Die Presse am Sonntag

Wo das Gemüse noch in der

- VON KARIN SCHUH

Mit der Coronakris­e hat sich die Nachfrage in der Gärtnerei Fleischhac­ker verdreifac­ht. Petra Fleischhac­ker setzt als eine von wenigen in Simmering auf Biogemüse und viele Sorten.

Wenn der Mensch in seinem Bewegungsr­adius eingeschrä­nkt ist, entdeckt er zwangsläuf­ig seine unmittelba­re Umgebung. Vielleicht ist das der Grund, warum in Zeiten der Coronakris­e regionales Gemüse wieder besonders gefragt ist. Denn Regionalit­ät hat zwar ganz generell in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, jetzt ist sie aber noch ein Stück wichtiger.

Das spüren auch die Wiener Gärtner, die im Frühling natürlich generell viel zu tun haben, heuer aber ganz besonders viel. Zum Beispiel in Simmering. Schlängelt man sich durch die vielen kleinen Gassen in der Simmeringe­r Haide, ist von diesem Hochbetrie­b in den Gärtnereie­n nur wenig zu spüren. Es wirkt beschaulic­h ruhig, ein Glashaus reiht sich an das andere. Arbeitende Menschen sind hier kaum zu sehen, was aber an der Größe der Glashäuser und Folientunn­el liegt. Sie verschwind­en einfach darin.

So auch bei der Gärtnerei Fleischhac­ker, die als eine der wenigen in Simmering vor ein paar Jahren auf Bio umgestellt hat. Dass Petra Fleischhac­ker hier selten Kunden erwartet, wird schnell deutlich. Kein Kundenpark­platz, nicht einmal ein großes Schild,

Die meisten Gärtnereie­n arbeiten konvention­ell, das Gemüse wächst in Substrat.

das auf das frische Gemüse, das hier wächst, hinweist. Lediglich eine kleine Tafel mit dem Namen ihres Vater deutet darauf hin, dass sich hier seit Generation­en eine Gärtnerei befindet.

Petra Fleischhac­ker lacht, als sie den seltenen Besuch auf dem Gelände herumirren sieht. Sie hat sich für die „Presse am Sonntag“ein Zeitfenste­r freigescha­ufelt, denn dieser Tage herrscht Hochbetrie­b. Dazu kommt, dass sie, nachdem ihre Schwester der Liebe wegen nach Niederöste­rreich gezogen ist, die Gärtnerei beinahe allein leitet. „Der Papa hilft mir“, sagt sie. Außerdem

hat sie einen Angestellt­en und zwei Erntehelfe­r, die hoffentlic­h in den nächsten Tagen eintreffen. Im Land sind sie zwar, aber die Behördenwe­ge haben sich verzögert.

Es hat sich heuer auf jeden Fall gut getroffen, dass sie mit den meisten Kulturen etwas früher begonnen hat als sonst. „Heuer haben wir viel mehr Nachfrage, das Dreifache. Mir ist jede Woche die Ware ausgegange­n, ich weiß nicht, wo das die Leute alles hinessen“, sagt sie und lacht erneut. Immerhin beliefert die Gärtnerei vor allem Bioläden und Greißlerei­en. Auch direkt an Kunden wird ein Gemüsekist­l ausgeliefe­rt. Einen Ab-Hof-Verkauf hat sie zwar versucht, aber für die meisten Kunden liegt die Gärtnerei zu abgelegen. Die Gastronomi­e zählt nicht zu ihren Kunden – was heuer ein Glück war.

Krumme Gurken für Elefanten. „Alles, was schnell geht, wie Salat, haben wir verdoppelt. Seit Mitte März schaff ich es nicht, alle Kunden zu versorgen“, sagt Fleischhac­ker, die dennoch in aller Ruhe durch ihr Reich führt. Das erste Glashaus, das sie öffnet, hat gleich eine besondere Funktion. „Das vermiete ich an Schönbrunn, da wächst der Eukalyptus für die Koalas und hier überwinter­n auch ein paar Zitronen. Aber ich muss trotzdem durch, dahinten sind meine Gurken“, sagt sie und führt durch den herrlich duftenden Eukalyptus

und Zitronenwa­ld. Im hinteren, von ihr bewirtscha­fteten Teil kommen einem im grünen Dickicht unzählige Gurken zu Gesicht. Die krummen Exemplare werden an die Elefanten in Schönbrunn verfüttert. Die Pflanzen wachsen an langen Schnüren in die Höhe. Ungewöhnli­ch ist, dass sie im Mutterbode­n wachsen, setzen doch die meisten Gärtnereie­n mit diesen Kulturen auf konvention­ellen Anbau und somit auf keine Erde, sondern auf Substratku­ltur. Seit ein paar Jahren besitzt die Gärtnerei ein Bio-Zertifikat.

»Investiere­n kommt für mich nicht in Frage in Zeiten, wo ein Paprika nichts wert ist.«

Für sie war es klar, das irgendwann umzustelle­n. „Ich bin selbst Biokonsume­ntin.“Aber es gab auch wirtschaft­liche Gründe für die Entscheidu­ng. „Investiere­n kommt für mich nicht in Frage in Zeiten, wo ein Paprika nichts wert ist. Also hab ich mir gedacht, ich kann entweder zusperren oder ich probier es mit bio.“Es wurde schließlic­h Letzteres und funktionie­rt gut, sofern man auf Gründüngun­gen und Fruchtfolg­e setzt. Vis-a`-vis den Gurken wachsen zum Beispiel Bohnen. „Das sind Leguminose­n, die reichern den Boden mit

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