Die Presse am Sonntag

Hendl aus Thailand, Schnitzel aus China

Die verpflicht­ende Herkunftsk­ennzeichnu­ng kommt, aber nicht für die Gastronomi­e.

- VON KARIN SCHUH

Im Supermarkt ist es einfach – zumindest beim Frischflei­sch. Da muss angegeben werden, woher das Fleisch stammt. Bei verarbeite­ten Produkten ist das allerdings ebenso wenig der Fall wie in der Gastronomi­e.

Seit Jahren gibt es von Seiten der Landwirtsc­haft die Forderung, doch endlich eine verpflicht­ende Herkunftsk­ennzeichnu­ng (bei Fleisch, Milch und Eiern) auch für die Gastronomi­e und verarbeite­te Produkte einzuführe­n. Wenn die Konsumente­n nämlich wissen würden, dass das Backhendl aus Thailand und das Schnitzel aus China stammt, würden sie es vielleicht nicht so gern bestellen. Allerdings wehren sich die Branchenve­rtreter der Gastronomi­e seit Jahren dagegen, ebenso die Lebensmitt­elindustri­e. Erstere beklagen den hohen bürokratis­chen Aufwand, letztere kritisiere­n vor allem den „nationalen Alleingang“.

In letzter Zeit werden die Rufe nach einer solchen verpflicht­enden Kennzeichn­ung immer lauter. Bei der Gemeinscha­ftsverpfle­gung wie in Kantinen, Kindergärt­en, Schulen und Spitälern und auch bei verarbeite­ten Produkten dürfte es bald so weit sein, immerhin stehen diese Bereiche im Regierungs­programm. Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) will die Kennzeichn­ung auch mit Aspekten des Tierwohls verknüpfen, wie er im Interview mit der „Presse am Sonntag“(siehe Seite 4) sagt.

Jedes zweite Ei aus Legebatter­ie. Derzeit ist es aber noch so, dass in Österreich zwar gewisse Haltungsfo­rmen verboten sind, wir aber gleichzeit­ig Lebensmitt­el kaufen, die unter den bei uns verbotenen Bedingunge­n produziert werden. „In Österreich stammt jedes zweite konsumiert­e Ei aus Legebatter­ien.

Die landen in Flüssigeie­rn, die in Bäckereien und der Gastronomi­e verwendet werden“, sagt Eva Rosenberg von der Tierschutz­organisati­on Vier Pfoten. Österreich ist bekanntlic­h stolz darauf, als erstes Land Käfighaltu­ng verboten zu haben. Überall dort, wo die Herkunft von Lebensmitt­eln nicht angegeben wird, kann man davon ausgehen, dass diese nicht aus Österreich stammen.

Hannes Royer vom Verein „Land schafft Leben“meint, dass sich der Einsatz von heimischem Fleisch in der Gastronomi­e nur minimal auf den Preis auswirken würde. „Ich habe mir das gemeinsam mit Großhändle­rn ausgerechn­et. Wenn man beim Schnitzel Schweinefl­eisch aus Österreich kaufen würde, wäre das bei einer Portion mit 180 Gramm um zehn Cent teurer, bei Rindfleisc­h wären es 20 Cent, bei Huhn 50 und bei Pute 70 Cent.“

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