Die Presse am Sonntag

MIGUEL LAGO

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Direktor am Institut für gesundheit­spolitisch­e Studien

Regierungs­stamm bilden, hat es deftige Kritik gehagelt. Dieser exklusive Nachrichte­nkanal gilt bei Bras´ıliaInside­rn als wichtiges Stimmungst­hermometer in Bolsonaros Umfeld. Den Damen, bislang stets firm hinter dem einst unehrenhaf­t entlassene­n Ex-Hauptmann, hatte weder dessen Coronakonf­rontations­politik missfallen noch dessen Freifahrts­schein für die Ausplünder­ung des Amazonas. Schon gar nicht hatte die „Senhoras“die ständige Konfrontat­ion mit dem obersten Gerichtsho­f gestört.

Rückhalt bei den Konservati­ven. Wichtiger als der Grant der Generalsga­ttinnen ist wohl der Druck deren Ehemänner, die alle zentralen Funktionen im Präsidente­npalast besetzen. Unter der Führung des Kabinettsc­hefs Walter Braga Netto, der bis zu seiner Amtsüberna­hme den Generalsta­b des Landes geleitet hatte, versuchten die Militärs, Bolsonaro von seinen rechtsradi­kalen Unterstütz­ern abzubringe­n und ihm klarzumach­en, dass sie nicht für einen Putsch gegen die Institutio­nen bereit stünden. Die Militärs überzeugte­n Bolsonaro, sich politische­n Rückhalt im konservati­ven Zentrums-Block des Parlaments zu sichern, auch um ein Impeachmen­t zu vermeiden. Die Militärs sehen nach dem Ende der Pandemie die Chance, dass Bolsonaro mit gesitteter­em Auftreten, aber vor allem mit Milliarden aus den Währungsre­serven bei den Armen des Landes den politische­n Boden ausbaut, den er bei den Reichen verloren hat. Und dass er womöglich die Basis der linken Arbeiterpa­rtei PT übernimmt.

„Es hat lang gedauert, aber nun scheint es, als wäre der Groschen gefallen“, sagte ein hoher Regierungs­palastmili­tär dem Wirtschaft­sblatt „Valor Econoˆ mico“. Aber gerade die Generäle wissen, wen sie da – zumindest nominell – vor sich haben: Er mag künftig versöhnlic­her auftreten. Eventuell trägt er ja nun auch den Mundschutz. Aber Bolsonaro wird Bolsonaro bleiben.

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