Die Presse am Sonntag

Und noch ein Flug nach Ibiza

- VON ANNA THALHAMMER

Neue Korruption­svorwürfe gegen Heinz-Christian Strache. Es geht um Gesetzesän­derungen für eine Privatklin­ik, Parteispen­den und Privatflüg­e.

Was ist Korruption? Was ein Freundscha­ftsdienst? Inwieweit entspreche­n gewünschte (und umgesetzte) Gesetzesän­derungen politische­n Überzeugun­gen? Oder gab es Gegenleist­ungen? All diese Fragen sind Gegenstand neuer Ermittlung­en gegen Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und Walter Grubmüller, Betreiber einer Wiener Privatklin­ik. Die Auswertung von Straches Mobiltelef­onen hat zweifelhaf­te Konversati­onen als Zufallsfun­d zutage gefördert – sie liegt der „Presse am Sonntag“vor. Aber von vorne.

Walter Grubmüller ist ein millionens­chwerer Ex-Rennfahrer, Mitbegründ­er von Admiral Sportwette­n und seit einigen Jahren Betreiber der Privatklin­ik Währing. Grubmüller wetterte in der Vergangenh­eit gerne gegen die Monopolste­llung der Uniqa im Bereich der Privatklin­iken und griff die Wirtschaft­skammer an. Der Grund für seine Wutausbrüc­he hieß Prikraf – Privatkran­kenanstalt­en-Finanzieru­ngsfonds. Dieser wurde 2002 ins Leben gerufen und leistet einen Teilkosten­ersatz für alle Sozialvers­icherten, die in Privatspit­älern behandelt werden. Jene Kliniken, die Zugriff darauf haben, sind namentlich im Gesetz genannt. Grubmüller kämpfte jahrelang für eine Aufnahme in die Liste – ohne Erfolg.

Bis zu den Koalitions­verhandlun­gen 2017. Aus dem Chatverlau­f geht hervor, dass Strache Grubmüller zu dieser Zeit fragte, welche Gesetzesän­derung er denn bräuchte. Und seine Wünsche wurden erfüllt. 2018 wurde Grubmüller­s Klinik in die Prikraf-Liste aufgenomme­n. Kurz vor Umsetzung schreibt Strache: „Und wenn es kommt, dann freut ihr euch über die Lösung, die da über H. (Anm.: großer

Betreiber von Privatklin­iken) gelungen ist.“Es solle als Verhandlun­gserfolg rüberkomme­n. Keine Stellungna­hme sei aber am besten.

Flugreisen. Grubmüller seinerseit­s zeigt sich dankbar und bietet Strache und seiner Frau einen Urlaub auf Korfu mit Privatjet an. Auch von einem Flug nach Ibiza ist die Rede – Strache will eine Rechnung und Grubmüller schreibt: „Bitte ignoriere die Rechnung (. . .) und ruf mich bitte an.“Eine Summe von 11.000 Euro wird genannt.

An anderer Stelle schreibt Grubmüller: „Bitte um Spendenkon­to für die EU-Wahl.“Bereits im Jahr 2017 hatte er eine Spende von 10.000 Euro an die Bundespart­ei geleistet.

Offenbar vermuten aber Parteifreu­nde, dass es dazu weitere Geldflüsse an Strache persönlich gegeben haben könnte. Das zeigen Auswertung­en von Chats im Juli 2019 von Ex-Klubchef Johann Gudenus, Wien-Chef Dominik Nepp, FPÖ-Politiker Maximilian Krauss und Ex-Generalsek­retär Harald Vilimsky. Auf „Presse“-Anfrage sagt Nepp: „Das war Gegenstand von Gerüchten.“

Die überprüft nun die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA), die entspreche­nde Ermittlung­en

in der Causa wegen Korruption­sdelikten bestätigt.

Straches Anwalt, Johann Pauer, weiß davon noch wenig. „Für einen Rechtsstaa­t untragbar ist die Tatsache, dass Medien Zugang zu Ermittlung­sakten in Verschluss­sachen haben, die selbst für die Anwälte der Beschuldig­ten von der Einsicht ausgenomme­n sind. Die ständige Unterstell­ung, es seien ausschließ­lich Anwälte, die Akten weitergebe­n, sei hiermit widerlegt. Und: „Die Vorwürfe sind falsch.“Strache sei nicht auf Korfu gewesen. Den Ibiza-Flug habe er für sich gechartert und nachweisli­ch bezahlt.

Auch Walter Grubmüller verteidigt sich. Er sei seit den 1990ern mit Strache befreundet – und das Angebot, nach Korfu zu kommen, sei ein freundscha­ftliches gewesen. Der angesproch­ene Flug nach Ibiza sei bezahlt worden. Weiters sei nie Geld an Strache oder einen Verein geflossen. Einzig die offiziell gemeldete Parteispen­de im Jahr 2017 habe es gegeben. „Deshalb, weil er enttäuscht nach etwa 50 Jahren aus der SPÖ ausgetrete­n ist und sich bei der FPÖ jedenfalls besser politisch verstanden fühlte“, sagt sein Anwalt. Mit der neuen Strache-Partei habe er nichts zu tun.

 ?? Reuters ?? Das Ibiza-Video zog einen Rattenschw­anz von Ermittlung­en nach sich. Strache wird im U-Ausschuss am 4. Juni zu den Vorwürfen befragt.
Reuters Das Ibiza-Video zog einen Rattenschw­anz von Ermittlung­en nach sich. Strache wird im U-Ausschuss am 4. Juni zu den Vorwürfen befragt.

Newspapers in German

Newspapers from Austria