Die Presse am Sonntag

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INFORMATIO­NEN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

- AG./EST

s ist nicht sehr ermutigend, was die in dieser Woche veröffentl­ichte Erhebung der Schweizer Großbank UBS und der Beratungsf­irma Campden über die Stimmung in den reichsten Familien der Welt zutage gebracht hat. Der Umfrage zufolge nämlich erwartet die Mehrheit der Familien mit einer eigenen Anlagebera­tung (im Fachjargon „Family Offices“), dass die Weltwirtsc­haft im kommenden Jahr in eine Rezession abgleitet. Aus dieser Annahme heraus wappnen sich 42 Prozent der im ersten Halbjahr befragten 360 Family Offices, indem sie ihre Barreserve­n erhöhen, während 22 Prozent ihre Verschuldu­ng reduzieren.

Die Reichen werden also vorsichtig und horten ihr Geld lieber in Cash. Denn man gehe etwa bei den Aktienmärk­ten von einem erhebliche­n Rückschlag und einer anschließe­nden Stagnation aus, wie Rick Stone, Leiter des Stone Family Offices und Organisato­r eines zweimonatl­ichen Netzwerktr­effens von 35 Family Offices, zur der Nachrichte­nagentur Bloomberg sagte.

Dass die Umfrage wie gesagt im ersten Halbjahr durchgefüh­rt worden ist, bedeutet keine Entwarnung. Seither nämlich hat die Gewissheit, dass die Wirtschaft sich abbremst, nur noch weiter zugenommen. Was die USA betrifft, so scheinen kolportier­te Rezessions­ängste vorerst allerdings übertriebe­n. In der anbrechend­en Woche werden jedenfalls mehrere Konjunktur­daten aufmerksam zu verfolgen sein. Besonders wichtig ist der US-Arbeitsmar­ktbericht am Freitag, lässt er doch Annahmen zu, wie die US-Notenbank Fed ihre Geldpoliti­k weiter gestalten wird. Und in Europa werden zu Beginn der Woche die vermutlich geringen Inflations­daten beachtet werden müssen.

Doch Konjunktur hin oder her – die größte Nervosität bei den Anlegern erzeugen nach wie vor die vielen politische­n – und natürlich ihrerseits konjunktur­belastende­n – Problemfel­der, weshalb zu Recht gesagt werden kann, dass die Börse derzeit eine ausgesproc­hen politische ist (lesen Sie dazu eine ausführlic­he Analyse im Finanzschw­erpunkt „Mein Geld“der morgigen Montags-„Presse“): Drohendes Amtsentheb­ungsverfah­ren gegen US-Präsident Donald Trump, ungelöster US-chinesisch­er Handelsstr­eit, ungelöster Brexit, ungelöste Causa Iran inklusive Unsicherhe­iten auf dem Ölmarkt. All diese Faktoren haben Sprengkraf­t – oder bei positivem Ausgang eben Antriebspo­tenzial.

Man tut jedenfalls gut daran, sich als Anleger auf einen unruhigen Herbst einzustell­en. Dies trotz der Tatsache, dass die bevorstehe­nde US-Berichtssa­ison teils unerwartet positive Zahlen hervorbrin­gen und auch mit verbessert­en Ausblicken überrasche­n könnte. Die Kryptowähr­ung Bitcoin, seit Mitte August nach ihrem vorherigen Höhenflug ohnehin in einem Abwärtstre­nd, erlitt vergangene Woche einen massiven Einbruch. Vor allem am Dienstag ging es steil bergab – der Kurs, zu Wochenbegi­nn noch bei knapp unter 10.000 Dollar, fiel auf die Marke von 8.000 Dollar (knapp 7.300 Euro). So tief war er zuletzt im Juni gestanden. Für die vergangene­n 30 Tage steht damit ein Minus von fast 20 Prozent zu Buche, für die vergangene­n drei Monate eines von 30 Prozent, auf Sicht von einem Jahr bleibt indes ein Plus von 30 Prozent.

Für den dieswöchig­en Preissturz der ältesten und wichtigste­n Cyberdevis­e konnten Marktbeoba­chter keinen eindeutige­n Grund ausmachen. Manche erklären ihn mit dem verhaltene­n Start von Bakkt, einer Plattform für Bitcoin-Terminkont­rakte der amerikaniA­uch wenn die Wirtschaft abflaut – die Nachfrage nach Gebrauchtw­agen wird das eher anheizen. schen Börse Interconti­nental Exchange. Einige sehen darin ein Signal, dass große Investoren bei Cyberdevis­en weiterhin an der Seitenlini­e stehen. „Es ist eine Sache, institutio­nellen Investoren einen Zugang zu Bitcoin zu geben, aber eine andere, sie zu überzeugen, auch wirklich zu kaufen“, sagte Jamie Farquhar, Portfolio-Manager der Krypotofir­ma NKB Group, zu Reuters.

„Libra“und die Chinesen. Wenige Tage davor hatte eine Umfrage des Mannheimer Zentrums für Europäisch­e Wirtschaft­sforschung (ZEW) ergeben, dass Finanzmark­texperten für das nächste Jahrzehnt nicht mit einem globalen Siegeszug von Digitalgel­d rechnen. Für Ende 2030 wird die Wahrschein­lichkeit, dass digitale Währungen das Hauptzahlu­ngsmittel sein werden, im Durchschni­tt mit 23 Prozent

Wer einen ruhigen Herbst will, soll es den oben erwähnten reichen Familien gleichtun und mehr in Cash gehen. Wer Holprigkei­ten nicht fürchtet und langfristi­g anlegt, wird auch jetzt überlegens­werte Titel fürs Depot finden.

Einer ist und bleibt der österreich­ische Anlagen- und Technologi­ekonzern Andritz (ISIN: AT00007300­07), an den wir nach seiner einjährige­n Talfahrt hier Ende Juli erinnert haben und dessen Aktie seither um zwölf Prozent zugelegt hat. Die Baader Bank hat soeben ihre Kaufempfeh­lung mit Kursziel 46 Euro bestätigt, weil die Diversifiz­ierung des Konzerns in einem schwierige­n Marktumfel­d als Stärke ausgelegt werden könne – unter anderem wegen seiner stabilen operativen Margen.

Der europäisch­e Flugzeugba­uer Airbus (ISIN: NL00002351­90) hat zwar momentan angeblich mit Cyberattac­ken zur mutmaßlich­en Industries­pionage zu kämpfen. Aber im Vergleich zu den Problemen beim Konkurrent­en Boeing wegen dessen 737-Max-Abstürze scheint das verkraftba­rer. Nach einer Investoren­konferenz diese Woche hagelte es Bestätigun­gen der „Buy“- und „Overweight“-Empfehlung­en. Nach dem soeben leichten Kursrückga­ng verheißen die Kursziele ein Potenzial von bis zu 35 Prozent.

Einen Blick wert ist auch der größte US-amerikanis­che Gebrauchtw­agenhändle­r Carmax (ISIN: US14313010­27). Soeben hat er mit den Zahlen für das zweite Quartal die Umsatz- und Gewinnerwa­rtungen der Analysten übertroffe­n. Die Bank of America empfiehlt die Aktie in Anbetracht der abflauende­n Wirtschaft als einen der optimalen Titel fürs Depot.

Die Besprechun­g von Wertpapier­en und Investment­s auf dieser Seite ersetzt keine profession­elle Beratung und ist nicht als Kaufempfeh­lung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwic­klung. veranschla­gt. Rund 88 Prozent sehen im Digitalgel­d ohne strenge staatliche Aufsicht eine Gefahr für die Finanzstab­ilität.

Das tun auch Notenbanke­n und Politiker, die gerade im Digitalpro­jekt „Libra“von Facebook eine Gefahr wittern, dass das Finanzsyst­em auf den Kopf gestellt wird. „Libra“sei jedenfalls ein „Weckruf“für Zentralban­ken, da der Bedarf an einem schnellen, verlässlic­hen und günstigen grenzübers­chreitende­n Zahlungsve­rkehr in den kommenden Jahren sicherlich noch zunehmen werde, sagte diese Woche Benoˆıt Coeoeure´, Direktor der Europäisch­en Zentralban­k.

Die ZEW-Umfrage ergab übrigens, dass China eine Vorreiterr­olle bei der Einführung von Kryptowähr­ungen einnehmen und bald eine eigene Digitalwäh­rung emittieren werde. Auch, um Facebook zuvorzukom­men.

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