»Ich dachte, das geht eh bald vorüber«
Die Geschichte eines Cateringunternehmens, das mit viel Herzblut aufgebaut wurde. Und wegen Corona bei null steht.
Margit Köffler fährt jeden Tag in die Firma. Obwohl sie das genau genommen nicht müsste, es gibt dort nämlich nicht allzu viel zu tun. „Ich arbeite halt an neuen Ideen“, sagt sie. „Und hin und wieder gibt es von Kunden auch Anfragen, die ich bearbeite.“Immerhin. In den vergangenen Monaten war in ihrem Betrieb nämlich absolut nichts los: Von den meisten der 20 Mitarbeiter musste sich Köffler trennen, nur mehr vier sind der Firma geblieben, doch die sind in Kurzarbeit. Es ist still geworden bei „Tip Top Table“.
So heißt das Unternehmen, das Margit Köffler in den 1990er-Jahren gegründet hat. Und es ist eigentlich irgendwie zufällig entstanden: 1995 hatte Köffler ein fünf- und ein zweijähriges Kind. „Ich wollte beruflich unbedingt etwas machen“, erzählt sie. Also begann sie, für eine damals in den Rosenhügelstudios produzierte Sitcom mit Live-Publikum Getränke und Brötchen anzubieten.
Margit Köffler
gründete ihr Cateringunternehmen Tip Top Table in den 1990erJahren.
Das Unternehmen
ist schnell gewachsen und erhielt als erstes der Branche das österreichische Umweltzeichen.
Ein Jahr lang hat sie das gemacht, und dann bekam Köffler Lust auf mehr: Sie machte kleine Caterings für Filmproduktionen. Doch das war aufgrund der höchst fordernden Arbeitszeiten schwer mit ihrer Mutterrolle vereinbar. Sie gründete also ihr „Tip Top Table“, das Caterings im überschaubaren Rahmen machte.
Immer anwesend. Ihre Kinder sind längst erwachsen und mit ihnen auch das Unternehmen. Mundpropaganda hat da natürlich sehr geholfen. Aber Köffler war auch immer bei jeder von ihr mit Essen belieferten Veranstaltung dabei. „Sobald einer der Gäste das Essen lobte, bin ich mit einer Visitenkarte hin“, erzählt sie. Sie spezialisierte sich auf regionale und saisonale Lebensmittel und erhielt als erstes Cateringunternehmen das österreichische Umweltzeichen. Bald hat sie regelmäßig gewaltige Aufträge an Land gezogen. Von großen Konzernen, von Kongressen.
Rund 250 Veranstaltungen waren es pro Jahr, durchschnittlich mit 100 bis 500 Gästen. Aber auch Events mit 1500 Besuchern waren dabei.
2019 wurde es plötzlich schwierig: „Der Juni ist traditionell unser stärkster Monat“, sagt Köffler, „weil es da 30 Tage lang Events gibt.“Für den Juni 2019 hatte „Tip Top Table“also einen prallvollen Kalender. Und dann platzte die türkis-blaue Regierung. „Bei mir sind etliche Events von einem Tag auf den anderen abgesagt worden“, erzählt sie, „weil viele einen Minister oder eine Ministerin als Redner gebucht hatten.“Dann wurde auch noch das ÖVP-Sommerfest in Schönbrunn, mit dem Köffler beauftragt worden war, storniert. 2019 konnte sie also abschreiben.
In 2020 hatte sie daher große Hoffnungen gesetzt. Und die Auftragslage konnte sich auch durchaus sehen lassen. Doch dann kam Corona. Ende Februar gab es erste Absagen für Kongresse im März, im April, im Mai.