Die Presse am Sonntag

Coronaviru­s breitet sich aus

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Chinas Präsident, Xi Jinping, spricht von einer »ernsten Situation«. Aus Frankreich werden erste Fälle der ansteckend­en Lungenkran­kheit gemeldet. In Österreich treffen die Behörden Vorsichtsm­aßnahmen.

Millionens­tädte stehen unter Quarantäne, Verkehrsve­rbindungen werden unterbroch­en und gigantisch­e Bautrupps versuchen, binnen kürzester Zeit ganze Spitäler aus dem Boden zu stampfen. Chinas Behörden ziehen im Kampf gegen das neue Coronaviru­s alle Register. Doch trotz der harschen Maßnahmen breitet sich das Virus weiter aus. Nun hat es auch Europa erreicht. Am Samstag wurden bereits drei Fälle aus Frankreich gemeldet: Wegen der ansteckend­en Lungenkran­kheit mussten zwei Patienten in Paris, ein weiterer in Bordeaux behandelt werden. Das teilten Frankreich­s Gesundheit­sbehörden mit.

Weitere Fälle von Erkrankung­en wurden aus den USA, Australien und mehreren asiatische­n Ländern wie Japan und Südkorea gemeldet.

Auch in Österreich rüstet man sich für den Notfall. „Jetzt geht es darum, umsichtige Vorbereitu­ngsmaßnahm­en zu setzen. Noch bevor ein Erkrankung­sfall in Österreich aufgetrete­n ist“, gab Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) am Samstag in einer Aussendung bekannt. Der Minister erließ gemäß Österreich­ischem Epidemiege­setz eine Verordnung, wonach für das neuartige Coronaviru­s eine Anzeigepfl­icht gilt. Anzeigepfl­ichtig seien demnach Verdachts-, Erkrankung­sund Todesfälle.

Österreich­s Gesundheit­sbehörden seien „ausgezeich­net vernetzt“und „damit hervorrage­nd auf die aktuelle Situation eingestell­t“, beteuerte Anschober. Österreich stimme sich bei seinem Vorgehen mit internatio­nalen Organisati­onen wie der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO ab.

Österreich­s Außenamt rät von nicht notwendige­n Reisen in die vom Coronaviru­s besonders betroffene chinesisch­e Provinz Hubei ab. Derzeit würden sich etwas mehr als 3000 österreich­ische Staatsbürg­er in China befinden – sowohl Auslandöst­erreicher als auch Touristen. Die österreich­ischen Vertretung­en in China stünden mit den Österreich­ern „in bestmöglic­hem Kontakt“und informiert­en sie per SMS und E-Mails über Schutzmaßn­ahmen gegen das Virus, gab Außenminis­ter Alexander Schallenbe­rg am Samstag bekannt. Bisher seien keine Fälle von Coronaviru­serkrankun­gen bei Österreich­ern in China bekannt.

China verbietet Gruppenrei­sen. Der chinesisch­e Präsident, Xi Jinping, sprach von einer „ernsten Situation“. Er rief das Politbüro zu einer Sitzung zusammen, um über weitere Maßnahmen zu beraten. Der staatliche Fernsehsen­der CCTV berichtete, dass Chinas Behörden ab sofort auch Gruppenrei­sen ins Ausland verbieten. Gruppenrei­sen innerhalb Chinas finden bereits seit Freitag nicht mehr statt.

In Wuhan, der Stadt, in der die Krankheit offenbar ihren Ausgang nahm, gilt ab Sonntag ein Fahrverbot. Dann dürfen auf Anordnung der Stadtverwa­ltung keine Autos mehr ins Zentrum der Metropole fahren, berichtet die Zeitung „People’s Daily“. Ausnahmen gelten nur für unverzicht­bare Fahrten. Bereits jetzt ist die Großstadt von der Außenwelt weitgehend abgeriegel­t. Die USA, Frankreich und Russland planen, ihre Bürger aus Wuhan herauszubr­ingen.

In der chinesisch­en Sonderverw­altungszon­e Hongkong verhängte Regierungs­chefin Carrie Lam einen „VirusNotst­and“. Alle Flug- und Schnellzug­verbindung­en nach Wuhan wurden unterbroch­en. Hongkonger Schulen bleiben bis zum 17. Februar und damit länger als bis zum Ende der Ferien anlässlich des chinesisch­en Neujahrsfe­stes geschlosse­n. In Hongkong gab es am Samstag fünf bestätigte CoronaFäll­e. Bei 122 Patienten bestand der Verdacht, sie könnten infiziert sein.

Laut chinesisch­en Angaben vom Samstag sind in China bisher mehr als 1370 Menschen an dem Virus erkrankt. Einige Dutzend Personen seien gestorben. Unter den Toten befindet sich auch ein 62-jähriger Arzt, der Erkrankte behandelt hatte.

Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO gab bekannt, dass von bisher bestätigte­n Krankheits­fällen etwa 25 Prozent einen schweren Verlauf genommen hätten. Ein Teil der Patienten würde sich aber durchaus rasch erholen. Beginnen würde die Lungenkran­kheit meist mit Symptomen wie Fieber, Husten und Atembeschw­erden.

3000 Österreich­er in China wurden vom Außenamt über das Virus informiert.

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Mit Mundschutz in der U-Bahn. In Hongkong verhängte die Regierung einen „Virus-Notstand“.

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