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INFORMATIONEN FÜR ZEITGENOSSEN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN
as hätte man sich auch anderes erwarten sollen. Angesichts der gegenwärtigen äußeren Faktoren können Anleger einfach keine rechte Lust entwickeln. Und auch der Mut wird nicht gefördert.
Eigentlich eher ein Wunder, dass die Börsen in der abgelaufenen Woche nicht stärker korrigiert haben. Den Schock beim Ölpreis, der aufgrund des Drohnenangriffs auf Anlagen der saudiarabischen Ölindustrie zwischenzeitlich um knapp 20 Prozent hochschnellte, hat die Finanzwelt erstaunlich gelassen weggesteckt. Offenbar vertraut man darauf, dass die Saudis die Schäden schnell wieder richten werden und die globalen Ölreserven die Zeit bis dahin locker überbrücken helfen.
Es wäre übrigens das Letzte, was die Wirtschaft jetzt braucht, wenn der Ölpreis hoch bliebe und so das Wachstum weiter bremste. Auch so flaut sie ja ab, was genau einer der Faktoren ist, der die Börse lust- und mutlos macht
Dass keine rechte Stimmung bei Anlegern aufkommt, hat freilich nach wie vor mit dem US-chinesischen Handelskonflikt zu tun. Wenn die vor gut einer Woche neu gestarteten Verhandlungen auch so erratisch laufen wie die an die Öffentlichkeit tretenden Informationen darüber, dann lässt das keine große Hoffnung aufkommen. Denn diesen Freitag sprach US–Präsident Donald Trump von deutlichen Fortschritten. Kurz später aber teilte die Landwirtschaftskammer von Montana mit, dass Agrar-Vertreter aus China eine geplante Reise in den Bundesstaat kurzfristig abgesagt hätten. Und dann spielte Trump die Bedeutung einer raschen Einigung überhaupt herunter, indem er sagte, dass er vor den Präsidentenwahlen 2020 nicht zwangsläufig ein Handelsabkommen brauche. Wer es fassen kann, der fasse es, steht schon in der Bibel.
Am besonnensten scheint derzeit Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Fed, zu sein. Sie hat am Mittwoch die Märkte zwar auch nicht beflügelt, aber mit ihrer Zinssenkung um einen Viertelpunkt im Rahmen jener Erwartungen agiert, die der Markt eingepreist hatte. Das Problem aber betrifft die Zukunft: Da - wie in der Europäischen Zentralbank - nun auch in der Fed unter den zwölf stimmberechtigten Zinspolitikern Uneinigkeit über die weitere Geldpolitik aufgekommen ist, wird den Börsen in den kommenden Wochen die diesbezügliche Eindeutigkeit in der Orientierung fehlen. Das Problem soll nicht unterschätzt werden, denn eine kalkulierbare Zinspolitik ist längst zu einem der wichtigsten Faktoren für Anlageentscheidungen geworden.
Vor diesem Hintergrund sehen wir gleich wie vergangenen Sonntag keine Veranlassung, wie sonst zu dieser Zeit Am Ende kam zum Unglück der Saudis auch noch Pech. Weil vor einer Woche eine zentrale Infrastruktur ihrer Ölindustrie durch einen Drohnenangriff beschädigt worden ist, steht der Zeitplan für den Börsengang (IPO) des weltweit größten Ölkonzerns Saudi Aramco abermals infrage. Damit nicht genug, könnte auch die Bewertung einer Revision bedürfen. Wie das „Wall Street Journal“mit Verweis auf saudische Beamte und Berater schrieb, könnte die Bewertung durch höhere Risikoprämien um 300 Mrd. Dollar schrumpfen.
Ursprünglich hatte der weltweit größte Ölexporteur gehofft, dass sein Konzern, der im Vorjahr einen Nettogewinn von 111,1 Mrd. Dollar (98,8 Mrd. Euro) erzielte, an der Börse mit zwei Billionen Dollar bewertet würde. Das hätte dann für die geplante Platzierung von fünf Prozent der Anteile einen Erlös von 100 Kochen mit einem Rezept und Zutaten von Hellofresh. Das deutsche Unternehmen befindet sich im Aufwind. Mrd. Dollar ergeben - Geld, das der Staat dringend braucht, da die seit 2014 gesunkenen Ölpreise einen teuren Umbau der Wirtschaftsstruktur erfordern. Der IPO, es wäre das größte weltweit jemals vollzogene, wurde übrigens schon 2016 ersonnen, aber bereits verschoben, weil die angeheuerten Investmentbanker das angepeilte Preisziel nicht erreichten.
Die Börse zeigt - auch wenn sie selber manchmal zu Übertreibungen neigt - Konzernen nun einmal ihre wahre Größe. Wenn nicht ausreichend vor dem Börsengang, so spätestens danach. So hat der Fahrdienstvermittler Uber im Mai bei dem bisher größten IPO dieses Jahres zwar gut acht Mrd. Dollar erlöst, mit 34 Dollar notiert die Aktie aber etwa zehn Dollar unter dem Ausgabepreis. Einmal mehr ein Argument, als Kleinanleger einen Börsengang eher von der Seitenlinie aus zu verfolgen. üblich eine Jahresendrallye auszurufen.
Was freilich nicht heißt, dass einzelne Titel nicht vielversprechend anmuten. So der heimische Öl- und Gaskonzern (ISIN: AT0000743059), dessen Aktie seit unserer Empfehlung von Anfang August bis heute zwölf Prozent gestiegen ist. Der jetzige Ölpreisanstieg beflügelt natürlich, aber auch so performt der Konzern - zumal durch Zukäufe, die nun integriert werden - stark. Da fürs Erste keine neuen Akquisitionen geplant sind, erwartet der Markt steigende Dividenden.
Auch Anfang August haben wir die die Aktie des deutschen Kochboxenzustellers Hellofresh (ISIN: DE000A161408) vor den Vorhang geholt und auf ein mögliches Kursfeuerwerk nach der Präsentation der Zahlen am 13. August in Aussicht gestellt. Es kam wie vermutet - mit Plus 40 Prozent binnen eineinhalb Monaten. Dennoch sind beim jetzigen Kurs von 12,7 Euro mehrere Kursziele der Analysten bei 14 bis 15 Euro noch nicht erreicht. Am Donnerstag nun hat JPMorgan sein Kursziel von 14 auf 18 Euro hochgerissen und sagt weiter „Übergewichten“: Das Wachstum und die Profitabilität seien stark, die Bewertung attraktiv.
Erinnert werden soll auch wieder einmal an den deutschen Zahlungsabwickler Wirecard (ISIN: DE0007472060). Nicht nur weil der Shootingstar nun den Einstieg des japanischen Tech-Investors Softbank besiegelt hat, sondern weil Wirecard aufgrund der damit eröffneten Perspektiven die „Vision 2025 entsprechend anpassen“wird. Am 8. Oktober wird sie den Investoren präsentiert. Viele Analysten sehen 50 Prozent Kurspotenzial.
Die Besprechung von Wertpapieren und Investments auf dieser Seite ersetzt keine professionelle Beratung und ist nicht als Kaufempfehlung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwicklung.
Der US-Bürovermittler WeWork legte seine Pläne für einen Börsengang diese Woche überhaupt auf Eis. Daran war sicher auch die zuletzt nervöse Stimmung an den Börsen schuld, aber auch die Bewertung des Unternehmens wurde von den Interessenten infrage gestellt.
Nun sind aller Augen darauf gerichtet, wie dem weltweit größten Bierbrauer Anheuser Bush InBev die Aktienplatzierung seines Asiengeschäftes (Budweiser Brewing Company Apac) gelingt. Am Dienstag wurde bekannt, dass dieser Geschäftszweig mit bis zu 50,7 Mrd. Dollar bewertet wird und die angebotenen Aktien 6,6 Mrd. Dollar erlösen sollten. Das Feedback der Interessenten sei positiv, so der Konzern. Vor zwei Monaten wurde der erste Versuch aufgrund unsicherer Marktbedingungen gestoppt. Damals hatte man knapp zehn Mrd. Dollar erlösen wollen.