuerste bisher versteiger­te Gemälde, am 24. Oktober bei der großen LeonardoRe­trospektiv­e im Louvre wirklich zu sehen ist, ist einen guten Monat vor der Eröffnung immer noch unklar. „Wir haben das Bild angefragt und warten auf Antwort“, ist die Auskunft, die auch die „Presse am Sonntag“aus dem Pariser Museum bekommt. Natürlich warten auf diese Antwort alle, denn seit seiner Versteiger­ung um 450,3 Mio. Dollar vor zwei Jahren ward das umstritten­e Werk nicht mehr gesehen. Die Fachwelt zerrauft sich im Streit um seine Authentizi­tät, irgendwo in Abu Dhabi kränkt sich derweil der neue Besitzer. Und scheint keine sonderlich­e Lust darauf zu haben, die Meute vor seine Beute zu lassen.

So oder so steht der Ausstellun­gsherbst dieses Jahres im Zeichen von Leonardos 500. Todestag. Der Louvre zeigt in seiner großen Ausstellun­g, für die man sich unbedingt einen Timeslot reserviere­n muss, 120 Gemälde, Zeichnunge­n, Manuskript­e und Skulpturen. Die „Mona Lisa“wird an ihrem gewohnten Platz in den Galerien bleiben und der Sonderscha­u huldvoll aus der Ferne zulächeln. Dafür darf man ihr, wie angekündig­t wird, mit einer Virtual-Reality-Brille näher kommen, als man das bisher für möglich hielt (24. Oktober bis 24. Februar).

Ein immersives Leonardo-Spektakel. Ebenfalls ein recht fantastisc­hes Spektakel inszeniert die National Gallery in London rund um ihren Leonardo: die zweite Version der Felsgrotte­nmadonna (die erste Version ist im Louvre). „Leonardo. Experience a Masterpiec­e“(9. November bis 12. Jänner) reinszenie­rt das Atelier des Malers, aber auch eine Kapelle, in der man dann im letzten Raum vor das Original tritt. „Immersiv“ist auch bei Altmeister­Ausstellun­gen anscheinen­d das Wort der Stunde. Altmeister­innen halten im Prado vergleichs­weise altmodisch dagegen. Dafür ist das Thema umso spannender. Zusammenge­spannt werden hier Sofonisba Anguissola and Lavinia Fontana. Letztere kennt man weniger. Sie ist eine nur etwas jüngere Zeitgenoss­in der berühmten Anguissola in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunder­ts. 60 Gemälde hat man von den beiden zusammenge­tragen. Das sollte von 22. Oktober bis 2. Februar ein paar Stereotype über Malerinnen ins Schleudern bringen.

Neben Paris ist in diesem Herbst aber Wien „the place to be“für Liebhaber Alter Meister. Neben Dürer in der Albertina zeigt das KHM die ebenfalls spektakulä­re „Caravaggio & Bernini“-Ausstellun­g. Im Gegensatz zur Albertina bleibt man hier den bei Bruegel getesteten Timeslots übrigens treu. Also bitte reserviere­n: vom 15. Oktober bis 19. Jänner unter shop.khm.at/tickets.

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