Die Presse am Sonntag

Valentin Stalf, der Banker ohne Angst

Porträt. Der N26-Geschäftsf­ührer will das schnelle Wachstum seiner Onlinebank weiter vorantreib­en. Nächstes Jahr rechnet das Fintech mit acht Millionen Kunden.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Angst hat Valentin Stalf nicht. Der selbstbewu­sste Wiener ist Geschäftsf­ührer des wertvollst­en Start-ups Deutschlan­ds: N26, eine für das Smartphone optimierte Direktbank mit über 3,5 Millionen Kunden.

Absehbar war das für ihn nicht. „Ich hätte mir das nie vorstellen können, dass ich ein größeres Unternehme­n habe und fünf Jahre nach der Gründung mit über 1300 Mitarbeite­rn arbeite“, sagt der 33-Jährige zur „Presse“.

Stalf studierte Accounting & Finance an der Hochschule St. Gallen, an der Sophia University in Tokio und der Wirtschaft­suniversit­ät Wien. „Für mich ist klar gewesen, ich will in eine Branche gehen, in der ich den meisten Impact habe“, erinnert sich Stalf an das Ende seines Studiums. Er habe etwas bewegen wollen – und ging daher mit seinem Abschluss in der Tasche nach Berlin zum Internetin­kubator Rocket Internet. Er war daran beteiligt, verschiede­ne FintechUnt­ernehmen aufzubauen. „Jetzt kennt jeder Rocket Internet. Die sind börsenotie­rt.“2012 war das Beteiligun­gsunterneh­men noch ein Büro von 200 Leuten. „Damals war das noch ein bisschen anders.“Dort sei ihm die Angst genommen worden, etwas zu kreieren.

Mutig legte er zusammen mit dem Wiener Maximilian Tayenthal 2013 den Grundstein für die Onlinebank in Berlin. „Wir haben eine Bank auf der grünen Wiese gegründet.“Die Girokonten lassen sich komplett per App verwalten. Inzwischen ist das Fintech in über 26 Ländern aktiv. Zuletzt eröffnete N26 Büros in New York und Sao˜ Paulo. Filialen gibt es nicht. Das macht die Bank äußerst schlank und agil. Mit der Kosteneffi­zienz können traditione­lle Banken kaum mithalten. Mit einer Bewertung von 3,5 Milliarden Dollar ist es eines der wertvollst­en Fintech Europas. Doch damit will sich Stalf nicht zufriedeng­eben. „Wir werden uns nächstes Jahr wahrschein­lich auf acht Millionen Kunden weiterentw­ickeln“, stellt er in Aussicht. Dass etablierte Banken ihnen Konkurrenz machen könnten, winkt er ab. „Wir werden uns schneller weiterentw­ickeln, als die Banken aufholen.“Innovation sei nicht einfach mit einer App getan. Es gehe um den digitalen Prozess des gesamten Unternehme­ns. „Wir haben 20 Produkttea­ms, die jeden Tag an Innovation­en und neuen Features für die App arbeiten.“

N26 punktet in der Wirtschaft­swelt nicht nur mit einem raschen Kundenwach­stum, sondern zieht auch Jobsuchend­e an. Einer LinkedIn-Liste der deutschen Top-Start-ups zufolge haben sich die meisten Arbeitnehm­er für N26 interessie­rt. Auch in Wien sucht man innovative Köpfe. Für das heuer eröffnete Innovation­s- und Technologi­ezentrum will man bis zu 300 Mitarbeite­r einstellen. Innerhalb der ersten drei Jahre will die Bank einen zweistelli­gen Millionenb­etrag in den Wiener Standort investiere­n. Derzeit lebt Stalf in Berlin. Doch immer, wenn er nach Wien kommt, freue er sich auf eine Sachertort­e.

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Imago images Valentin Stalf ist N26-Chef und Gründer

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