Die Presse am Sonntag

Wenige Neuinfekti­onen, aber Sorge um Wien

Coronaviru­s. Die Zahl der Neuinfekti­onen lag zuletzt so niedrig wie seit Langem nicht. Aber jeder zweite neue Fall kommt aus Wien.

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Wien. So eine geringe Zahl an Neuinfekti­onen wurde seit dem 7. März nicht in das Meldesyste­m des Ministeriu­ms eingespiel­t: Von Freitag auf Samstag hat das Gesundheit­sministeri­um österreich­weit 21 neue Fälle von Erkrankung­en mit dem Coronaviru­s vermeldet. In Kärnten, Salzburg und Tirol wurde im 24-Stunden-Vergleich kein Neuerkrank­ter registrier­t. Die Zahl der „aktiv“Erkrankten lag bei 1782 Menschen. 596 Todesfälle galten als bestätigt.

Auch wenn die Zahl der Neuinfekti­onen niedrig ist wie lang nicht, Sorge bereiten die Zahlen aus Wien: Während die Stadt lang mit vergleichs­weise geringen Infektions­zahlen durch die Krise gekommen ist, steigt der Anteil: Mit 12 neuen Fällen, die von Freitag auf Samstag gemeldet wurden, fand mehr als die Hälfte der registrier­ten Neuinfekti­onen in Wien statt. Dieser Anteil an den Neuinfekti­onen führt seit Tagen zu Debatten – und zu einer Sorge vor einer zweiten Welle. Auch Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker meinte zuletzt, man müsse bei Lockerunge­n der Ausgangsbe­schränkung­en mit einem Anstieg rechnen, die Epidemie sei nicht vorbei.

Mit ein paar Wochen Lockdown könne man das Virus nicht aus der Stadt verbannen. Strategie sei, lokale Ausbrüche rasch zu erkennen und zu stoppen.

Zu einer vermehrten Ansteckung im öffentlich­en Raum dürfte es bisher nicht kommen, heißt es aus dem medizinisc­hen Krisenstab der Stadt: In den allermeist­en Fällen ließe sich zurückverf­olgen, wo sich jemand infiziert hat. Zu den meisten Infektione­n komme es im familiären Bereich. Infektione­n durch Unbekannte im öffentlich­en Raum, in Verkehrsmi­tteln etwa, seien derzeit nicht bekannt – können aber auch nicht ausgeschlo­ssen werden.

21 Fälle in Asylquarti­er. Zu mittlerwei­le 21 diagnostiz­ierten Infektione­n (19 Bewohner, zwei Betreuer) ist es im „Haus Erdberg“, einer Unterkunft für Asylwerber, gekommen. Weil das Gebäude für eine Quarantäne ungeeignet sei, wurden die Bewohner an anderen Orten untergebra­cht. Die Infizierte­n wurden in das Betreuungs­zentrum Messe Wien gebracht. Sämtliche rund 400 Bewohner wurden getestet, die Ergebnisse liegen noch nicht in allen Fällen vor.

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