Rückwärts unterwegs in die Zukunft
Ein Satiriker, der immer unaufgeregt bleibt. Ein Zeichenkünstler, der fähig ist, mit wenigen Strichen einen kleinen Kosmos zu schaffen. »Bilderschriftsteller« nennt ihn Erich Kästner – den Grübler, Karikaturisten und Melancholiker Paul Flora.
Flora spürt das Groteske auf – und zeichnet es. Amüsiert, nie wirklich böse, nie wütend.
Erich Kästner sieht in Paul Flora einen Bilderschriftsteller, einen Literaten – denn Zeichner und Schriftsteller, diese Zwillinge, sind Erzähler: „Flora schreibt seine Linien so zart und zärtlich aufs Papier, als habe er Angst, ihm wehzutun. Und wo er nur irgend kann, lässt er das unbeschriebene, unverletzte Weiß aufs Effektvollste mitwirken. Andere Zeichner mögen hassen, anklagen und verachten oder sich und ihre Tusche vor Lachen ausschütten – Paul Floras Linien lächeln.“
Michael Horowitz
In der kleinen Südtiroler Alpenstadt Glurns als Sohn eines Arztes geboren, lebt Flora ab 1927 in Innsbruck, wo er zwischen vier Schwestern und zwei Brüdern aufwächst. Ein Zeichenlehrer entdeckt früh Pauls Talent, nach einem sehr sporadischen Studium an der Kunstakademie München wird Flora 1944 eingezogen und gerät kurzfristig in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Danach kehrt er nach Innsbruck zurück und beginnt bald bei der amerikanischen „Neuen Zeitung“in München zu zeichnen.
Der Zeichenkünstler Paul Flora: ein Denker und Grübler. Ein Satiriker, nicht Zyniker. Ein Karikaturist, der mit wenigen, zarten Federstrichen Zeitgeschehen dokumentiert: Seine Zeichnungen und politischen Karikaturen veröffentlichen seit 1949 eine amerikanische Tageszeitung, später auch englische Medien wie „The Times“oder „The Observer“.
Zwischen 1957 und 1971 veröffentlicht Flora mehr als 3000 Zeichnungen in der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“, darunter als Illustration der Kolumne „Pro & Contra“von Rudolf Walter Leonhardt.
Marion Gräfin Dönhoff, damalige Grande Dame der „Zeit“, meint, Paul Flora stehe immer „augenzwinkernd außerhalb – so ein bisschen wie der liebe Gott“. Flora spürt das Groteske im öffentlichen Leben auf – und er zeichnet es. Amüsiert, nie wirklich böse, nie wütend, nie mit Schaum vor dem Mund. Und immer unaufgeregt.
Seine politischen Porträts von Konrad Adenauer und Willy Brandt, Nikita Chruschtschow und Charles de Gaulle dokumentieren längst Politikgeschichte. Nebenbei macht sich Flora auch als freier Zeichenkünstler und Illustrator einen Namen: Nicht nur Erich Kästner schätzt ihn, auch Hermann Hesse, Friedrich Dürrenmatt und Hans Weigel, für den er den Band „Tirol für Anfänger“illustriert, schwärmen von seinem Werk. Der vielseitige Paul Flora betätigt sich auch als Bühnenbildner und Schriftsteller, er kreiert Briefmarken und Briefbeschwerer, Telefonwertkarten, Weinetiketten und stumme Diener – zumeist für soziale Projekte.
Ein Buch, das der Diogenes-Verlag zu Floras 85. Geburtstag publiziert, trägt einen Titel, den ältere Herrschaften – die einen gewissen Grad an Weisheit gegenüber aktuellen Trends und Turbulenzen erreicht haben – sich gern zu eigen machen, um den ewigen Zeitgeist, die Zumutungen der Gegenwart, die modischen Auswüchse ein wenig in die Schranken zu weisen: Das Buch hat den Titel „Rückwärts in die Zukunft“.
Es enthält eine Auswahl von frechen, aber auch berührenden Zeichnungen aus Publikationen der Jahre 1957 bis 1981. Paul Flora will damit „verwundertes und ironisches Amüsement aus eine Welt von vorgestern, eine unwiderstehliche Mischung aus Pomp, schönem Schein, Dummheit und Gemeinheit“dokumentieren.
Der Jubiläumsband zeigt, was den Künstler magisch anzieht: „Die gemütliche Grausamkeit und Arroganz des Militärs, die ungeschlachten Mordinstrumente und die technischen Wunderwerke haben mich fasziniert, genauso wie die Dichter, die Ingenieure, die Potentaten, die Spione, die Damen, die alten Griechen . . .“
Aber auch Henker und Vampire, tanzende Hexen und fliegende Zauberer. Und die Penthäuser auf den Wolkenkratzern, die morbid-schaurigschönen Stimmungsbilder von Venedig. Hier gehen auf Floras Radierungen und Tuschzeichnungen Tod und Leben ineinander über. Und all die Raben
Geburt. 29. Juni in Glurns/Südtirol.
Erste Einzelausstellung in Bern.
Mitglied des Wiener Art Club.
Teilnahme an der Biennale Venedig.
Ausstellung in der Wiener Secession.
Retrospektive im Historischen Museum der Stadt Wien.
Tod. 15. Mai in Innsbruck.
ie Mülldeponie, sagt Giulio Bonazzi, sei für ihn so etwas wie eine Goldgrube: Der CEO der italienischen Firma Aquafil kommt dank einer Innovation seines Unternehmens in Nachhaltigkeitsgesprächen der Textilindustrie häufig zu Wort. Sein Verdienst, oder das seiner Forschungsabteilung, besteht in der Entwicklung der patentierten Kunstfaser Econyl, die in einem Upcyclingprozess aus zu Granulat verarbeitetem Plastikmüll hergestellt wird. Damit versinnbildlicht sie als Materialgrundlage das, was derzeit als „Circular Fashion“hoch im Kurs steht.
In einer Übersicht der Modemarken, die mit dem Material Econyl arbeiten, finden sich auch Prada und, ab Herbst, Gucci. Viele Abnehmer sind im Bereich der sogenannten Athleisure tätig, bei dem Kunstfasern aufgrund ihrer Materialeigenschaften gern eingesetzt werden. „Als ich vor sechs Jahren die Lancierung meiner Marke vorbereitet hatte und ganz klar den Fokus auf nachhaltige Materialien legen wollte, gab es noch wenig Angebot – und kaum Firmen, die mit Econyl arbeiteten“, sagt Barbara Gölles.
Ihr Bademodelabel Margaret and Hermione hat dann mit einem in der Tat sehr zirkulären Storytellingansatz gestartet, da auch alte Fischernetze zu Econyltextilien verarbeitet werden. „Die Kombination aus nachhaltigem Material und Bademode war neu, damit konnte ich eine Nische besetzen“, erinnert sie sich. „Seit damals hat sich aber unglaublich viel getan, auch das Bedürfnis auf Konsumentenseite is stark angewachsen.“
Kinderfreundlich. Mit ihrer 2 lancierten Modelinie Noenael stößt auch die Hamburgerin Lina ttcher in eine klare Nische vo ersönliche Erfahrungen mit de Thema Hautkrebs und ihre Rolle als Mutter von zwei Söhnen ließen Boettcher erkennen, wie wenig zufriede tellend das spezialisierte Angebot im h der Kinderbademode sei.
„Besonders Sonnenschutzshirts, sogenannte Rashguards, gibt es selten mit einem De n, das mich zufriedenstellt“, erzählt die Neomodeunternehmerin. eles sei etwas zu auffällig und nt für ihren Geschmack – „e gibt kaum etwas Zeitloses und da stört mich nic ht nur ästhetisch, so ndern auch wegen des Nachhaltigk sgedankens“.
Anna Breit fotografierte das aktuelle Lookbook des Labels Margaret and Hermione.
BAuch sie stieß auf Econyl als Material, das ihren Ansprüchen genügte, und so arbeitete sie seit dem Vorjahr an dem Sortiment und Vertriebskanälen für ihre Marke. Die Lancierung der Kollektion musste im Coronafrühling etwas verhaltener erfolgen als von Boettcher geplant – ihr wichtigster Vertriebskanal ist bis auf Weiteres der eigene Onlineshop. „Die ersten Reaktionen sind gerade wegen des nachhaltigen Materials gut, aber ich kann noch nicht absehen, wohin die Reise mit meiner Marke gehen wird.“
Eine halbe Premiere mit Bademode legten die Wienerinnen Maria Neffe und Veronika Bäck in diesem Sommer mit ihrem Label Studio Miyagi hin: Letztes Jahr kreierten die beiden für den Shop der Wiener Linien eine kleine Kapselkollektion, die sich als äußerst publikumswirksam erwies. Heuer knüpfen sie an diesen Erfolg an und verlassen ihre Stammdomäne der nachhaltigen Bodywear. „Unsere Wäschelinie ist eher minimalistisch gehalten“, sagt Bäck. „Darum bekommen wir immer wieder Anfragen, ob sie auch als Bademode verwendet werden kann. Darauf wollten wir jetzt eine Antwort geben.“
Das Material, das für die neue „Heimat Holidays“-Kollektion von Studio Miyagi verarbeitet worden ist, stammt aus Textillagern und ist sogenannter „Dead Stock“. Auch hier liegt somit der Fokus auf Nachhaltigkeit, man setzt auf die Verarbeitung von Überproduktion. „Qualität und zeitlose Schnitte sind unseren Kunden wichtig“, unterstreicht Maria Neffe. „Einen Badeanzug oder Bikini kauft man sich meist nur einmal pro Saison, darum sind viele auch bereit, ein bisschen mehr Geld für ein Modell auszugeben.“
Weg vom Plastik. Um saisonal unabhängiger agieren zu können, hat Barbara Gölles ihr Sortiment mittlerweile von Bade- auf Sportbekleidung ausgeweitet und damit den komplementären Schritt zu Studio Miyagi vollzogen. Und sie ging zwischendurch wieder auf die Suche nach neuen Stoffen: „Auch wenn es recycelt ist: Plastik bleibt Plastik“, sagt sie. Glücklicherweise sei mit der steigenden Nachfrage auch der Anreiz für die Entwicklung neuer Materialien gewachsen. So soll ihre nächste Kollektion aus einer Faser auf Pflanzenölbasis bestehen. Wenn sie auf den Markt kommt, ist die diesjährige Badesaison allerdings schon vorbei.
Noch 2018 ging sie auch auf die Firma Vossen zu und bot sich, nachdem sie akkurat in der „Presse“einen Text über die Offenheit für neue Wirkungsbereiche gelesen hatte, als Kooperationspartnerin an. Seit dam als entwickelte man die jetzt mit der Sommersaison lancierte Dolce-Vita-Kapselkollektion: „Der Prozess hatte eher lang gedauert, weil die Umstellung der Produktion aufwendig war und Vossen aber nicht auslagern wollte.“
Der Sommer 2020 ist nun zwar beileibe nicht der beste Zeitpunkt, um mit einem neuen Vorstoß von sich reden zu machen. Hrdlicka hofft aber, dass es zu einer Fortsetzung der Zusammenarbeit kommt. Am Material Frottee reizt sie der Retrocharakter und die nostalgische Note: „Außerde mistes wohl der beste Zeitpunkt für eine Mode, die das Heimelige aus dem Badezimmer auf die Straße bringt.“