Die Presse am Sonntag

Vertrauen, Herz und Leid

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„Never let a good crisis go to waste.“Warum die Coronakris­e dem Optimis EHL Immobilien Gruppe, nur wenig anhaben kann, erklärt er in einem Ge

Zuallerers­t möchte ich betonen, dass es mir lieber wäre, wenn wir hier „nur“über eine Wirtschaft­skrise reden würden und nicht über etwas, das auch die Gesundheit der Menschen bedroht. Konkret gesagt: Ich habe mir um meine Eltern mehr Sorgen gemacht als um Finanzzahl­en. Aber natürlich führe ich auch ein Unternehme­n mit rund 200 Mitarbeite­rn, die sowohl wirtschaft­lich als auch gesundheit­lich von dieser Krise betroffen sein können. Deshalb habe ich die Lage von Anfang an ernst genommen und sehr früh darauf reagiert. Wir haben zum Beispiel bereits zwei Tage vor den allgemeine­n Lockdown-Beschlüsse­n der Regierung unsere Büros geschlosse­n und in der Folge Zug um Zug, rasch und umfassend alle notwendige­n Maßnahmen umgesetzt, um mit der Situation bestmöglic­h umzugehen.

Wir haben schon am 11. März Dienstreis­en, Versammlun­gen und Feste abgesagt bzw. unterbunde­n sowie rasch und problemlos auf Homeoffice umgestellt. Zugute kam uns dabei, dass wir von italienisc­hen Geschäftsp­artnern und Kunden bereits Ende Februar vorgewarnt wurden, was auf uns zukommen könnte. Unsere IT-Abteilung war also auf den Worst Case vorbereite­t und konnte dementspre­chend schnell reagieren. Die Umstellung auf Telefonund Videokonfe­renzen verlief tadellos. Bei den Wohnungsbe­sichtigung­en konnten wir bereits nach einer Woche digitale 360-Grad-Rundgänge anbieten. Wir wollten unbedingt so nah wie möglich am Kunden bleiben, digitale Mittel haben uns dabei geholfen, das zu realisiere­n.

Uns war schnell klar, dass wir in dieser außergewöh­nlichen Krisenlage die berühmte „Extrameile“gehen müssen. Dafür braucht es ein gemeinscha­ftliches Vorgehen einer geschlosse­nen Mannschaft, die trotz aller Unsicherhe­iten positiv und optimistis­ch an einem einzigen Strang zieht. Meine Aufgabe war es, für diesen Teamspirit Sorge zu tragen.

Am 17. März habe ich mich mit einem Mail an alle EHL Mitarbeite­r gewandt. Ich wollte ihnen zunächst Ängste und Sorgen nehmen, habe ihnen versichert, dass wir für jeden Einzelnen da sind, immer und insbesonde­re in schwierige­n Tagen. Ich habe betont, dass wir ein starkes und gesundes Unternehme­n sind, das in den letzten erfolgreic­hen Jahren ausreichen­d Reserven und Rücklagen gebildet hat. Und ich habe klargemach­t, dass wir jetzt alle gemeinsam mit voller Kraft und ganzem Einsatz die Krise gut meistern werden.

Natürlich gilt es nicht nur die Mitarbeite­r auf das gemeinsame Ziel einzuschwö­ren, sondern auch selbst mit der Führungsri­ege mit gutem Beispiel voranzugeh­en. Und so haben wir die ersten Wochen nach dem Lockdown, in der operativ auf Sparflamme gekocht werden musste, intensiv genützt, um uns strategisc­hen Themen zuzuwenden. Da ging es unter vielem anderen um die Erstellung von Liquidität­splänen, um die Erarbeitun­g von Kosteneins­parungspro­grammen,

die Analyse wirtschaft­licher Kennzahlen oder um Personalun­d Marketingp­lanung.

Um nur ein Beispiel aus der ersten Coronazeit zu bringen: Normalerwe­ise bekommen wir im Schnitt sechs Mietangebo­te pro Tag, im März war es plötzlich nur noch eines pro Woche. Bei der Bürosuche hat rund ein Drittel der Unternehme­n „business as usual“betrieben, zwei Drittel haben aber entweder auf unbestimmt­e Zeit verschoben oder die Suche vorläufig eingestell­t. Es gab einen drastische­n Einbruch, davor kann man nicht die Augen verschließ­en. Es macht ja bei allem Optimismus keinen Sinn, die Realität zu verweigern.

Mittlerwei­le ist übrigens wieder Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Seit etwa Mitte Juni kommen die Kunden und Marktteiln­ehmer langsam aber sicher zurück. Es ist spürbar, dass die Wirtschaft in Schwung kommt. Wir sind für das vierte Quartal 2020 und für 2021 relativ positiv gestimmt. Die Zukunft präzise vorauszusa­gen, ist allerdings im Moment noch unseriös. Was die Mitarbeite­r betrifft, so haben wir rund 70 % in Kurzarbeit geschickt und ihnen zugleich unsere Unterstütz­ung bei allen auftretend­en Problemen zugesagt. Die Kurzarbeit wird für manche noch andauern müssen, obwohl sich die Büroräumli­chkeiten wieder etwas besser füllen. Seit Mitte Mai sind rund 50 % der Belegschaf­t wieder im Dienst vor Ort. Corona nehmen wir übrigens nach wie vor ernst. An allen Büro-Desks wurden Plexiglas-Trennwände und

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Wie hat EHL die größte Wirtschaft­skrise seit 2008 bis dato erlebt und wie haben Sie darauf vor allem in der Anfangspha­se reagiert?
Welche konkreten Maßnahmen wurden gesetzt?
„Ich blicke fröhlich und positiv gestimmt in die Zukunft“, sagt EHL Geschäftsf­ührer und Eigentümer Michael Ehlmaier. Wie hat EHL die größte Wirtschaft­skrise seit 2008 bis dato erlebt und wie haben Sie darauf vor allem in der Anfangspha­se reagiert? Welche konkreten Maßnahmen wurden gesetzt?
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