Die Presse am Sonntag

Linz erobert »Neuland« am Wasser

Am Linzer Hafen entsteht ein neues Stadtviert­el: mit Logistikze­ntrum, Hotel, Freizeit- und Kulturfläc­hen.

- CHRISTINE IMLINGER

Wenn es eine heimische Donaumetro­pole gibt – es sollte eigentlich Linz sein. Gut, über die Frage, ob Linz eine Metropole ist oder nicht, könnte man streiten, aber klar ist: Linz ist der Donau näher als Wien. Der Hauptplatz geht quasi direkt in die Nibelungen­brücke über, mit dem Museum Lentos oder dem Ars Electronic­a Center liegen zwei der wichtigste­n Kulturinst­itutionen der Stadt direkt am Strom, die Donaulände ist seit jeher Freizeitar­eal und Tummelplat­z und auch, wenn es um Gastro-Angebote mit Blick aufs Wasser geht, hat sich einiges getan.

Nun aber wächst in Linz ein ganzes neues Stadtviert­el direkt am Fluss. Beziehungs­weise, es entwickelt sich weiter. Schließlic­h nutzen die Linzer das Hafenareal schon lang auch abgesehen von Handel, Industrie und Logistik. Den Posthof kennt man seit 35 Jahren als Zentrum für „Zeitkultur am Hafen“, seit ein paar Jahren gibt es mit Mural Harbour eine Outdoor-Graffiti-Galerie. Und 2021 (heuer wurde abgesagt) feiert das Hafen-Festival Bubble Days mit Konzerten, Street-Art und Extremspor­t sein zehnjährig­es Bestehen.

Und bis dahin wird sich das Hafenareal vermutlich weiter verändert haben: Linz hat den Hafen vor Jahren zu einem zentralen Stadtentwi­cklungsgeb­iet erklärt. Seit 2014 liegt dafür ein Masterplan vor. Neben hohen Investitio­nen

in die wirtschaft­liche Infrastruk­tur, etwa in die Hafenbahn, soll dort, knapp drei Kilometer östlich des Hauptplatz­es, ein Stadtviert­el entstehen, das von Industrie und Bevölkerun­g zugleich genutzt wird. Dieses soll auch architekto­nisch aufgewerte­t werden, dazu wurde, auf Basis des Hafen-Masterplan­s, das Projekt „Neuland“initiiert.

Und auf diesem „Neuland“sollen etwa ein „Hafenporta­l“und ein „Hafenturm“gebaut werden. Auf den Dächern einer Logistikha­lle, die neu errichtet wird, und am Freigeländ­e soll eine öffentlich nutzbare Freizeitfl­äche von mehr als 10.000 Quadratmet­ern entstehen. Diese doppelte Nutzung des Hafens für Logistik und Freizeit auf mehreren Ebenen bezeichnet man in Linz als einzigarti­g: Auf die Dächer der Halle gelangen soll man über das Hafenporta­l, einen modernen Neubau, in dem Büros, Geschäfte und Gastro-Betriebe untergebra­cht werden sollen.

Gegenüber, auf der anderen Seite der zentralen Hafenstraß­e, der Industriez­eile, durch eine Brücke mit dem Hafenporta­l verbunden, soll der Hafenturm entstehen: Im Endausbau soll es eine Fußgänger-Verbindung von Posthof, Hafenturm, Hafenporta­l, Hallendäch­er bis zur Wasserfläc­he geben.

An diesen Plänen wird nun seit Jahren gearbeitet. Wie weit ist man? „Ein Bauwerk, das Deck mit 600 Parkplätze­n, wird heuer im Herbst eröffnet. Im Herbst startet der Bau des Kernstücks, der Logistikha­lle“, sagt Rene Hagenauer von der Linz AG. Auf dieser Halle entsteht die besagte Freizeitfl­äche samt 30-Meter-Aussichtst­urm und einem Steg Richtung Hafenbecke­n. Die geplante Bauzeit beträgt zwei Jahre.

Aktuell laufen Verhandlun­gen. Beim Hafenporta­l, das von einem privaten Investor errichtet wird, steht die Bauverhand­lung bevor. Und auch für den Hafenturm habe man einen Investor für das geplante Hotel gefunden, hier stehe man am Ende der Verhandlun­gsphase, so Hagenauer.

Bis das „Neuland“ganz erschlosse­n ist, wird es also noch ein paar Jahre dauern. Läuft alles nach Plan, entsteht mit dem erneuerten Stadtteil eine „logische Weiterentw­icklung“des Zentrums Richtung Osten: Ausgehend vom Hauptplatz über Tabakfabri­k und Posthof bis hin zur Donau soll laut Linz AG ein „lebendiger, urbaner Treffpunkt“, eine Mischnutzu­ng von Kultur, Freizeit, Gewerbe und Industrie entstehen.

Und vielleicht wird das neue Viertel ein Argument mehr liefern, sollte man Linz einmal als „die“Metropole an der Donau verteidige­n müssen.

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Philipp Greindl/Mural Harbour Eine Outdoor-Galerie gibt es bereits, weitere Kulturange­bote folgen.
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