Linz erobert »Neuland« am Wasser
Am Linzer Hafen entsteht ein neues Stadtviertel: mit Logistikzentrum, Hotel, Freizeit- und Kulturflächen.
Wenn es eine heimische Donaumetropole gibt – es sollte eigentlich Linz sein. Gut, über die Frage, ob Linz eine Metropole ist oder nicht, könnte man streiten, aber klar ist: Linz ist der Donau näher als Wien. Der Hauptplatz geht quasi direkt in die Nibelungenbrücke über, mit dem Museum Lentos oder dem Ars Electronica Center liegen zwei der wichtigsten Kulturinstitutionen der Stadt direkt am Strom, die Donaulände ist seit jeher Freizeitareal und Tummelplatz und auch, wenn es um Gastro-Angebote mit Blick aufs Wasser geht, hat sich einiges getan.
Nun aber wächst in Linz ein ganzes neues Stadtviertel direkt am Fluss. Beziehungsweise, es entwickelt sich weiter. Schließlich nutzen die Linzer das Hafenareal schon lang auch abgesehen von Handel, Industrie und Logistik. Den Posthof kennt man seit 35 Jahren als Zentrum für „Zeitkultur am Hafen“, seit ein paar Jahren gibt es mit Mural Harbour eine Outdoor-Graffiti-Galerie. Und 2021 (heuer wurde abgesagt) feiert das Hafen-Festival Bubble Days mit Konzerten, Street-Art und Extremsport sein zehnjähriges Bestehen.
Und bis dahin wird sich das Hafenareal vermutlich weiter verändert haben: Linz hat den Hafen vor Jahren zu einem zentralen Stadtentwicklungsgebiet erklärt. Seit 2014 liegt dafür ein Masterplan vor. Neben hohen Investitionen
in die wirtschaftliche Infrastruktur, etwa in die Hafenbahn, soll dort, knapp drei Kilometer östlich des Hauptplatzes, ein Stadtviertel entstehen, das von Industrie und Bevölkerung zugleich genutzt wird. Dieses soll auch architektonisch aufgewertet werden, dazu wurde, auf Basis des Hafen-Masterplans, das Projekt „Neuland“initiiert.
Und auf diesem „Neuland“sollen etwa ein „Hafenportal“und ein „Hafenturm“gebaut werden. Auf den Dächern einer Logistikhalle, die neu errichtet wird, und am Freigelände soll eine öffentlich nutzbare Freizeitfläche von mehr als 10.000 Quadratmetern entstehen. Diese doppelte Nutzung des Hafens für Logistik und Freizeit auf mehreren Ebenen bezeichnet man in Linz als einzigartig: Auf die Dächer der Halle gelangen soll man über das Hafenportal, einen modernen Neubau, in dem Büros, Geschäfte und Gastro-Betriebe untergebracht werden sollen.
Gegenüber, auf der anderen Seite der zentralen Hafenstraße, der Industriezeile, durch eine Brücke mit dem Hafenportal verbunden, soll der Hafenturm entstehen: Im Endausbau soll es eine Fußgänger-Verbindung von Posthof, Hafenturm, Hafenportal, Hallendächer bis zur Wasserfläche geben.
An diesen Plänen wird nun seit Jahren gearbeitet. Wie weit ist man? „Ein Bauwerk, das Deck mit 600 Parkplätzen, wird heuer im Herbst eröffnet. Im Herbst startet der Bau des Kernstücks, der Logistikhalle“, sagt Rene Hagenauer von der Linz AG. Auf dieser Halle entsteht die besagte Freizeitfläche samt 30-Meter-Aussichtsturm und einem Steg Richtung Hafenbecken. Die geplante Bauzeit beträgt zwei Jahre.
Aktuell laufen Verhandlungen. Beim Hafenportal, das von einem privaten Investor errichtet wird, steht die Bauverhandlung bevor. Und auch für den Hafenturm habe man einen Investor für das geplante Hotel gefunden, hier stehe man am Ende der Verhandlungsphase, so Hagenauer.
Bis das „Neuland“ganz erschlossen ist, wird es also noch ein paar Jahre dauern. Läuft alles nach Plan, entsteht mit dem erneuerten Stadtteil eine „logische Weiterentwicklung“des Zentrums Richtung Osten: Ausgehend vom Hauptplatz über Tabakfabrik und Posthof bis hin zur Donau soll laut Linz AG ein „lebendiger, urbaner Treffpunkt“, eine Mischnutzung von Kultur, Freizeit, Gewerbe und Industrie entstehen.
Und vielleicht wird das neue Viertel ein Argument mehr liefern, sollte man Linz einmal als „die“Metropole an der Donau verteidigen müssen.