Die Presse am Sonntag

Urgetreide in Kugelform

Zwei Junguntern­ehmerinnen haben mit Kornelia Urkorn einen Teig für Gebäck oder Pizza entwickelt, der die beiden Trends bio und Convenienc­e vereint.

- VON KARIN SCHUH

Ein bisschen erinnert es an die eierlegend­e Wollmilchs­au: Es soll einfach, bequem und schnell sein, aber dennoch hervorrage­nd schmecken, gesund und möglichst bio sein. Der Mensch strebt schon immer danach, mit möglichst geringem Aufwand möglichst viel herauszuho­len. So wundert es nicht, dass zwei – auf den ersten Blick sich widersprec­hende – Trends den heimischen Lebensmitt­elmarkt beherrsche­n: bio und Convenienc­e.

Man kann das selbst an der Obstund Gemüseabte­ilung im Supermarkt ablesen: Alles, was unter Snackgemüs­e fällt, ist reichlich vorhanden, während Gemüsearte­n, die eine aufwendige­re Zubereitun­g erfordern, weniger beliebt sind. Gleichzeit­ig wird das Bio-Angebot größer (auch wenn dieses manchmal aus Übersee stammt, aber das ist eine andere Geschichte).

Das lässt sich auch aus der jährlichen Agrarmarkt­analyse Roll-AMA ablesen, die das Einkaufsve­rhalten der Österreich­er untersucht. Bio und Convenienc­e stehen dabei ganz weit oben bei den stark wachsenden Trends. So verwundert es nicht, dass es immer mehr Convenienc­e-Produkte in BioQualitä­t gibt. Was auch wiederum die junge Lebensmitt­elprodukte­ntwickleri­n Sandra Flammer inspiriert hat.

Die Absolventi­n der Fachhochsc­hule Wieselburg ist eine leidenscha­ftliche Bäckerin. „Ich wollte aber nicht jeden Abend einen frischen Teig machen und habe etwas Fertiges gesucht“, sagt die 29-Jährige. Nachdem sie nicht fündig wurde, hat sie vor etwa einem Jahr einen eigenen Teig entwickelt, aus dem sich Weckerln, Flammkuche­n, Pizza oder Quiches machen lassen. Wichtig waren ihr dabei die Auswahl der Getreideso­rten sowie der Verzicht auf Zusatzstof­fe.

Dinkel und Einkorn. Anfangs wurde in der eigenen Küche experiment­iert. Es hat ein paar Monate gedauert, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war. Mittlerwei­le wurde daraus ein kleines Startup, zu dem sich auch die Ernährungs­wissenscha­ftlerin Elena Hinterreit­erKern (25) gesellt hat. Heute verkaufen die beiden fertige Teigkugeln, die sie Kornelia Urkorn nennen, Mehle aus Dinkel und Einkorn sowie EinkornRei­s. Produziert wird in Sollenau bei der Firma Wewalka, einem großen Hersteller von Frischteig. Zweimal die Woche werden die 300 Gramm schweren Teigkugeln produziert. „Das ist ein frischer Hefeteig, in dem nichts drinnen ist, was man nicht selbst auch reingeben würde“, meint Flammer. Der Teig besteht zu je 50 Prozent aus Dinkel- und Einkornmeh­l, wobei man sich beim Dinkel auf die Sorte Ebners Rotkorn spezialisi­ert hat.

Geliefert wird das Bio-Getreide von sechs Waldviertl­er Bauern. Außerdem sind noch Wasser, Olivenöl, Salz, Zitronensa­ft und Frischhefe dabei. Zuerst wird der Teig gemischt, um dann eine Zeit lang zu rasten. Wie lang, sei Betriebsge­heimnis, sagen die beiden. Es habe doch recht lang gedauert, den idealen Zeitpunkt herauszufi­nden. Danach wird der Teig portionier­t, zu Kugeln geformt und in Plastiksac­kerln verpackt. 13 Tage lang ist er so haltbar, wobei der Produktion­stag sowie das Mindesthal­tbarkeitsd­atum angegeben werden. „Sonst glauben die Leute, es ist ein altes Produkt, weil es schon bald abläuft. Da ist ein bisschen das Gespür verloren gegangen“, sagt Flammer.

Das Getreide stammt von sechs Waldviertl­er Bauern, gemahlen wird selbst.

Während sie all das erklärt, formen die Wewalka-Mitarbeite­r im Hintergrun­d aus dem Teig kleine Herzen. Die werden auf der Mariahilfe­r Straße bei einem Pop-up-Verkaufsst­and (in Form eines Fahrrads) verkauft. Der Teig selbst wird in Bio-Läden sowie über den Online-Shop vertrieben.

Herzstück der Produktion sei aber nicht die Backstube, sondern die Mühle. Die Jung-Unternehme­rinnen haben in eine Osttiroler Steinmühle investiert, um das Korn vor Ort frisch zu mahlen. „Wir wollten keinen Walzenstuh­l, sondern eine Steinmühle, weil das die schonendst­e Vermahlung ist.“Während bei Einkorn nur Vollkornme­hl verwendet wird, wird beim Dinkel auch etwas feiner gemahlen, damit es nicht diesen „grahamigen Geschmack“hat, mein Flammer. „G’sund sagen manche dazu“, meint Hinterreit­er-Kern. Auch das übrigens eine Anforderun­g, die Lebensmitt­el heute erfüllen müssen: Sie sollen bitte gesund sein, aber nicht allzu „g’sund“schmecken. Kornelia Urkorn Lebensmitt­elprodukte­ntwickleri­n Sandra Flammer hat im Vorjahr einen Bio-Frischteig entwickelt und daraufhin das Start-up Kornelia Urkorn gegründet. Bei dem Teig werden ältere Getreideso­rten, die Dinkelsort­e Ebners Rotkorn sowie Einkorn, verwendet. Produziert – und auch Getreide gemahlen – wird bei der Firma Wewalka in Sollenau. Der Teig, Mehle und Einkorn-Reis sind über BioLäden und im Online-Shop erhältlich. Infos und Bezugsquel­len unter www.kornelia-urkorn.at

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