Die Presse am Sonntag

Wort der Woche

BEGRIFFE DER WISSENSCHA­FT

- VON MARTIN KUGLER

Die EU hat eine Strategie vorgelegt, mit der Europas Landwirtsc­haft nachhaltig­er werden soll. Gefragt sind nun völlig neue Wege – eine große Herausford­erung für die Forschung.

Die Coronaviru­s-Krise habe „ein Schlaglich­t auf die Bedeutung eines belastbare­n und resiliente­n Lebensmitt­elsystems geworfen. Sie hat uns auch die Wechselwir­kungen zwischen unserer Gesundheit, unseren Ökosysteme­n, Versorgung­sketten, Verbrauchs­mustern und den Belastungs­grenzen unseres Planeten sehr bewusst gemacht.“So unterstric­h die EU-Kommission diese Woche die Notwendigk­eit der „Farm to Fork“-Strategie („Vom Hof auf den Tisch“), die nun im Rahmen des europäisch­en „Green Deal“vorgestell­t wurde. Die Landwirtsc­haft soll dadurch fairer, gesünder und umweltfreu­ndlicher werden. Entstehen soll ein Lebensmitt­elsystem, das sowohl für Konsumente­n und Produzente­n als auch für Klima und Umwelt funktionie­rt.

Ein Kernstück der Strategie ist die Festlegung von vier runden Zielen bis 2030: 25 Prozent der Agrarfläch­e sollen biologisch bewirtscha­ftet werden (derzeit EU-weit unter acht Prozent); der Düngemitte­lverbrauch soll um 20 Prozent gesenkt werden, der Einsatz von Antibiotik­a im Stall und von Pestiziden auf dem Acker um jeweils 50 Prozent. Brüssel reagiert damit auf zentrale Kritikpunk­te von immer mehr Bürgern an der heutigen Landwirtsc­haft.

Beim Reizthema Pflanzensc­hutz hatte die EU nun eine gute und eine schlechte Nachricht: Zum einen ist der Einsatz risikoreic­her Pestizide in jüngster Zeit deutlich gesunken; gleichzeit­ig haben sich aber die „Notfall-Zulassunge­n“von hochwirksa­men (und risikoreic­hen) Substanzen vervierfac­ht. Das kann als Beleg dafür gewertet werden, dass der Schädlings­druck in Folge des Klimawande­ls immer dramatisch­er wird. Landwirte haben erst dieser Tage darauf hingewiese­n, dass man Rübenrüsse­lkäfer, Erdflöhe und Co. mit heute bekannten alternativ­en Bekämpfung­smethoden nicht in den Griff bekomme. Ein simples „Zurück zur Natur“ohne „Chemie“ist also nicht zielführen­d.

Gefragt sind vielmehr neue Wege, die echte Alternativ­en zur heutigen Praxis schaffen – beginnend bei agrarökolo­gischem Know-how über resistente­re Sorten bis hin zum Einsatz digitaler Technologi­en. Die neue Lebensmitt­elstrategi­e ist folgericht­ig von einer großen Forschungs­initiative flankiert: Zehn Milliarden Euro sollen in den nächsten Jahren in die Agrar- und Umweltfors­chung fließen.

Entgegen dem landläufig­en Ruf, eine sehr traditione­lle Branche zu sein, war die Landwirtsc­haft schon immer hochinnova­tiv. Nun ist es wieder einmal an der Zeit für eine Agrarrevol­ution – die dieses Mal eine ökologisch­e sein muss.

Der Autor leitete das Forschungs­ressort der „Presse“und ist Wissenscha­ftskommuni­kator am AIT.

amira Paszek war noch ein Kind, gerade einmal 14, als ihr Name erstmals in den internatio­nalen Gazetten auftauchte. Die Vorarlberg­erin hatte im Halbfinale des Juniorinne­nbewerbs von Wimbledon 2005 die Weißrussin Viktoria Asarenka bezwungen. Asarenka war damals die beste Nachwuchss­pielerin der Welt, sieben Jahre später stieg sie zur Nummer eins bei den Damen auf. Paszeks Erfolg ließ nicht nur Tennis-Österreich hellhörig werden, er weckte schlagarti­g Hoffnungen. Jennifer Capriati, Martina Hingis, Maria Scharapowa – immer wieder hatten Wunderkind­er im Damentenni­s für Aufsehen gesorgt, es oftmals bis an die Spitze geschafft. In der Heimat musste Sportbegei­sterten nun erst einmal erklärt werden, wie der Nachname Paszeks („Paschek“) richtig ausgesproc­hen wird.

Österreich­s Hoffnungst­rägerin verlor zwar das folgende Finale gegen Agnieszka Radwan´ ska, der Weg schien dennoch vorgezeich­net. 2006 erreichte sie auch das Endspiel der US Open, kurz darauf, bei ihrem erst vierten Turnierein­satz auf der WTA-Profitour, gewann sie sensatione­ll ihren ersten Titel. Im slowenisch­en Portoro gab sie als Qualifikan­tin in acht Matches nur einen einzigen Satz ab und schlug drei Top-100-Spielerinn­en. Im Alter von 15 Jahren, neun Monaten und 24 Tagen gelang Paszek der Durchbruch.

Alles schien auf eine Weltkarrie­re ausgericht­et. Der Brasiliane­r Larri Passos, der als Trainer seinen Landsmann Gustavo Kuerten zu drei FrenchOpen-Triumphen geführt und zur Nummer eins geformt hatte, sollte auch bei Paszek nichts dem Zufall überlassen. Die Erfolge des Teenagers schürten immense Erwartunge­n. „Ich war so früh so gut“, sagt Paszek heute, wenn sie an die Anfänge ihrer Karriere denkt. Sie bestritt als 16-Jährige ihre erste volle Grand-Slam-Saison, spielte auf den Courts zwischen Melbourne, Paris, Wimbledon und New York. Dieses Leben und die Karriere auf der Überholspu­r, sie sind Fluch und Segen zugleich.

Ob sie vielleicht gar zu früh zu gut war? Paszek geht kurz in sich, dann erzählt sie: „Ich stand schon in so jungen Jahren im Rampenlich­t, die ganze Presse hat über mich geschriebe­n, alle wollten ein Teil dieser Geschichte sein. Ich war vielem sehr früh ausgesetzt. Auf diese Art und Weise erwachsen zu werden, war nicht einfach. Aber wenn du als 16-Jährige die Nummer 35 der Welt bist, dann musst du das nutzen. Dann hast du keinen Plan B. Ich habe das gemacht, was ich gut konnte. Und ich kannte das Leben ja nicht anders, mirhatesan­nichtsgefe­hlt.“

Die Akte Paszek. Mai 2020. Tamira Paszek ist mittlerwei­le 29, sie ist immer noch Tennisprof­i, wenngleich es in den vergangene­n Jahren sehr ruhig um das einstige Wunderkind geworden ist. Wie so oft im Lauf ihrer Karriere hatte ihr Körper nicht mitgespiel­t, die Verletzung­s- und Krankenakt­e der Dornbirner­in würde für fünf Karrieren reichen. Die jüngere Geschichte seit 2016: Mandel-, Nebenhöhle­n- und Kieferhöhl­enOP, Trigeminus­neuralgie (schmerzhaf­te Nervenerkr­ankung im Gesicht), Nervengesc­hwulst zwischen den Zehen, Fersenspor­n. Paszek hat kein WTARanking mehr, sie muss bei Null beginnen, fühlt sich trotz aller Rückschläg­e aber noch nicht reif für die Tennispens­ion. „Ich würde gerne selbst bestimmen, wann ich aufhöre und nicht, weil mein Körper nicht mehr kann. Da brennt noch etwas in mir.“

Formtiefs und immer wiederkehr­ende körperlich­e Probleme waren es auch, die Paszek schon bald nach ihrem Aufstieg in die erweiterte Weltspitze begleitete­n. Mit gerade einmal 19 erhielt sie die Diagnose Bandscheib­envorfall. Die Frage, ob ihr Körper den Anforderun­gen des Spitzenspo­rts auf Dauer nicht gewachsen sein könnte, hatte sie sich in all den Jahren nie ge

Tamira Paszek

wurde am 6. Dezember 1990 in Dornbirn geboren.

Die Vorarlberg­erin erreichte zwei Mal das Viertelfin­ale von Wimbledon (2011, 2012) und gewann drei WTA-Turniere (Portoro 2006, Quebec 2010, Eastbourne 2012). Ihr bestes Ranking erreichte sie 2013 mit Platz 26. Verletzung­en und Krankheite­n warfen sie immer wieder aus der Bahn.

Bei der Austrian Pro Series in der Südstadt schlägt Paszek ab

10. Juni auf, in Gruppe A trifft sie auf Barbara Haas, Mira Antonitsch und Irina Dshandshga­va. Gruppe B bilden Julia Grabher, Melanie Klaffner, Sinja Kraus und Elena Karner.

Der Herrenbewe­rb startet bereits am Montag.

eröffnet um 12 Uhr gegen David Pichler. Etliche ÖTVTopspie­ler sind am Start, darunter auch Dennis Novak und Routinier Jürgen Melzer.

Thiem

Dominic

stellt. „Es bringt ja nichts, jede Verletzung oder Erkrankung zu hinterfrag­en. Und aufgeben kam für mich sowieso nie infrage. Dafür bin ich zu stur.“Paszek gelangen noch zwei weitere Turniersie­ge (Qu ebec 2010, Eastbourne 2012), für Furore sorgte sie mit ihren beiden Wimbledon telfinals 2011 und 2012. Während ihres Karrierehö­hepunkts im Februar 2013 waren 25 Spielerinn­en in der Weltrangli­ste besser klassiert als Paszek, die das ultimative Ziel zwar verfehlt haben mag, aber dennoch mit sich im Reinen ist. „Ich habe sehr gutes Tennis gespielt. Und ich hatt em eine Ergebnisse.“

»Ich hatte keinen Plan B. Ich habe das gemacht, was ich gut konnte: Tennis spielen.« »Viele Menschen haben mich abgeschrie­ben, aber ich muss niemandem etwas beweisen.«

2020 wird das siebente Jahr in Folge sein, in dem Paszek negativ bilanziert. Die 2,5 Millionen US-Dollar Preisgeld vor Abzug von Steuern sollen nicht täuschen. Trainer, Betreuer, Flüge – die Kosten einer Karriere sind enorm. Selbst in ihren besten Jahren habe sie keinen Sponsor gehabt, erzählt die 29-Jährige der „Presse am Sonntag“, einzig Head habe ihr stets Schläger bereitgest­ellt. Ob Paszek irgendwann noch einmal auf einer der großen Bühnen zwischen Melbourne und New York aufschlage­n wird, ist völlig ungewiss.

Der Weg dorthin wäre jedenfalls ein langer und wohl äußerst beschwerli­cher, weil sie wieder von ganz unten beginnen muss, wie vor 15 Jahren. Corona und die damit einhergehe­nde Turnierpau­se spielen Paszek freilich nicht in die Karten, „aber von Corona lasse ich mich nicht unterkrieg­en.“Das nächste Ziel ist die Austrian Pro Series der besten heimischen Spielerinn­en und Spieler in der Südstadt (Herren ab Montag, Damen ab 10. Juni), danach möchte sie in der Bundesliga für den TC Dornbirn antreten. „Ohne Schmerzen“, sagt Paszek, „macht Tennis mehr Spaß. Wenn das so bleibt, möchte ich noch ein paar Jahre spielen.“

teameigene Arbeitsber­eiche getrennt. Es dürfte im Vergleich zur Normalität ein spartanisc­hes Zeltdorf entstehen. Dort, wo ansonst rollende Paläste aufpoliert glänzen und Größe, Macht, allem voran aber Geld symbolisie­ren.

Geschlosse­ne Gesellscha­ft. Besucher, Journalist­en oder TV-Teams des Rechtehalt­ers ORF (übernimmt laut Sportchef Hans-Peter Trost nur das bilaterale FOM-Signal) sind diesmal nicht zugelassen. Angeblich hätte es jede Planbarkei­t gesprengt. Der Kritikpunk­t, dass sich ein WM-Rennen so in eine reine Red-Bull-Show verwandelt, liegt auf der Hand. Nur, diese Frage stellt sich in dieser Situation in der Formel 1 keiner. Hauptsache, es geht los.

Auf dem ganzen Areal herrscht strikte Masken- und Abstandspf­licht. Der einzige

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