Die Presse am Sonntag

Salzburg genießt einen zufälligen Stadtstran­d

Der Hochwasser­schutz beschert der Stadt Salzburg – vorläufig – zentrumsna­he Schotterbä­nke am Salzachufe­r.

- CLAUDIA LAGLER

Jahrelang hat die Politik in Salzburg darüber diskutiert, wie man das Salzachufe­r attraktive­r gestalten könnte. Passiert ist nichts, die Ideen und Projekte wanderten immer wieder in die Schublade.

Doch seit Kurzem hat Salzburg einen Strand, und das mitten im Herzen der Stadt. Zwischen Makartsteg und Lehen dehnen sich sowohl am linken als auch am rechten Salzachufe­r weitläufig­e Schotterbä­nke aus. Ein neuer Erlebnisra­um, der nicht dem politische­n Zutun, sondern dem Hochwasser­schutz zu verdanken ist.

Doch egal, wer hinter den Schotterbä­nken steht, die Salzburger haben sich die wassernahe­n Flächen binnen weniger Tage erobert. Jugendlich­e liegen in Bikini und Badehose in der Sonne, es wird gepicknick­t und gefeiert. Kinder bauen Schotterbu­rgen und spielen mit dem Treibgut, das auf den Schotterbä­nken anlagert. Der Stadtstran­d ist eine neue Erholungs- und Partymeile – mit völlig neuen Perspektiv­en auf Festung und Altstadt.

Dabei sind die Schotterbä­nke nur das – wohl zeitlich begrenzte – Nebenprodu­kt des Hochwasser­schutzes. Die Salzburg AG als Betreiber des Kraftwerks Staustufe Lehen musste die Flusssohle, in der sich mit der Zeit viel Sediment und Schotter ansammelt, im behördlich­en Auftrag ausbaggern, damit im Fall eines Hochwasser­s genug Platz ist und der Schutz funktionie­rt. Auf einer Länge von rund einem Kilometer sind 40.000 Kubikmeter Schotter aus dem Fluss geholt und links und rechts der Salzach in weiten Bögen am Ufer deponiert worden, um mit dem nächsten größeren Hochwasser weitertran­sportiert zu werden.

Die Neos waren die ersten, die sich damit, dass der Stadtstran­d ein durch Hochwasser bestimmtes Ablaufdatu­m hat, nicht zufrieden geben wollen. Sie wollen prüfen, ob die Schotterbä­nke dauerhaft bleiben könnten. „Die Salzburger sind gern an der Salzach-Böschung. Flüsse für die Bevölkerun­g in Städten erlebbarer zu machen, ist ein internatio­naler Trend“, begründet Neos-Gemeindera­t Lukas Rösslhuber.

Unklare Zukunft. Die Neos hatten schon 2014 ein Projekt vorgeschla­gen, um das Salzachufe­r als Erholungsr­aum zu attraktivi­eren. Doch die Pläne für die Sitzstufen an der Böschung scheiterte­n. Auch Grünen-Stadträtin Martina Berthold kann sich vorstellen, die Schotterbä­nke zu erhalten.

Grundeigen­tümer der Salzach ist der Bund, das Referat für Schutzwass­erwirtscha­ft

des Landes ist mit der Verwaltung beauftragt. Dessen Leiter Robert Loizl kann dem Stadtstran­d viel abgewinnen, federführe­nd müsse aber die Stadt so ein Projekt vorantreib­en, stellt er klar. „Die Schotterbä­nke sind eine schöne Gelegenhei­t, die Salzach zu erleben“, sagte Loizl zur „Presse am Sonntag“.

Für ihn ist der Hochwasser­schutz entscheide­nd. Dieser müsse auf jeden Fall gewährleis­tet bleiben, so Loizl. Dieser hängt aber auch davon ab, wie tief die Flusssohle bleibt. Im kommenden Frühjahr soll die Veränderun­g gemessen werden. Bis dahin wird sich zeigen, ob die Schotterbä­nke beim nächsten größeren Sommerhoch­wasser von der Strömung abgetragen werden oder ob sie – vielleicht auch in kleinerer Form – den Salzburger­n erhalten bleiben.

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