Die Presse am Sonntag

Prag? Wann, wenn nicht jetzt?

- VON HANS-JÖRG SCHMIDT

Kein Geschubse, viel Platz, nur wenig Touristen.

Halb leer ist Tschechien­s Hauptstadt an der Moldau besonders verlockend.

Eine halbe Stunde bestimmt ist das Pärchen stumm an der Aussichtsr­ampe der Burg gestanden und hat einfach nur den Blick genossen. Nächtliche Regengüsse haben Prag, die „Schöne an der Moldau“, frisch gewaschen. Langsam leckt die Sonne die roten Dächer der barocken Wohnhäuser und der pompösen Botschafts­paläste der Kleinseite wieder trocken. Über der Altstadt, dort wo die beiden ungleich dicken Türme der Teynkirche und seit Kurzem auch eine Replik der Mariensäul­e den Altstädter Ring bewachen, liegt ein bisschen Dunst. Die Karlsbrück­e nimmt sich mit den aus der Entfernung winzigen Menschen wie ein enger steinerner Ameisenpfa­d aus.

„Das ist sooo schön“, bricht es plötzlich aus der Besucherin heraus, sie umarmt und küsst ihren Mann. Ein paar Umstehende klatschen spontan. Das Touristenp­aar aus dem Waldvierte­l fühlt sich ertappt und lächelt verlegen. Er schon Rentner, sie mit drei Tagen Resturlaub. „Mein Mann hat am Wochenende im Fernsehen eine Reportage über das touristenf­reie Prag gesehen. Da die Grenzen aber nun wieder offen sind, haben wir uns auf den Weg gemacht. Es ist einfach traumhaft hier!“

Mit der Übernachtu­ng haben sie auch Glück gehabt. Im Hotel direkt an der Karlsbrück­e gelten noch „Coronaprei­se“. 89 Euro für zwei Nächte im Doppelzimm­er. Im Bierlokal „U Fleku˚“, das sie aus früheren Prag-Zeiten kannten, hätten sich sogar die Kellner für ihren Besuch bedankt. Das Etablissem­ent ist als „Touristenf­alle“der schlimmere­n Art bekannt. Aber offenkundi­g haben unter Corona auch die Härtesten gelitten.

Nicht alles hat das Virus in Tschechien verändert: „Gleich hinter der Grenze sind wir wie viele andere in einer Wechselstu­be über den Tisch gezogen worden. Die gaben uns für 100 Euro nur 1940 Kronen. Gestern haben wir in Prag erfahren, dass es 2600 Kronen hätten sein müssen.“Zum Beweis nestelt die Frau den Beleg des dreisten Betrugs aus der Handtasche. „Aber auf die Kette, die mir mein Mann gekauft hatte, gab es 30 Prozent Rabatt.“

Stille. Nur gute Erfahrunge­n hat ein Ehepaar aus dem deutschen Cottbus gemacht. Dabei wollten die beiden um diese Zeit eigentlich in Italien am Strand liegen. Sie waren vor acht Jahren zuletzt hier. „Uns kommt Prag diesmal noch schöner vor. Nirgendwo Gedränge und Geschubse. Früher war man nach einem Tag immer völlig fix und fertig. So hat Corona am Ende einen schönen Nebeneffek­t.“

Gespenstis­ch still mutet es auf dem Burghof mit dem majestätis­chen Veitsdom an. Vor Corona standen hier täglich Tausende in einer endlosen Schlange, um im Tschechien­s größten Gotteshaus Einlass zu bekommen, nachdem sie vorher schon bis zu zwei Stunden an den Sicherheit­skontrolle­n der Polizei am Eingang zum Burgareal hatten zubringen müssen. Jetzt lauscht nur eine Reisegrupp­e aus der tschechisc­hen Provinz einer Führerin. Sie erzählt, dass es mit Peter Parler aus Schwäbisch Gmünd ein Deutscher war, der von Kaiser Karl IV. als Dombaumeis­ter nach Prag gerufen wurde, um den Dom nach dem Vorbild französisc­her Königskath­edralen zu errichten.

Gähnend leer auch die große Touristeni­nformation. „Hier war drei Monate alles zu, wir waren im Home-Office

ls Tochter von Melanie Griffith und Don Johnson wuchs Dakota Johnson praktisch auf Filmsets auf, für Stiefvater Antonio Banderas stand sie als Neunjährig­e erstmals für den Film „Crazy in Alabama“vor der Kamera. Später scheiterte sie zwar bei der Aufnahmepr­üfung an der Schauspiel­schule, begann aber vor zehn Jahren mit „The Social Network“doch ihre eigene Karriere. Dank der „Fifty Shades of Grey“Trilogie ist die 29-Jährige inzwischen längst ein Star ,d er mit Filmen wie „Suspiria“, „Bad Times at the El Royale“oder „The Peanut Butter Falcon“auch ein Händchen für kleinere, anspruchsv­olle Filme bewiesen hat. Anlässlich der Komödie „The High Note“, die seit 26. Juni in ausgewählt­en Kinos sowie online als Video-on-Demand zu sehen ist, sprachen wir mit Johnson via Zoom.

Miss Johnson, passend zu Ihrem neuen Film „The High Note“, in dem Sie eine aufstreben­de Musikprodu­zentin spielen, sitzen Sie gerade vor einem Klavier. Spielen Sie auch selbst?

Dakota Johnson: Ja, ich habe tatsächlic­h für den Film Klavierspi­e len gelernt. Oder sagen wir es mal so: Ich habe zumindest gelernt, vier Songs auf dem Klavier zu spielen. Ich hatte immer frühmorgen­s Unterricht, bevor ich losmusste zum Dreh. Außerdem habe ich viel Zeit mit meiner Freundin Annie Clarke verbracht, die viel als Produzenti­n tätig ist und unter dem Namen St. Vincent auch selbst Musik macht. Durch sie, aber auch durch zahlreiche Interviews mit Frauen, die in der Branche arbeiten, habe ich einen ganz guten Einblick bekommen, was es heißt, eine der wenigen Produzenti­nnen in der Musikindus­trie zu sein.

Haben Sie auch bestimmte Musik gehört, um sich einzustimm­en?

Ich mache mir für jeden Film spezifisch­e Playlisten. In diesem Fall gab es außerdem ein bestimmtes ArethaFran­klin-Album, das ich ständig gehört habe. Und kurz vor Beginn der Dreharbeit­en erschien das neue Album des tollen Musikers Wise Blood, das lief bei mir dann auch rauf und runter.

Welche Rolle spielt denn Musik insgesamt in Ihrem Leben?

Mein Vater hörte früher zu Hause ständig Musik, von morgens bis abends. Außerdem sind meine beiden älteren Brüder Musiker. Ich bin also aufgewachs­en mit Musik, in jeder Hinsicht. Was ich von meinem Vater mitbekomme­n habe, war vor allem klassische­r amerikanis­cher Rock. Meine Brüder standen eher auf Grunge und Rap, was man in den Neunzigern eben so hörte, von Nirvana und Pearl Jam bis A Tribe Called Quest. Damit ist meine musikalisc­he Prägung ganz gut umrissen.

Ihre Figur in „The High Note“ist nicht nur Produzenti­n, sondern verdient ihr Geld zunächst vor allem als persönlich­e Assistenti­n eines Popstars, der sie nicht immer nett behandelt. Wahrschein­lich muss man als prominente­r Mensch ganz schön aufpassen, dass Herumkomma­ndieren keine Selbstvers­tändlichke­it wird, oder?

Na ja, ich fand immer schon, dass jeder Mensch es verdient hat, mit Respekt, Dankbarkei­t und Freundlich­keit behandelt zu werden. Und das gilt ganz besonders für Menschen, die mir in meinem Alltag helfen. Ich bin so dankbar dafür, dass ich sie habe, dass ich mir immer wünsche, dass sich jeder unterstütz­t und wertgeschä­tzt und glücklich fühlt. Ich vergöttere meine Assistenti­n und wäre aufgeschmi­ssen ohne sie.

Aber so viel Dankbarkei­t seitens der Arbeit

Dakota Johnson

wurde 1989 in Austin, Texas geboren. Sie ist die Tochter der Schauspiel­er Don Johnson und Melanie Griffith.

Johnson ist als Schauspiel­erin und Model tätig. Sie spielte u. a. in den Filmen „Crazy in Alabama“, „The Social Network“und in der „Fifty Shades of Grey“-Trilogie mit sowie in „Suspiria“, „Bad Times at the El Royale“oder „The Peanut Butter

Falcon“. Derzeit ist sie in der Komödie „The High Note“zu sehen – in ausgewählt­en Kinos sowie online als Video-on-Demand. geberin ist sicher keine Selbstvers­tändlichke­it . . .

Ohne Frage habe ich in meinem Leben schon häufig beobachtet, dass Leute in unserer Branche ihre Angestellt­en fürchterli­ch behandeln. So ein respektlos­es Verhalten gegenüber seinen Mitmensche­n finde ich immer traurig. Und ziemlich langweilig.

Sagen Sie dann etwas?

Hm, nicht wirklic h...Sowir klich geht michdasjan­ichtsan.

Kürzlich haben Sie Ihr Regiedebüt gegeben, bei dem Musikvideo „Cry Cry Cry“von Coldplay, der Band Ihres Lebensgefä­hrten. Haben Sie also Ambitionen, die über die Schauspiel­erei hinausgehe­n?

Klar, ich habe noch viele Pläne. Ich hätte nichts dagegen, noch mehr Musikvideo­s zu inszeniere­n. Und habe inzwischen auch eine eigene Produktion­sfirma. Aber vor allem möchte ich einfach weiter gute Filme drehen, nicht zuletzt als Schauspiel­erin.

Besonders stolz waren Sie zuletzt auf Ihren Film „The Peanut Butter Falcon“, nicht wahr? Darin spielten Sie mit Ihrem Kollegen Zack Gottsagen, der das Downsyndro­m hat.

In gewisser Weise hat dieser Film mein Leben verändert. Ich glaube, dass ich durch diesen Film in Zukunft mehr erwarte. Von mir selbst, aber auch von der ganzen Arbeitssit­uation. Ich kann nicht mehr zufrieden sein mit dem Gefühl, einfach einen guten Job gemacht zu haben. Ich muss mehr spüren, mehr in die Tiefe gehen. Manchmal ist es ja so, dass man sich irgendwie so durchmogel­t in der Arbeit. Dass man die Rolle schon ganz gut meistert, aber nie wirklich das Gefühl hat, bis zum absolut Innersten vorgedrung­en zu sein. Und das ist auch okay, das reicht für manche Filme total aus. Aber wirklich genügen wird mir das künftig nicht mehr , jet zt, da ich weiß, wie man sich im Job auch fühlen kann.

Die eben erwähnte eigene Firma heißt Teatime Pictures, Sie führen sie gemeins ammit Ihrer guten Freundin Ro Donnelly. Auf Ihrem Instagram-Account posten Sie Filmund Serientipp­s im Namen von Teatime, aber nie Privates. Warum eigentlich nicht? Das ist einfach nicht mein Ding. Ich bin darin nicht gut. Ich würde mich dort persönlich zu entblößt fühlen, und das ist nichts, worauf ich besonders scharf bin. Also lasse ich es lieber bleiben. Ich hatte mich damals überhaupt nur angemeldet, um Aufmerksam­keit für meinen Podcast „The Left Ear“zu erregen, in dem Frauen ihre Erfahrunge­n mit Gewalt, Belästigun­g und Diskrimini­erung teilen.

Sie sind ohnehin bekannt dafür, Ihre Privatsphä­re stets so gut wie möglich zu schützen. Sind Sie als Tochter prominente­r Eltern einfach ein gebranntes Kind, was den Ruhm angeht?

Nein, aber man gewöhnt sich einfach nie daran. Zumindest ich nicht.

Hat es auch Vorteile, im Rampenlich­t zu stehen?

Nachdem ich mein ganzes Leben dort verbracht habe, kann ich sagen, dass ich zumindest ein gutes Radar für Heuchler habe (lacht). Das heißt nicht, dass ich niemandem mehr über den Weg traue oder nicht auch mal neue Freundscha­ften schließe. Aber meine engsten Freunde, auf de r en Loyalität und Ehrlichkei­t ich immer setzen kann, kenne ich wirklich alle schon sehr lang. Wobei Freundscha­ften in diesem Beruf natürlich auch so eine Sach es ind, schließlic­h bin ich ja ständig unterwegs. Deswegen gebe ich mir immer größte Mühe, für meine Freunde und meine Familie, wenn schon nicht physisch, dann zumindest emotional anwesend zu sein.

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AFP Ein Straßenkün­stler vollführt auf einem mobilen Trampolin Kunststück­e vor der Kulisse des leeren Prag.
 ?? Getty Images ?? „Ich mache mir für jeden Film spezifisch­e Playlisten“, sagt Schauspiel­erin Dakota Johnson.
Getty Images „Ich mache mir für jeden Film spezifisch­e Playlisten“, sagt Schauspiel­erin Dakota Johnson.

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