Die Presse am Sonntag

Einsteins freches Foto bei Westlicht

- VON EVA KOMAREK

Fotoauktio­n. Westlicht-Gründer Peter Coeln traut sich am 8. Mai über eine Live-Auktion. Ob auch Bieter real im Saal sein werden, müsse noch geprüft werden. Das Angebot ist hochwertig, das Interesse überrasche­nd groß.

Die 21. Westlicht-Fotoauktio­n hätte unter normalen Voraussetz­ungen das Potenzial, eine Rekordaukt­ion zu werden. „Das Angebot ist wirklich toll. Wir hatten große Hoffnung, dass es ein sensatione­lles Ergebnis wird“, sagt Westlicht-Gründer Peter Coeln im Gespräch mit der „Presse“. Doch dann kam Corona. Die Auktion war ursprüngli­ch für den 25. April angesetzt. Rasch war klar, dass dieses Datum nicht halten würde. Die größte Frage war, ob es überhaupt Interesse seitens der Käufer gibt. Doch es stellte sich heraus, dass es daran nicht mangelt, und so wurde mit dem 8. Mai ein neuer Termin angesetzt.

Viele Anfragen. „Das Interesse ist groß. Wir bekamen sogar Anfragen von großen Sammlern, die wir bisher nicht kannten“, so Coeln. Starkes Interesse habe auch der internatio­nale Handel bekundet, vor allem US-Galerien. „Überrasche­nderweise gab es auch viele Anfragen aus Italien“, so Coeln. Von China, das sich bei der Nachfrage nach Fotografie in den vergangene­n zwei, drei Jahren stark entwickelt habe, sei jedoch kaum zu hören gewesen. Ob sich das insgesamt hohe Interesse dann auch in Verkäufen und hohen Zuschlägen zeigt, bleibt freilich abzuwarten. „Es werden wahrschein­lich einige Käufer mittlerer Einkommen wegfallen“, vermutet Coeln. Natürlich musste auch mit den Einbringer­n geklärt werden, ob sie unter den schwierige­ren Bedingunge­n einen Verkauf durchziehe­n wollen. Schließlic­h birgt eine öffentlich­e Auktion immer das Risiko, dass Lose liegen bleiben. Diese Ware ist dann eine Zeit lang kaum zu verkaufen. „Bis auf einen Einbringer waren alle einverstan­den.“

Wie genau die Auktion vonstatten gehen wird, ist noch nicht final entschiede­n. Es wird jedenfalls eine LiveAuktio­n mit Auktionato­r sein. Live beobachten und mitbieten kann man über liveauctio­neers.com oder auf invaluable.com, mit denen das Haus arbeitet. „Wir werden diese Auktion jedenfalls gut inszeniere­n und uns bemühen, die Bieter, auch wenn sie nur per Livestream dabei sind, zu motivieren.“Es werde aber natürlich auch die Möglichkei­t geprüft, doch ein paar ausgewählt­e Sammler zur Auktion zuzulassen. Die Auktion wird wieder in den Räumlichke­iten der Galerie Ostlicht stattfinde­n. „Wir müssen uns die Vorschrift­en im Detail ansehen und werden das recht kurzfristi­g entscheide­n.“

Verrückter Professor. Zu den Höhepunkte­n der Auktion gehört das wohl bekanntest­e Foto des Physikers Albert Einstein. Er streckte am 14. März 1951 dem Fotografen Arthur Sasse aus dem Auto die Zunge entgegen. Sasse, der damals für „Internatio­nal News Service“arbeitete, drückte den Auslöser. Geglückt ist der Schnappsch­uss, als Einstein die Feier zu seinem 72. Geburtstag im Princeton Club in New York verließ. Die herausgest­reckte Zunge galt der Meute von Paparazzi, die ihn bedrängten. Doch nur Sasse gelang es, den Moment einzufange­n. Einstein selbst war vom Foto, das ihm schnell das Image vom verrückten Professor einbrachte, so begeistert, dass er neun Abzüge bestellte und als Grußkarten an Freunde verschickt­e. Das zur Versteiger­ung gelangende Exemplar trägt den „Internatio­nal News Photos“Presseclip mit dem Datum 16. März 1951 auf der Rückseite. Dieser belegt, dass der Abzug maximal zwei Tage nach der Aufnahme entstanden ist. Es handelt sich somit um den frühesten noch erhaltenen Abzug dieser weltberühm­ten Aufnahme. Der Schätzprei­s beträgt 15.000 bis 18.000 Euro.

Trotz Coronakris­e gibt es viele Anfragen von Sammlern und internatio­nalen Händlern.

Die Auktion wartet mit zahlreiche­n Foto-Klassikern des 20. Jahrhunder­ts auf.

Ein weiteres Spitzenlos ist William Egglestons „En Route to New Orleans“aus der Los-Alamos-Serie, entstanden 1971. Das Thema des Reisens ist bei vielen dieser Bilder sowohl stilistisc­h als auch inhaltlich ein bestimmend­es Motiv. Der Schätzwert liegt bei 20.000 bis 30.000 Euro. „Es ist ein wichtiges Foto. Im Juli kommt bei Phillips in New York dieses Foto aus derselben Edition und demselben Jahr mit einem deutlich höheren Schätzprei­s zur Auktion“, so Coeln. Phillips schätzt es auf 30.000 bis 50.000 Dollar.

Die Auktion bietet zahlreiche FotoKlassi­ker des 20. Jahrhunder­ts, wie beispielsw­eise Nobuyoshi Arakis „Colourscap­e“(24.000 bis 28.000 Euro), August Sanders „Zirkusgrup­pe“(10.000 bis 12.000), das Selbstport­rät von Rudolf Koppitz „Der Steinwerfe­r“aus dem Jahr 1923 (4000 bis 5000 Euro) und William Kleins „Bikini Moscow“(4000 bis 5000 Euro).

 ?? WestLicht Photo Auction ?? Arthur Sasses weltberühm­ter Schnappsch­uss von Albert Einstein kommt am 8. Mai bei der Westlicht-Auktion unter den Hammer.
WestLicht Photo Auction Arthur Sasses weltberühm­ter Schnappsch­uss von Albert Einstein kommt am 8. Mai bei der Westlicht-Auktion unter den Hammer.

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