TRAUDE ROCHOWANSKI
Gruppenleiterin bei den Wiener
Pfadfindern mit 142 Mitgliedern, arbeitet neben ihrem Job in der Caritas derzeit mit Hochdruck an der Umsetzung zweier solcher Lager für ihre Gruppe. „Normalerweise planen wir so ein Lager ein Jahr“, erzählt sie. Jetzt haben sie Wochen dafür Zeit. Und mehr Arbeit. Denn die Vorgaben zu erfüllen, ist alles andere als einfach. Bei den Pfadfindern will man alles besonders gut machen. Das heißt, es gibt Covid-19-Schulungen für die Betreuer, außerdem muss jede Gruppe ein Präventionskonzept erstellen, in dem steht, wie die Gruppe einen Ausbruch verhindern kann, aber auch, wie sie im Falle eines Ausbruches mit den Kindern umgehen (siehe links).
Keine Partys vor dem Ferienlager. So müssen die Teilnehmer ein Kontakttagebuch bis zu 14 Tage vor dem Camp führen, das analog und verschlossen abgegeben und im Falle eines Ausbruchs hergezeigt wird. Für die infizierten Kinder müssen Isolationsräume oder Zelte zur Verfügung stehen. Und auch Verhaltensempfehlungen bekommen Eltern, Kinder und Jugendliche. Etwa: Tage vor dem Camp keine Partys mehr zu besuchen, im Supermarkt doch Masken aufzusetzen oder den Urlaub vorm Camp bitte nicht unmittelbar in einem Hochrisikoland abzuhalten. „Es gibt auch Gruppen, die alle am Tag vorm Lager durchtesten lassen.“Rochowanski und ihre Kollegen haben sich dagegen entschieden.
Wer ins Camp fahren will, muss ein Kontakttagebuch bis zu 14 Tage davor führen.
Immerhin: Der Vorteil eines Pfadfinderlagers sei, dass man währenddessen eher isoliert sei und sich viel im Freien aufhalte. Da lässt sich der Abstand zwischen den einzelnen 20erGruppen auch leichter halten. Denn sind es mehr als 20 Kinder, werden die Gruppen in mehrere geteilt und dürfen sich während des Lagers nicht zu nahe kommen. Wie schwierig das werden kann, weiß Sophie Göschl, Gruppenleiterin der Pfadfindergruppe 21 „Liechtenstein“in Wien. Für das Ferienlager der Sieben- bis Zehnjährigen haben sich 21 Kinder angemeldet. „Wir machen halt jetzt zwei Minilager“, sagt sie. Zur gleichen Zeit am gleichen Ort und trotzdem getrennt, was ein enormer logistischer, aber auch Betreuungsaufwand sei. Das Lager soll in knapp drei Wochen stattfinden – Zusagen kann Göschl aber erst jetzt, was bis zuletzt für Unsicherheit bei den Eltern sorgte. „Die Verordnungen sind nicht einfach umzusetzen. Am Papier ist vieles einfacher als in der Realität.“
Sie tun es für die Kinder: „Es ist für sie verdammt wichtig, wieder soziale Kontakte und so etwas wie Normalität zu haben“, sagt Traude Rochowanski. Wie sehr die Camps gefragt sind, weiß sie: „So schnell wie in diesem Jahr haben sich die Kinder noch nie angemeldet.“Und: „Wir haben jetzt noch Eltern, die fragen, ob ihre Kinder bei den Pfadfindern einsteigen können. Wohl in der Hoffnung, dass sie noch im Lager mitkommen.“Das sei in der Regel aber nicht mehr möglich.