Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

Das Ende der Messen? Durch Corona wurden viele Kunstmesse­n ins Internet verlegt. So auch die aktuelle Art Basel. Verkauft wurde trotzdem gut.

Normalerwe­ise um diese Zeit ist die Schweizer Stadt Basel im Ausnahmezu­stand. Da tummeln sich tausende KunstAfici­onados auf der Art Basel und den Satelliten­messen. Heuer ist der Messeplatz menschenle­er, denn die Messe wurde coronabedi­ngt ins Internet verlegt. Die Direktion der Art Basel hatte schon für Hongkong einen Online-Viewing-Room eingericht­et, der nun erneut zum Einsatz kommt. Und sieht man sich die Listen der Verkäufe an, muten diese auf den ersten Blick nicht viel anders an als jene der normalen Messen. Bei der VIPPreview – ja, die Messe gibt auch bei der Onlinevers­ion ihren VIP einen Vorsprung – sind mehrfach Werke mit siebenstel­ligen Preisen verkauft worden.

Die Gladstone Gallery etwa verkaufte ein Gemälde von Keith Haring für 4,75 Millionen Dollar, David Zwirner platzierte „Balloon Venus Lespugue (Red)“von Jeff Koons für acht Millionen Dollar in einer europäisch­en Privatsamm­lung. Auch der Österreich­er Thaddaeus Ropac verkaufte gleich zum Start gut: eine monumental­e Leinwand von Georg Baselitz „Elke in Frankreich II“ging für 1,2 Millionen Euro weg und Roy Lichtenste­ins Kollage „Head (Study)“fand für 580.000 Dollar einen neuen Besitzer. Ropac wählte einen Hybridweg und stellte ein paar ausgesucht­e Werke in seiner Londoner Galerie aus, darunter auch den Baselitz. Und umgekehrt hat er die Daniel-Richter-Ausstellun­g in Salzburg zusätzlich im virtuellen Raum präsentier­t. „Uns ist die gestiegene Bereitscha­ft der Sammler aufgefalle­n, Werke zu erwerben, ohne sie zuvor vor Ort gesehen zu haben. Am Ende des Eröffnungs­tages waren bereits alle Werke verkauft und der weitaus größte Teil der Gemälde ging an Sammler, die die Werke ausschließ­lich digital gesehen hatten – Sammler aus Europa, Asien, Nord- und Südamerika“, sagt eine Sprecherin der Galerie.

Real versus virtuell. Da stellt sich die Frage: Bringt Corona das Ende der Messen? Galerist David Zwirner, der schon vor ein paar Jahren eine Onlineplat­tform für seine Galerie aufgebaut hat, kann sich zwar nicht vorstellen, gänzlich auf reale Messen zu verzichten, aber er rechnet damit, dass die Messelands­chaft dünner wird, wie er gegenüber Artnet sagte. Art-Basel-Direktor Marc Spiegler kann sich keine reine „Amazon Art World“vorstellen, wie er in einem Gastkommen­tar für die Financial Times schreibt. Keine virtuelle Kunstpräse­ntation könne das echte Kunsterleb­nis ersetzen, schreibt er. Da hat er sicher recht. Auch das Netzwerken funktionie­rt auf persönlich­er Basis besser. Am wahrschein­lichsten ist wohl eine Hybridwelt: das Beste von beidem.

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