Salzburg genießt einen zufälligen Stadtstrand
Der Hochwasserschutz beschert der Stadt Salzburg – vorläufig – zentrumsnahe Schotterbänke am Salzachufer.
Jahrelang hat die Politik in Salzburg darüber diskutiert, wie man das Salzachufer attraktiver gestalten könnte. Passiert ist nichts, die Ideen und Projekte wanderten immer wieder in die Schublade.
Doch seit Kurzem hat Salzburg einen Strand, und das mitten im Herzen der Stadt. Zwischen Makartsteg und Lehen dehnen sich sowohl am linken als auch am rechten Salzachufer weitläufige Schotterbänke aus. Ein neuer Erlebnisraum, der nicht dem politischen Zutun, sondern dem Hochwasserschutz zu verdanken ist.
Doch egal, wer hinter den Schotterbänken steht, die Salzburger haben sich die wassernahen Flächen binnen weniger Tage erobert. Jugendliche liegen in Bikini und Badehose in der Sonne, es wird gepicknickt und gefeiert. Kinder bauen Schotterburgen und spielen mit dem Treibgut, das auf den Schotterbänken anlagert. Der Stadtstrand ist eine neue Erholungs- und Partymeile – mit völlig neuen Perspektiven auf Festung und Altstadt.
Dabei sind die Schotterbänke nur das – wohl zeitlich begrenzte – Nebenprodukt des Hochwasserschutzes. Die Salzburg AG als Betreiber des Kraftwerks Staustufe Lehen musste die Flusssohle, in der sich mit der Zeit viel Sediment und Schotter ansammelt, im behördlichen Auftrag ausbaggern, damit im Fall eines Hochwassers genug Platz ist und der Schutz funktioniert. Auf einer Länge von rund einem Kilometer sind 40.000 Kubikmeter Schotter aus dem Fluss geholt und links und rechts der Salzach in weiten Bögen am Ufer deponiert worden, um mit dem nächsten größeren Hochwasser weitertransportiert zu werden.
Die Neos waren die ersten, die sich damit, dass der Stadtstrand ein durch Hochwasser bestimmtes Ablaufdatum hat, nicht zufrieden geben wollen. Sie wollen prüfen, ob die Schotterbänke dauerhaft bleiben könnten. „Die Salzburger sind gern an der Salzach-Böschung. Flüsse für die Bevölkerung in Städten erlebbarer zu machen, ist ein internationaler Trend“, begründet Neos-Gemeinderat Lukas Rösslhuber.
Unklare Zukunft. Die Neos hatten schon 2014 ein Projekt vorgeschlagen, um das Salzachufer als Erholungsraum zu attraktivieren. Doch die Pläne für die Sitzstufen an der Böschung scheiterten. Auch Grünen-Stadträtin Martina Berthold kann sich vorstellen, die Schotterbänke zu erhalten.
Grundeigentümer der Salzach ist der Bund, das Referat für Schutzwasserwirtschaft
des Landes ist mit der Verwaltung beauftragt. Dessen Leiter Robert Loizl kann dem Stadtstrand viel abgewinnen, federführend müsse aber die Stadt so ein Projekt vorantreiben, stellt er klar. „Die Schotterbänke sind eine schöne Gelegenheit, die Salzach zu erleben“, sagte Loizl zur „Presse am Sonntag“.
Für ihn ist der Hochwasserschutz entscheidend. Dieser müsse auf jeden Fall gewährleistet bleiben, so Loizl. Dieser hängt aber auch davon ab, wie tief die Flusssohle bleibt. Im kommenden Frühjahr soll die Veränderung gemessen werden. Bis dahin wird sich zeigen, ob die Schotterbänke beim nächsten größeren Sommerhochwasser von der Strömung abgetragen werden oder ob sie – vielleicht auch in kleinerer Form – den Salzburgern erhalten bleiben.