Zeitmesser im Schneckentempo
Die Berliner Künstlerin Sarah Illenberger entwarf eine Uhr für eine Welt, in der die Zeit nicht vergeht.
Ein Fundstück an einem Toscanastrand – eine Plastikuhr mit in das Gehäuse eingeschwemmter Muschel – brachte Sarah Illenberger auf die Spur ihrer neuen Designedition namens „Slowlex“: Ein uhrengleiches Objekt mit dem zentralen 3-D-Druck eines Schneckengehäuses in Sterlingsilber mit oder ohne Vergoldung – für das Messen von Zeit, die gerade stillsteht.
Die Idee zu „Slowlex“kam Illenberger vor einem Jahr. „Danach gestaltete sich der Prozess bis zur Lancierung als erstaunlich mühselig und langsam“, erzählt sie und meint etwa die Suche nach Produktionsstätten und -verfahren. Arbeitet die in Berlin lebende Kreative heute hauptsächlich für Fotoproduktionen, so hat sie durchaus engen Bezug zur Welt des Schmuckdesigns: Illenbergers Mutter ist Gründerin der Münchner Manufaktur Se´vigne´, und ehe sie sich auf „Visual Storytelling“
spezialisierte, kooperierte Illenberger jahrelang mit dem bekannten Designer Patrick Muff – die gemeinsamen Entwürfe wurden etwa bei Colette in Paris verkauft.
Verfremdung. „Readymades faszinieren mich“, sagt Illenberger, wobei sie in ihrer Arbeit – etwa dem Kreieren von Stillleben – meist durch Verfremdung einen Überraschungsmoment kreieren will. Die Lancierung von „Slowlex“fällt nun passenderweise in eine Phase, die selbst durch eine andere Zeitwahrnehmung gekennzeichnet wird: „Es wäre mein persönlicher Traum, dass uns die aktuelle Entschleunigung und Verlangsamung auf lange Sicht erhalten bleiben“, so die Designerin. „Vieles, das sonst als unnötig erscheint, fällt gerade weg. Ich glaube, dass wir Menschen gar nicht für das rasende Tempo unserer Epoche gemacht sind.“