Die stillen Akteure des Wahltags
Zigtausende Menschen sind diesen Sonntag heute in Wien und ganz Österreich im Einsatz, damit jeder seine Stimme abgeben kann. Vom Schulwart über die Wahlbeisitzerin bis zum Herrn über die Urnen: Fünf Personen, die hinter den Kulissen sicherstellen, dass a
Nicht nur für die Politiker, die bei der Wahl antreten, ist der heutige Wahltag ein besonderer Arbeitstag: Zigtausende Menschen sind in Wien und in ganz Österreich heute im Einsatz, damit die Wahl auch stattfinden kann.
In den bundesweit mehr als 10.000 Wahllokalen braucht es allerhand Personal, um sicherzustellen, dass 6,4 Millionen Wahlberechtigte ihr Wahlrecht ausüben können und dass auch danach alles ordnungsgemäß verläuft – Stichwort Auszählung: Dort sind seit den Morgenstunden Wahlleiter im Einsatz, Wahlbeisitzer und Ordner. Ein Arbeitstag ist der heutige Sonntag aber etwa auch für zahlreiche Schulwarte, in deren Schulen gewählt wird. Für jene, die die Urnen ausliefern und wieder abholen. Und in der Nationalbibliothek, aus der am Abend über die Resultate berichtet und diskutiert wird.
„Die Presse am Sonntag“hat fünf Personen in Wien getroffen, die hinter den Kulissen dafür zuständig sind, dass die Nationalratswahl und der Wahlabend gut über die Bühne gehen.
Millionen
Österreicher sind heute zur Wahl aufgerufen.
Millionen
Wahlberechtigte gibt es in Wien. sperrt und die Wahlkabinen und Urnen aus dem Keller der Schule geholt, bevor die Sprengelwahlbehörden das Wahllokal abgenommen haben.
Für den Fall des Falles. Am Wahltag besteht sein Job dann nach dem Aufsperren vor allem darin, vor Ort zu sein: „Falls der Strom ausfällt, die Heizung nicht geht oder jemandem schlecht wird“, sagt er. Wenn die beiden Sprengel ausgezählt sind, baut er die Räume vom Wahllokal wieder zurück zu Speisesaal und Freizeitraum – immerhin ist am nächsten Tag Schule. Und er wäscht auf: Denn am heutigen Wahlabend werden statt der üblichen 210 Schüler wohl mehr als 1000 Menschen durch den Gang spaziert sein. lokalen Parteiorganisation melden. Einzige Voraussetzung, Beisitzer zu sein, ist, selbst wahlberechtigt zu sein.
Ist das Beisitzen schwieriger, komplizierter geworden, seit der Wiederholung der Präsidentschaftswahl 2016? Damals, sagt Traunfellner, seien bei der Wiederholung alle sehr angespannt gewesen. Mittlerweile habe sich das gegeben, die Routinen sitzen, von der Hilfe beim Aufbau, dem Kontrollieren der Listen, wenn die Wähler kommen, dem Erklären, wenn sich jemand etwa bei Vorzugsstimmen nicht auskennt, bis zum Auszählen und Melden der Resultate, was rund eine Stunde dauert. Der Beisitz ist an sich ist laut Gesetz ein Ehrenamt, als Entschädigungen für Aufwände erhalten Beisitzer in Wien 45 Euro, andernorts ist es mehr oder weniger, das obliegt den Gemeinden.
Ebenso variiert übrigens die Jause: Die wird den Beisitzern in Wien von den Parteien gebracht. Wer das beste Essen hat? Da bleibt Christa Traunfellner diplomatisch – es sei bei allen ähnlich, Jausenweckerl, Obst, Süßes.
Gemeinsame Wirtshausbesuche nach dem Auszählen seien in Wien übrigens eher nicht üblich, die Beisitzer kennen einander schließlich zuvor auch kaum. Anders ist das auf dem Land, wo der gemeinsame Ausklang, das Nachbesprechen, das Politisieren beim Essen für die Beisitzer, die dort oft gemeinsam in Gemeinderäten sitzen, zu Wahltagen gehören wie der Wecker, der heute für Zigtausende Beisitzer sehr früh am Morgen einen langen Sonntag eingeläutet hat. holt werden, ein dritter will wieder etwas anderes von Harrich.
Als Leiter des Logistikzentrums der MA 54 in Wien-Floridsdorf ist er für mehr als 1600 verschiedene Artikel zuständig, die an alle Dienststellen der Stadt verteilt werden – von Kindergartenmöbeln über Putzmittel bis hin zu Toilettenpapier. Und eben auch für die Wahlurnen und Wahlkabinen, für die Klappsessel, Trennwände und Tische der Wahllokale, die sich hier im Lager noch bis vor Kurzem bis an die Decke gestapelt haben. „Zwei Wochen lang haben die Priorität“, sagt Harrich.
Ziemlich routiniert. Ein bisschen Anspannung gibt es da natürlich immer – der 56-Jährige ist in Wahldingen freilich schon ziemlich routiniert: Seit knapp 30 Jahren leitet er das Logistikzentrum. Wie viele Wahlen das insgesamt macht, kann er auf Anhieb gar nicht sagen. Allein Nationalratswahlen gab es seitdem neun, dazu kommen die sechs zum Gemeinderat, die EU-Wahlen und die zur Präsidentschaft: An die 30 sind es insgesamt gewesen.
Für all diese Wahlen liefert Harrich mit seiner Abteilung die nötigen Utensilien für die Stimmabgabe an Wahllokale aus, die keinen Platz haben, um sie von Wahl zu Wahl selbst zwischenzulagern: Schulen, Kindergärten, Kleingartengasthäuser. Insgesamt 920 Wahlurnen wurden in den vergangenen Tagen durch Wien gefahren, rund 2100 Wahlzellen, 2700 Tische, knapp 5000 Klappsessel und 80 Trennwände. Nach und nach begonnen wurde am Montag, zu Spitzenzeiten waren bis zu 30 Lkw im Einsatz.
Harrich und seine Mitarbeiter stehen auch am heutigen Sonntag wieder bereit. Zunächst in kleiner Besetzung – für den Fall, dass in irgendeinem Wahllokal der Andrang besonders groß ist und etwa eine Urne oder eine Wahlkabine nachgeliefert werden muss. Gegen Nachmittag dann in größerer Zahl: Kurz vor Wahlschluss um 17 Uhr fahren die ersten Teams los. Sobald in den einzelnen Sprengeln die Stimmzettel komplett ausgezählt wurden, wird begonnen abzubauen.
Die Herausforderung. Die Wahllokale in Kindergärten und Schulen gehören zu jenen, in denen die Wahlutensilien als Erstes abgeholt werden – um den Betrieb am Montag nicht zu stören, bis Mittwoch sollte alles wieder eingesammelt sein. Am späten Abend ist der Wahltag für die Logistiker üblicherweise zu Ende. „Manchmal, bei Schnee oder bei Staus, war es aber auch schon zwei Uhr früh“, sagt Harrich. „Das ist immer die Herausforderung.“
Herausfordernd sei es auch gewesen, als die Wiederholung der Bundespräsidentenstichwahl 2016 wegen der Kleberpanne verschoben wurde – was die Planungen umschmiss. Bei der jetzigen Wahl sei alles fristgerecht gewesen – und damit kein Problem.