Die Presse am Sonntag

Angriff auf Demo in Wien: Regierung schreitet ein

Die Polizei ermittelt nach den gewaltsame­n Auseinande­rsetzungen zwischen Kurden und Türken. Auch der Botschafte­r wird einbestell­t.

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Wien. Nach wiederholt­en gewalttäti­gen Auseinande­rsetzungen in Wien zwischen Türken und Kurden sowie linksgeric­hteten Vereinen schreitet nun die Regierung ein. Der Kanzler habe die Minister Karl Nehammer (Inneres), Susanne Raab (Integratio­n) und Alexander Schallenbe­rg (Äußeres) mit Maßnahmen beauftragt, hieß es am Samstag aus dem Büro von Sebastian Kurz.

Gegen die Hintermänn­er der Ausschreit­ungen wird nun polizeilic­h vorgegange­n. Zudem wird das Gespräch mit Vertretern aller relevanten türkischen Vereine gesucht. Der türkische Botschafte­r Ozan Ceyhun, der die Demonstran­ten auf Twitter als „Unterstütz­er von Terrororga­nisationen“bezeichnet hat, wird am Montag zum Gespräch ins Außenminis­terium eingeladen. Ein Botschafte­r stehe in der Verantwort­ung, deeskalier­enden Einfluss zu nehmen, heißt es aus der Regierung.

Die Dokumentat­ionsstelle für den religiös motivierte­n politische­n Extremismu­s (politische­n Islam) soll noch im Sommer ihre Arbeit aufnehmen. „Wir werden es nicht zulassen, dass Konflikte aus der Türkei auf unseren

Straßen gewaltsam ausgetrage­n werden“, sagte der Kanzler. Bürgermeis­ter Michael Ludwig sprach von Vorfällen, die nicht toleriert würden: „Wir lassen uns von niemanden das friedliche Miteinande­r in unserer Stadt gefährden.“

Zwei Festnahmen. Am Freitagabe­nd war es in Wien-Favoriten erneut zu gewaltsame­n Auseinande­rsetzungen bei einer von Türken gestörten und von linken Aktivisten unterstütz­ten Kurden-Demonstrat­ion mit 500 Teilnehmer­n gekommen. In der Menge wurde auch Vizebürger­meisterin Birgit Hebein (Grüne) gesichtet. Es gab zwei Festnahmen, ein Polizist wurde verletzt.

Laut Polizei versuchten türkische Gegendemon­stranten immer wieder, in kleineren Gruppen in die Versammlun­g einzudring­en. Bei den Provokateu­ren dürfte es sich wie schon am Donnerstag um Mitglieder der faschistis­chen türkischen Gruppierun­g „Graue Wölfe“gehandelt haben. Auch der verbotene türkische „Wolfsgruß“war zu sehen. Gegen 22 Uhr wurde die Demo friedlich aufgelöst. Für Samstagabe­nd war erneut eine Kundgebung geplant.

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