Die Presse am Sonntag

Ein Leben für den Garten

Eine neue Biografie widmet sich der britischen Pflanzenzü­chterin und Gärtnerin Beth Chatto.

- UTE WOLTRON

Die britische Gärtnerinn­enszene ist bekanntlic­h reich an skurrilen Persönlich­keiten aller Art, und eine der immer noch besten Publikatio­nen über historisch­e Gartengest­alten wie Vita Sackville-West & Co. ist das Buch mit Titel „Als die Gärtner Tweed trugen“(Ursula Buchan, Verlag Gerstenber­g). Die unbestritt­ene Königin der jüngeren Epoche war jedoch Beth Chatto.

Sie verstarb 2018 hochbetagt und ist bis heute berühmt für ihre Gärtnerei „Rare Plants“, vor allem aber für ihre eigenen Gärten, die sie stets nach den jeweiligen klimatisch­en Bedingunge­n bepflanzte. Nun liegt eine Biografie der eigenwilli­gen, in vielerlei Hinsicht avantgardi­stischen Pflanzenli­ebhaberin vor. Geschriebe­n hat das Buch Catherine Horwood, die ab 2011 Beth Chattos Archiv für das Londoner Gartenmuse­um aufarbeite­te und von Chatto mit

Unmengen an Material überschütt­et wurde. Darin entdeckte sie neben Pflanzenli­sten auch Fundstücke, wie etwa Briefe des gartenaffi­nen Schriftste­llers Christophe­r Lloyd. Die Autorin fand die Person Chatto mindestens so interessan­t wie ihre Pflanzen und

Pflanzen nur im eigenen Habitat kultiviere­n, lautete die Philosophi­e Chattos. Etwa den Blumenhart­riegel. beschloss, ihr eine Biografie zu widmen. Darin nimmt sie uns mit durch das ziemlich bewegte Leben der Gärtnerin und zeigt die Ursprünge ihrer höchst modernen Gartenphil­osophie auf, die lautete, immer nur die richtigen Pflanzen in ihrem entspreche­nden Habitat zu kultiviere­n. Bereits als Schülerin legte sie Gärten an und studierte die Flora der landschaft­lich rasch wechselnde­n Zonen der heimatlich­en Salzmarsch­en. Sie legte quadratisc­he Raster aus, zählte und skizzierte die aufgefunde­nen Pflanzen und legte damit einen Grundstein für ihre spätere Karriere.

Dass Beth Chatto zuallerers­t mit aufwendige­n Blumenarra­ngements auffiel, ist hierzuland­e wenig bekannt. Dieses und vieles mehr erhellt die lesenswert­e, gut bebilderte Biografie (Catherine Horwood: „Beth Chatto. Mein Leben für den Garten“, Verlag Ulmer).

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