Let’s Make Money
INFORMATIONEN FÜR ZEITGENOSSEN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN
o die Börsenmusik momentan am lautesten spielt? Wieder einmal auf der US-Technologiebörse Nasdaq. Viel fehlt nicht mehr, und sie hat die Verluste der Coronakrise wettgemacht. Gewiss, auch die anderen haben sich kräftig erholt. Aber eben nicht um drei Viertel wie die Nasdaq, sondern um die Hälfte.
Wie die großen Tech-Konzerne vor der Krise die kräftigen Zugpferde von Wirtschaft und Börse waren, so sind sie es jetzt schon wieder. Ob sie aber repräsentativ sind? Natürlich nicht. Die Situation auf dem Markt ist durchwachsen. Nicht alle haben die Produkte, die auch in der Krise gleich oder sogar mehr gefragt sind. Geschweige denn die finanzielle Stärke. Ja, und selbst die großen Tech-Konzerne stellen sich darauf ein, dass der wahre Dämpfer erst im zweiten Quartal kommen wird.
Es ist und bleibt ein nervöses Dahinhangeln zwischen Hoffen und Bangen. Eine der größeren Gefahren für Anleger ist mittlerweile, dass die schnelle Erholungsrallye das Gefühl erweckt, das Ärgste sei vorbei, sodass es nur noch weiter bergauf gehen könne. Könnte trügerisch sein, wie auch eine Umfrage der Schweizer Bank UBS unter den reichsten Anlegern ergab. Von den Befragten wollen zwar 84 Prozent bald wieder Aktien zukaufen, knapp drei Viertel von diesen Anlagefreudigen aber wollen erst zuschlagen, wenn die Kurse um weitere fünf bis 20 Prozent gefallen sind.
Zumindest muss man damit jederzeit rechnen. Denn was auf jeden Fall weiter fehlt, ist ein klares Bild über das Ausmaß des Konjunktureinbruchs. Ja, die Zahl der Neuinfektionen geht zurück, und die Einschränkungen werden gelockert. Dennoch hält der Krisenmodus an der Börse an. Gewiss, die Unmengen an Geld, die von Zentralbanken und Regierungen in den Markt gepumpt werden, verschwinden als wichtigste Kursstützen nicht. Aber dass sie allein es auf Dauer nicht richten können, zeigte sich ansatzweise am Donnerstag, als den Anlegern die Puste auszugehen begann. Man kann annehmen, dass die wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr schon weitgehend eingepreist ist. Und neue Signale sind derzeit Mangelware.
Wer indes bald schon neue Puste bekommen könnte, ist der deutsche Baustoffhersteller HeidelbergCement (ISIN: DE0006047004). Die Aktie sei gleich wie die meisten Werte aus dem Sektor selbst im Negativszenario deutlich überverkauft, schreibt die Bank HSBC und gibt ihr 50-Prozent-Kurspotenzial. Dazu kommt allgemein die Einschätzung, dass Konjunkturprogramme gerade der Bauwirtschaft zugutekommen werden. Die Quartalszahlen werden am Donnerstag veröffentlicht. Der
Die Frage, ob Aktien auch weiterhin eine bevorzugte Option der Geldanlage bleiben und wann man am besten wo einsteigt, treibt natürlich auch die vermögendsten Anleger dieser Welt um. Und angesichts der gegenwärtigen Ausnahmesituation sind ihre Antworten nur noch umso interessanter.
Eines steht bei ihnen offenbar ziemlich fest: Und zwar, dass sie gegenüber Aktien positiv gestimmt bleiben, wie die Schweizer Großbank in ihrer am Mittwoch veröffentlichten vierteljährlichen Umfrage zur weltweiten Anlegerstimmung eruierte. Gemäß der Umfrage, bei der über 4000 wohlhabende Anleger und Firmeninhaber in 14 Regionen der Welt befragt wurden, wollen 47 Prozent von ihnen ihre Aktienportfolios in den nächsten sechs Monaten unverändert lassen, während 37 Prozent sogar mehr investieren wollen.
So begehrt wie jetzt waren Öltanker selten. Nicht, um Öl zu transportieren, sondern um es aufgrund des Überangebots zu lagern. Das tut den Branchenaktien gut.
Noch aufschlussreicher ist die Stimmung hinsichtlich des Zeitpunktes für einen Zukauf. Denn gerade einmal 23 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass jetzt ein guter Zeitpunkt für den Kauf von Aktien sei. Dagegen wollen weitere 61 Prozent erst dann zuschlagen, wenn die Aktienkurse um weitere fünf bis 20 Prozent gefallen sind. Und 16 Prozent sind laut UBS-Aussendung der Meinung, dass die Bestände derzeit nicht aufgestockt werden sollten, da es sich um einen Bärenmarkt handle.
Die Umfrage wurde vom 1. bis 20. April 2020 durchgeführt – also in einer Zeit, da der Markt schon auf Erholungskurs war, eine Erholung, die allerdings von einem Teil der Befragten eben als Bärenmarktrallye eingestuft wird. Die Vorsicht dominiert: 60 Prozent denken, dass in den nächsten zwölf Monaten eine Rezession herrschen werde. Dazu passt, dass
Schweizer Konkurrent Lafarge Holcim hat mit seinen Zahlen die Erwartungen des Marktes soeben klar übertroffen.
Kommen dem Bausektor Konjunkturprogramme zugute, so dem Gebrauchtwarensektor die schwache Konjunktur. Der US-Gebrauchtautohändler Carmax (ISIN: US1431301027) hat in den vergangenen Quartalen schon starke Zahlen vorgelegt und war etwa von der Bank of America schon im Herbst als optimaler Titel für die damals anbrechende Konjunkturabschwächung genannt worden. Nun wird die Zeit noch viel härter. Und die Carmax-Aktie ist nach dem allgemeinen Börsenabsturz auf dem Weg nach oben.
Mit seinen Produkten so richtig am Puls der Zeit liegt die deutsche Firma
(ISIN: DE0006636681), die Transportlösungen für temperatursensible Güter herstellt, was zentral für die Pharmazie ist und angesichts des Coronavirus und der wachsenden Internetapotheken noch zentraler wird. Berenberg gibt der Aktie, die 11,9 Euro kostet, 14 Euro, Mainfirst gar 18 Euro.
Und Spezialgewinner der Spezialkrise auf dem Ölmarkt sind aktuell die Öltankerunternehmen. Das heillose Überangebot von Öl auf dem Markt lässt die Nachfrage nach Tankern zur Zwischenlagerung explodieren. So etwa beim belgischen Branchenspezialisten Euronav (ISIN: BE0003816338), dessen Aktie zehn Euro kostet und laut Analysten von Kepler Cheuvreux auf 17 Euro steigen könnte. Oder der norwegische Konkurrent Frontline (ISIN: BMG3682E1921). Beide volatil und spekulativ. Aber in den kommenden Wochen und Monaten des historisch einmaligen Ölüberangebots wohl begehrt.
Die Besprechung von Wertpapieren und Investments auf dieser Seite ersetzt keine professionelle Beratung und ist nicht als Kaufempfehlung zu betrachten. „Die Presse“übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwicklung. einer Erhebung der Bank of America zufolge die Cash-Positionen seit dem 11. September 2001 nie mehr so hoch waren wie jetzt.
Für den langfristigen Konjunkturausblick für ihre Region jedenfalls sind die reichen Investoren nach der UBS-Umfrage optimistisch gestimmt – 70 Prozent der Befragten gaben das an und damit praktisch gleich viele wie vor drei Monaten.
Für den kurzfristigen Ausblick haben jedoch nur noch 46 Prozent Optimismus übrig, nachdem es bei der letzten Umfrage noch 67 Prozent gewesen waren. In den USA ging der Prozentsatz in dieser Kategorie von 68 auf 30 Prozent zurück, in Asien von 71 auf 55 Prozent. Am wenigsten stark war dieser Rückgang in Europa außerhalb der Schweiz: Und zwar von – zuvor wohlgemerkt relativ niedrigen – 58 Prozent auf 50 Prozent.