»Das Antiprodukt der Saison«
Das Gesteck hat, so Klaus Mühlbauer, unter allen Kopfbedeckungen derzeit ein besonders schweres Los.
Der englische Name dieser zarten Kopfbedeckung ist so schön wie kaum ein anderer: „Fascinator“heißt, was das Deutsche etwas nüchterner als Gesteck kennt. Legendär sind die Auftritte britischer Royals bei den Weddings von ihresgleichen und auch exzentrische Kopfputzgewohnheiten bei prominent frequentierten Pferderennen des Inselstaats. Kein Wunder also, dass auch eine Marke wie Mühlbauer Hüte im eigenen Onlineshop den Artikel lieber „in English“auflistet.
Getragen wird dieses Faszinosum auch hierzulande meist bei Hochzeiten – da der Coronafrühling bislang an Festen dieser Art aber recht arm war, hat es auch das Gesteck schwer. Klaus Mühlbauer, bekannt für pointierte Wortmeldungen, sagt gar: „Der Fascinator ist wahrscheinlich das Antiprodukt dieser Saison. Im Mai haben wir fast keinen verkauft; wie es im Juni ausschauen
Gelatin-Künstler Florian Reither mit antennengleichem „Fascinator“von Mühlbauer. wird, muss sich erst weisen.“Auch seine Firma, ein Traditionsunternehmen mit weltweit gutem Ruf, hatte es zuletzt schwer: „Es ist ein Horror“, kommentiert Mühlbauer den Ausblick auf Bestellungen internationaler Vertriebspartner. Was im Inland über das Gröbste hinweghalf, war auch bei Mühlbauer die Umstellung auf eigene Maskenproduktion.
Groß in Japan. Diese lief allerdings so gut an, dass sich sogar Schlangen vor den Mühlbauer-Boutiquen in Wien bildeten: „So etwas haben wir in der ganzen Firmengeschichte noch nicht erlebt“, sagt der Unternehmer. Das habe geholfen, die erste schwierige Phase zu überstehen; wie es weitergeht, ist freilich trotzdem unklar. Man hoffe auf nachträgliche Bestellungen ausländischer Kunden, so Klaus Mühlbauer. Unlängst durfte er dem japanischen TV-Sender NHK ein Interview zur „europäischen Maskenkultur“geben – wahrscheinlich hofft er aber, bald auch in Japan wieder mit seiner Kernkompetenz von sich reden zu machen.