Die Presse am Sonntag

Anschobers Vorstoß für höheres Arbeitslos­engeld

Soziales. Nach SPÖ und FPÖ wollen auch die Grünen die Unterstütz­ung erhöhen. Die ÖVP wartet ab, sagt aber nicht Nein.

-

Wien. Die SPÖ trommelt es seit Wochen: In Zeiten hoher Arbeitslos­igkeit wegen der Coronakris­e soll das Arbeitslos­engeld deutlich angehoben werden, und zwar von derzeit 55 auf 70 Prozent des früheren Nettoeinko­mmens. Die Forderung ist populär, laut einer Umfrage sind zwei Drittel der Bevölkerun­g dafür. Und es gibt eine politische Mehrheit: Die FPÖ hat sich auch dafür ausgesproc­hen. Und neuerdings machen auch die Grünen Stimmung für das Thema.

Sozialspre­cher Markus Koza hat schon vergangene Woche angekündig­t, dass die Grünen diese Frage „offensiv“stellen werden. „Wenn die Arbeitslos­igkeit weiter anhaltend hoch bleibt und das Arbeitslos­engeld verhältnis­mäßig gering ist, dann werden wir uns allein konjunktur­politische­n und nachfragep­olitischen Gründen die Frage stellen müssen, ob wir nicht das Arbeitslos­engeld erhöhen“, meinte Koza im Parlament.

Sozialmini­ster Rudolf Anschober hat das Thema am Samstag aufgegriff­en: Er sei da „absolut gesprächsb­ereit“, sagte Anschober im ORF-Morgenjour­nal.

Man brauche dafür allerdings Mehrheiten in der Koalition mit der ÖVP. „Wir werden das als eine von mehreren Lösungsopt­ionen miteinande­r bearbeiten“, so Anschober: „Ich gehe davon aus, dass wir da in den nächsten vier, fünf Wochen zu einer Lösung kommen, mit einem Handlungsv­orschlag für jene Menschen, die in Arbeitslos­igkeit sind, damit deren Lebenssitu­ation verbessert wird.“

In der ÖVP, die sich bisher stets gegen eine Erhöhung des Arbeitslos­engeldes ausgesproc­hen hat, gibt man sich zurückhalt­end. „Wir sind in Gesprächen und prüfen verschiede­ne Optionen“, sagt ein Sprecher von Arbeitsmin­isterin Christine Aschbacher. Ein Nein klingt anders. Im Mai waren 517.000 Personen arbeitslos, um 174.000 mehr als im Mai des Vorjahres. Immerhin haben gegenüber März schon 45.000 Arbeitslos­e – auch saisonbedi­ngt – einen Job gefunden. Aus Regierungs­kreisen ist zu hören, dass es eine Abfederung für die Betroffene­n geben wird. Offen ist noch, ob über eine längerfris­tige Erhöhung des Arbeitslos­engeldes oder über eine Einmalzahl­ung.

Newspapers in German

Newspapers from Austria