Mit Nietenhose und Beatles-Frisur
Düsseldorf-Krimi I. Es ist das Jahr 1965. Der junge Kommissar Thomas Engel ist ein richtiges Landei. Als er in die Großstadt Düsseldorf übersiedelt, werden ihm die Augen geöffnet. Ein RollingStones-Konzert verändert dann sein Leben grundlegend: Aus dem Anzug tragenden, braven Polizisten wird ein renitenter Ermittler in Nietenhosen und mit „Beatles-Frisur“. Das liest sich nicht immer glaubwürdig, auch die Naivität und Blauäugigkeit der Hauptfigur ist frappierend. Dennoch schafft es der Autor mit seinem angenehm flüssigen Stil, dass man über diese Schwächen hinwegsieht.
Thomas Christos: „1965“, Blanvalet Verlag, 400 Seiten, 20,60 Euro
wenn in einem Face-to-Face-Meeting jemand sein Telefon aus der Tasche fischt, um auf die Uhr zu schauen. Oder aber auch die Zwischentöne, die etwa in einer E-Mail herausgelesen werden können, während bei einem direkten Gespräch allein durch die Mimik klar wird, wie es das Gegenüber meint. „Da entsteht eine Dynamik und auch Kommunikationsprobleme bis hin zu Konflikten. Weil die Technik eben nicht nur Möglichkeiten bietet, sondern selbst auch auf eine gewisse Weise wirkt.“Diese Kommunikationsprobleme gibt es natürlich auch in der Face-to-Face-Kommunikation. „Aber da wird man von Kind auf reinsozialisiert. Das ist uns vertraut.“
Sie vermutet, dass die Wirkung, die das Medium selbst hat, zur Digitalisierungsmüdigkeit beigetragen hat. Außerdem braucht der Mensch den direkten Kontak tz u anderen Menschen. Damit wir den Alltag überhaupt bewältigen können, brauchen wir regelmäßig Ausbruchsmöglichkeiten, und die haben meist mit dem Treffen anderer Menschen zu tun, egal ob in Form einer Grillfeier, eines Plauschs im Schanigarten oder beim Sport.
Woher der Drang zur Normalität kommt, erklärt Pfadenhauer mit einer „soziologischen Binsenweisheit“, die man auch Macht der Gewohnheit nennen könnte. Der Mensch neigt dazu, einen erfolgreichen Lösungsweg zu wiederholen. „So entwickeln wir ganz schnell Routine, die uns im Alltag hilft.“Das geht gar so weit, dass wir Erfahrungen weitergeben.
Stellt sich nur die Frage, ob das Unbehagen gegenüber dem Digitalen durch diesen Crashkurs abgenommen hat. „Meine Vermutung ist, dass es sich sogar erhöht hat.“Immerhin haben wir durch diese Durststrecke das Analoge wieder mehr zu schätzen gelernt.
Um den Alltag zu bewältigen, braucht es Außeralltägliches, in dem wir Menschen treffen.